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Pöltls zweites Jahr: Die LAOLA1-Analyse

Raptors-Center geht in sein 2. NBA-Jahr. Wir analysieren seine Situation:

Pöltls zweites Jahr: Die LAOLA1-Analyse Foto: © getty

Am 26. Oktober 2016 war es soweit: Jakob Pöltl schrieb österreichische Sportgeschichte. Beim Sieg gegen die Detroit Pistons gab der Wiener sein Debüt in der NBA. Pöltl ist der erste Österreicher, der in der besten Basketball-Liga der Welt spielen darf.

Ein Jahr später wird die NBA für ihn langsam zur Routine. Die „Schonfrist“ des Rookie-Jahres ist vorbei. Jakob Pöltl geht mit den Toronto Raptors in seine zweite NBA-Saison.

Wir analysieren sein Rookie-Jahr, seine Pre-Season-Form und geben einen Ausblick auf das neue Spieljahr.

Gekommen, um zu bleiben

Pöltl wurde im NBA Draft 2016 an neunter Stelle von den Toronto Raptors ausgewählt. Der Center, der für die University of Utah auf College-Ebene gespielt hat, ist damit der erste Österreicher, der den Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt geschafft hat.

In seinem Rookie-Jahr kam Pöltl in 54 Regular-Season-Spielen zum Einsatz. Vier dieser Partien durfte er von Beginn an bestreiten. Durchschnittlich kam er auf 11,6 Minuten pro Spiel.

Er trat hauptsächlich als Rebounder in Erscheinung. In den 54 Spielen pflückte er durchschnittlich 3,1 Rebounds. Seine durchschnittlich erzielten Punkte pro Spiel liegen ebenfalls bei 3,1.

In den Playoffs durfte er sechsmal aufs Parkett. Hier kam er im Schnitt auf nur zirka vier Minuten pro Spiel. Ansonsten stehen durchschnittlich zwei Rebounds und 1,7 Punkte zu Buche.

Pöltls größtes Problem ist 2,13 Meter groß und Litauer. Der 25-jährige Jonas Valanciunas ist als Center gesetzt und zählt zu den besten Spielern auf seiner Position. Er kam letzte Saison auf 80 Spiele und kostet Pöltl wertvolle Minuten. Letztes Jahr konnte der Litauer mit insgesamt 759 Rebounds einen persönlichen Rekord aufstellen.

Mäßige Zahlen kein Problem

Auf den ersten Blick lösen Pöltls Statistiken keine Jubelstürme aus. Geht man allerdings tiefer, erscheinen die Zahlen in einem neuen Licht.

Die Raptors waren in der vergangen Saison kein Team, bei dem der Ball viel bewegt wurde. Dieser Spielstil kommt Pöltl nicht entgegen, da er seine größten offensiven Stärken besonders in der Bewegung ohne Ball hat und von Pässen der Mitspieler abhängig ist.

Wäre Pöltl nicht nach Toronto gekommen, hätte er in seinem ersten Jahr wohl eine größere Rolle gespielt. Die Raptors waren - im Gegensatz zu Mannschaften die normalerweise unter den ersten zehn im Draft wählen dürfen - ein Team mit viel Qualität, vor allem auf seiner Position.

Insgesamt darf man mit seiner Rookie-Saison zufrieden sein. Zeitweise musste Pöltl Lehrgeld zahlen, bei einem Neuling ist dies allerdings nicht überraschend. Dennoch konnte er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen.

Er hat gezeigt, dass er sich in der NBA halten kann und dass ihn dort noch eine lange Karriere erwartet. Zwar bleibt zu hoffen, dass sich sein Status über den des „Role Player“ erhöht, die Erfahrungen, die er in seinem ersten Jahr machen durfte, sind allerdings viel wert.

"Ich war schon überrascht. Nach meinen Leistungen im Camp habe ich mir schon gedacht, zumindest vorerst die Position des ersten Centers hinter Jonas Valanciunas inne zu haben."

