"Wir gehen nicht in ein Spiel und sagen, dass das ein leichtes ist."
"Wir sind froh, dass er dabei ist. Er bringt einen gewissen Star-Faktor mit", sagte Calaycay bei langsam untergehender Sonne. Trotz der neuen Aufmerksamkeit, die die Franchise aufgrund der medialen Wirksamkeit genießt, warnte der US-Amerikaner, dass man sich davon nicht blenden lassen dürfe, sondern "weiterhin als Team performen" müsse.
Maierhofer habe aber bereits die Head-Coach-Ikone beeindruckt. Die Grundlagen seien vorhanden, der Niederösterreicher überzeugte bislang mit seiner "Größe und seinem Kick-Off". Calaycay nutzte für den "Anstoß" gar das Wort "Power-Kick". Trotz der beeindruckenden Lernkurve gebe es für das Spiel am Sonntag in Prag keine Startplatzgarantie, betonte der 49-Jährige.
Vikings im Finale? "Muss kommt von außerhalb"
Calaycay führte die Vikings in ihrem ELF-Premierenjahr (2022) sensationell ins Finale, indem das Team die Hamburg Sea Devils mit 27:15 schlug und sich zum Meister krönte. Nach der bitteren Niederlage 2024 gegen Rhein-Fire (20:51) möchten die "Wikinger" heuer neu angreifen und das letztjährige Finale vergessen lassen.

Doch von einem "Muss", auf Biegen und Brechen den Titel gewinnen zu müssen, wollte der Head Coach nicht sprechen: "Dieser 'Muss' kommt von außerhalb. Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren, denn unser Standard ist sehr hoch. Natürlich wollen wir in Stuttgart spielen und die Meisterschaft gewinnen, aber wir haben bis dahin noch viel zu tun."
Die erste Hürde werden die Lions aus der tschechischen Hauptstadt sein – eine Franchise, gegen die die Vikings in den bisher vier Duellen stets als Sieger vom Platz gingen. Auf die einfache Schulter nehmen wolle das Calaycay allerdings nicht.
"Wir gehen nicht in ein Spiel und sagen, dass das ein leichtes ist", warnte der US-Amerikaner vor einer Fehleinschätzung der Konkurrenz. "Wenn wir ins Spiel gehen und performen, sollten wir als Sieger vom Platz gehen, ansonsten nicht."
Ogbevoen kehrt heim: "Will einer der besten Spieler sein"
Bei den Vikings waren 27 Neuzugänge in der Off-Season zu verzeichnen – die größte Baustelle, an der Head Coach Calaycay im Winter arbeiten musste, wie er vermerkte: "Die ELF hat einen echten Spielermarkt. Wir bauen an unserem Roster und Schlüsselspieler unterschreiben entweder für die ganze Saison oder gleich für die nächsten Jahre. Wir schauen auch auf unsere jungen Spieler, auf die aus der Akademie und achten darauf, dass unsere Home-Grown- und Import-Spieler top sind."
Einer der Neuzugänge ist Ex-Jugendspieler Lucky Ogbevoen, der nach seinem Jahr in der Canadian Football League bei den Winnipeg Blue Bombers wieder für die Vikings seine Schuhe schnürt. Der gebürtige Wiener und Calaycay kennen sich aus alten Tagen, als Ogbevoen in den Nachwuchsmannschaften der Simmeringer spielte.
"Er ist einen anderen Weg gegangen, hat in der ELF Erfahrung (bei den Stuttgart Surge und Raiders Tirol, Anm.) gesammelt und hat in Kanada gespielt. Er ist ein anderer Spieler als früher, aber er kennt die Defense, das Team", attestierte der 49-Jährige seinem Linebacker, betonte aber: "Ich glaube, er hat einen 'Chip' auf seiner Schulter, denn er will einer der besten Spieler der ELF sein. Ich finde das super, denn es passt zu unserer Mentalität."
"Ich denke, das Mentale umfasst alles, was gerade angesprochen wurde. Es kommt wirklich darauf an, wie viel Selbstvertrauen du in ein Spiel bringst."
Attitüde, Vorbereitung, Technik, mentale Kraft – oder doch ein Mix aus allem?
Die Vikings brillieren auf beiden Seiten des Feldes – mit leichtem Vorteil für die Defense. Während die Offense "nur" Top-5 ist, lag die Defense in den letzten drei Jahren auf den Plätzen eins oder zwei bei den zugelassenen Punkten.

"Coach Auböck (Defensive Coordinator, Anm.) macht einen super Job. Er hat für mich als junger Mann gespielt und entwickelt sich aktuell als Coach. Aber das ist die Leistung des gesamten Trainerteams. Wir spielen seit 2004 die gleiche Defense und die Coaches schaffen es weiterhin, die Spieler richtig einzusetzen", gab sich Calaycay mit berechtigtem Stolz.
Was trotz der Offensivpower und der Defensivmeisterleistung an einem Spieltag am wichtigsten sei? Zwischen Attitüde, Vorbereitung, Technik und mentaler Kraft entschied sich der Head Coach für einen Mix und betonte: "Ich denke, das Mentale umfasst alles, was gerade angesprochen wurde. Es kommt wirklich darauf an, wie viel Selbstvertrauen du in ein Spiel bringst. Das bedeutet, dass du vorbereitet bist, dass sich dein Körper gut fühlt und du frei spielen kannst."
Rhein-Fire? "Das ist mein Spiel des Jahres"
In Woche drei steht das Spitzenspiel gegen den zweifachen Meister Rhein-Fire in Düsseldorf an. Damit kommt es zur Neuauflage des Finales 2024, das die Vikings mit einer Differenz von 31 Punkten verloren (zu den Highlights >>>).
Trotz der bitteren Niederlage ist Calaycay nicht von Emotionen überrannt, Wörter wie "Rache" will er gar nicht erst zulassen. Vielmehr will sich die Vikings-Legende auf das Sportliche konzentrieren und mit einem Sieg vom Platz gehen.
"Das ist mein Spiel des Jahres", betonte er und ergänzte: "Wir haben die ganze Off-Season gearbeitet. Rhein-Fire hat ein tolles Programm, das Stadion wird voll sein. Aber wir sind zunächst auf die Dinge konzentriert, die wir in der Woche gegen die Prague Lions machen müssen."