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Pöltl: "Will Wert als Basketballer bezahlt haben"

Free Agent! Was sich Österreichs NBA-Export wünscht - und was für Spurs spricht:

Pöltl: Foto: © GEPA

Jakob Pöltl ist zurück in Österreich. Ungewöhnlich spät - die Gründe sind bekannt. Nach dem Gesetz der Serie hätte der Heimat-Urlaub aber noch länger warten müssen.

Erstmals seit 22 Jahren sind seine San Antonio Spurs nicht in den NBA-Playoffs vertreten. Drei Siege aus den letzten vier Spielen in der "Bubble" von Orlando waren zu wenig, um die Serie am Leben zu halten.

Vielleicht waren es die letzten Auftritte von Österreichs einzigem NBA-Export bei den Texanern. Sein Vertrag ist zu Ende, er geht als "Restricted Free Agent" in die anstehende Offseason. Erstmals nach vier Jahren. Wenn es den Spurs das Geld wert ist, können sie Pöltl halten - da sie mit jedem Konkurrenz-Angebot gleichziehen können.

Bei seinem Heimat-Besuch stand er deshalb Rede und Antwort, wie es nun weitergehen soll.

Neue Rolle in der Bubble

Werbung in eigener Sache hat der bald 25-Jährige auf jeden Fall gemacht. Die jüngsten Leistungen, mit einer neuen Rolle und mehr Spielzeit ausgestattet, waren vielversprechend. 7,4 Punkte und 7,4 Rebounds standen im Schnitt zu Buche.

"Am Anfang habe ich gemerkt, dass mir die Erfahrung fehlt. Ich hatte mit Foul-Problemen zu kämpfen und in manchen Situationen übereifrig gespielt, mich in unnötige Situationen gebracht. Wenn man 30 statt 15 Minuten spielt, hat man doppelte Gelegenheit, Fouls zu bekommen, darf aber trotzdem nur sechs machen", bilanziert der Wiener beim Heimat-Medientermin an der Alten Donau schon auch kritisch.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Gegen Ende war es deutlich besser. Dann habe ich mich richtig an die neue Rolle akklimatisiert."

Aus Team-Sicht geht es mit gemischten Gefühlen in die verspätete Sommerpause. "Dass wir eine holprige Saison hinter uns haben, ist kein Geheimnis. Wir haben uns in Orlando gut präsentiert. Aber es war ein kurzer Zeitraum unter anderen Bedingungen, es ist schwer, da viel reinzuinterpretieren. Davor - ich würde nicht negativ sagen, aber im Vergleich mit den letzten Spielen bin ich eher unzufrieden."

Es waren wohl erste Grundsteine einer neuen Ausrichtung bei den Spurs, und der Anteil Pöltls - der vor allem in seiner defensiven Rolle glänzte - könnte ein Indiz sein, dass sich die Franchise einen Verbleib wünscht. Zumal die zusätzliche Spielzeit auch für den Wiener ein Signal gewesen sein könnte, dass der nächste Schritt in seinem Basketballer-Dasein eben in San Antonio auf ihn wartet.

Das Geld nicht im Fokus

"Ich hätte gerne den Wert als Basketballer bezahlt, den ich bei mir fühle. Es geht nicht darum, so viel Geld wie möglich aus Basketball rauszuholen. Ich sehe es nicht als Business an, ich spiele Basketball, weil es Spaß macht. Aber man will für die Leistung bezahlt werden, die man bringt."

Denn in erster Linie wird es diese Überlegung sein, die den 2,16 Meter großen Center in der Free Agency antreiben.

Ein Verbleib ist für Pöltl die realistischste Variante. Letzten Sommer scheiterte eine vorzeitige Vertragsverlängerung aber noch an den finanziellen Bedingungen. Ein Faktor, der nicht im Zentrum stehen soll, aber er sagt selbstbewusst: "Ich hätte gerne den Wert als Basketballer bezahlt, den ich bei mir fühle. Es geht nicht darum, so viel Geld wie möglich aus Basketball rauszuholen. Ich sehe es nicht als Business an, ich spiele Basketball, weil es Spaß macht. Aber man will für die Leistung bezahlt werden, die man bringt."

So lukrativ ein Angebot jetzt auch sein könnte, für eine langfristige NBA-Zukunft zählt die persönliche Weiterentwicklung mehr. Und natürlich der Erfolg, nachdem ihn die Toronto Raptors ausgerechnet vor ihrem ersten Titel nach Texas tradeten.

"Dazu brauche ich die Möglichkeit. Das Wichtigste ist, welche Teamkollegen ich habe, wie das Team aufgebaut ist, wie die Coaches und Spieler zusammenarbeiten. Das ist mein Fokus."

Auch Corona macht zwangsläufig bescheiden

Obwohl die San Antonio Spurs gerade eben kein Playoff-Team sind: Wohl fühlt sich Pöltl beim Gedanken schon, dass er länger in Schwarz und Silber auflaufen könnte. Vorausgesetzt, er lässt das Jersey nicht in der Kabine - eine Szene, die sich aus augenzwinkender Perspektive in die NBA-Saisonrückblicke eingebrannt hat (Video unten).

Weiter im Spurs-Trikot?
Foto: © GEPA

"Wie man in den letzten acht Spielen gesehen hat, kann es sehr gut funktionieren. Wir haben eine junge Truppe, die mit sehr viel Energie in die Spiele gehen kann. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, so Basketball zu spielen. Wenn wir das ein paar Jahre so weiter machen und darauf aufbauen könnten, wäre das eine coole Sache", geht Pöltl mit einer Idee in die Free Agency.

Bis die möglichen Angebote anderer Teams eintrudeln, bleibt ihm nur die Zuschauerrolle. Und der Heimat-Urlaub. Die Fragezeichen stehen sowieso.

"Es ist die erste Free Agency, bei der der Salary Cap für die nächste Saison nicht klar ist. Oder wie die Saison überhaupt ablaufen wird. Fragen, die einen Einfluss auf die Teams haben werden, wie viel Geld sie welchen Spielern anbieten. Was das für mich bedeutet, weiß ich nicht, das weiß niemand so genau."

Corona hat auch die Basketball-Welt verändert. Nur die Karriere von Jakob Pöltl soll weitestgehend unbeirrt ihre Schritte nach vorne machen. "Wenn ich bei einem Team lande, wo ich meine Rolle gut ausfüllen kann, bin ich zufrieden. Wenn es wegen der Corona-Krise ein bisschen weniger Geld ist, kann ich auch damit leben."

Eine Herangehensweise, die trotzdem reich machen könnte. Nicht an US-Dollar, aber an Perspektiven. Die bisher verdienten 12,2 Millionen sind ja schon eine gute Grundlage.

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