Jakob Pöltl

Zufriedenstellende Pre-Season

Die Pre-Season begann für Jakob Pöltl mit einem Schock. Der Wiener wurde im ersten Spiel gegen die Clippers zum dritten Center degradiert. Lucas Nogueira wurde ihm in diesem Spiel vorgezogen. "Ich war schon überrascht. Nach meinen Leistungen im Camp habe ich mir schon gedacht, zumindest vorerst die Position des ersten Centers hinter Jonas Valanciunas inne zu haben", sagt der Wiener. Grund zur Beunruhigung gibt es allerdings keinen. Diese Maßnahme war vom Trainerteam von langer Hand geplant. Der Plan war, dass Nogueira im ersten Spiel, Pöltl im zweiten, zum Einsatz kommt.

Ansonsten ist die Pre-Season für Jakob Pöltl erfreulich verlaufen. Er kam in jedem Spiel zum Einsatz und, abgesehen vom ersten Spiel gegen die Clippers, in jedem Spiel auf eine zweistellige Minutenanzahl. Seinen erfolgreichsten Testspieleinsatz hatte Pöltl am 10. Oktober gegen die Detroit Pistons.

Er kam 24 Minuten zum Einsatz (zwei Minuten mehr als Valanciunas) und konnte zwölf Punkte und sechs Rebounds erzielen. Besonders freuen darf ihn, dass er in jeder Pre-Season-Begegnung, das erste Spiel gegen die Clippers ausgenommen, länger zum Einsatz kam als Lucas Nogueira. Pöltl hat den 25-jährigen Brasilianer hinter sich gelassen und wird hinter Valanciunas als Backup in die Saison gehen.

In den Pre-Season-Spielen war zu erkennen, dass die Raptors den Ball mehr laufen lassen und deutlich weniger auf Einzelaktionen gesetzt haben. Der Center erklärt: "Der Ball soll nicht so lange auf einer Position gehalten werden. Wir wollen zum Beispiel mit Dribblings zum Korb ziehen, den Ball wieder hinauspassen und auf die andere Seite schwingen. Ziel ist, die Defense in Bewegung zu halten und die entstehenden Räume zu nutzen."

Sollte diese Spielweise weiterhin verfolgt werden, dürfte sich Pöltl in der neuen Saison besser einbringen können. Pöltl konnte in der Pre-Season 14 von 15 Würfen aus dem Feld im Korb unterbringen.

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Neues Jahr, neue Chance?

"The Big Yak", wie Pöltl auch genannt wird, scheint in Toronto angekommen zu sein. Ein Beweis dafür, ist der etwas eigenartige Geburtstags-Tweet, den das PR-Team der Raptors dem Wiener zukommen hat lassen:

Dennoch, mit all diesen Vorzeichen im Kopf, wie wird Jakob Pöltls zweites Jahr in der NBA aussehen?

Negativ für den Wiener ist, dass sich die Trade-Gerüchte um Jonas Valanciunas und Serge Ibaka nicht bewahrheitet haben. Hätte zum Beispiel der Litauer die Raptors verlassen, hätte sich Pöltl berechtigte Hoffnungen auf einen Platz als Starter machen können.

Zweikampf mit Nogueira

Positiv ist allerdings, dass er sich wieder vor Lucas Nogueira positionieren konnte und mit ziemlicher Sicherheit der erste Backup hinter Jonas Valanciunas sein wird.

Dazu kommt, dass die Tiefe im Kader der Raptors geringer geworden ist. Auf der Bank sitzen viele junge Spieler und dies wird dazu führen, dass Coach Dwane Casey in der kommenden Saison kaum Experimente wagen wird.

Pöltl ist laut eigener Aussage im Abschluss besser als noch vor einem Jahr. "Ich merke, dass ich selbstbewusster und zielstrebiger Aktionen setze und vielleicht auch weniger nervös bin als in der Rookie-Saison", sagt er.

Die Möglichkeit, dass Pöltl über längere Strecken nicht, oder nur wenig spielt, ist unwahrscheinlich, jedoch trotzdem präsent. Die Raptors sind auf seiner Position gut aufgestellt.

Bei einem jungen Spieler wie ihm sind Leistungsschwankungen nie auszuschließen. Eine solche könnte ihm einen Platz auf der Bank einhandeln, vor allem wenn Nogueira ordentlich trainiert und seine Leistungen bringt.

Nichtsdestotrotz ist die Chance, dass Pöltl einen Schritt nach vorne macht, groß.

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