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Warum braucht es eine Fußballgewerkschaft, Stephan Auer?

Der Ex-Profi Stephan Auer arbeitet seit Mitte August bei der Fußballgewerkschaft younion. Im Interview beantwortet er Fragen zur Gewerkschaftsarbeit.

Warum braucht es eine Fußballgewerkschaft, Stephan Auer? Foto: © younion

Im Sommer beendete Stephan Auer seine Profikarriere und schloss sich Siegendorf, dem derzeitigen Tabellenführer im Burgenland, an.

Seit Mitte August ist er außerdem Gewerkschafter bei der Fußballgewerkschaft younion.

Wozu braucht es überhaupt eine gewerkschaftliche Vertretung für Fußballer?

Stephan Auer: Eine Gewerkschaft ist eine Solidargemeinschaft. Bedeutet, dass sie einerseits eine Gemeinschaft ist, die aufeinander schaut und im Kollektiv stärker auftritt als jeder allein, aber sie schützt auch wie eine Versicherung. Sollte sich eines unserer Mitglieder unsicher sein, ob sich ein Verein rechtskonform oder fair verhält, wendet sich der Spieler an uns und wir können beratend helfen, oder mit 145.000 Mitgliedern im Rücken Druck aufbauen. Wenn nötig, übernimmt unsere Rechtsabteilung.

Wer ist die younion Fußball-Gewerkschaft?

Auer: Die Fußball-Gewerkschaft ist ein Teil von younion _ Die Daseinsgewerkschaft und diese ist eine der 7 Teilorganisationen des Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB). Die Vereinigung der Fußballer wurde 1988 als Fachgruppe innerhalb des ÖGB gegründet und besteht bis heute eben dort. Fußballgewerkschafter Thomas Pichlmann und ich haben bei jedem Verein ein gutes Standing und aufgrund unserer Profikarrieren die notwendige Fachexpertise. Thomas Trawöger als Vertreter der Amateurfußballer hat unter anderem Ex-Wacker Trainer Güclü, oder den Ex-Spielern ASK BSC Bruck an der Leitha zu ihrem Recht verholfen und im Frauenfußball sorgt Maria Plattner für Verbesserungen.

Worum geht es in der aktuellen Debatte um die Frage, wer Kollektivverträge verhandeln darf?

Auer: Younion ist die einzige Fußball-Gewerkschaft in Österreich als Kollektivvertragspartner der Bundesliga. Ein 2022 gegründeter Verein hat um dieses Recht ebenfalls angesucht. Younion hat im Verfahren darauf hingewiesen, dass dieser Verein die notwendige Grundlagen nicht erfüllt, um eine Gewerkschaft mit Kollektivvertragsfähigkeit zu werden. Unter anderem, weil sie finanziell von Sponsoren abhängig ist. Unser Kollektivvertrags-Recht ist davon nicht betroffen.

Wie sehen die Eckdaten des derzeitigen Kollektivvertrags aus?

Auer: Die Einführung eines Kollektivvertrags hat für Profi-Fußballer viele Verbesserungen und mehr Sicherheit, wie beispielsweise ein Mindestgehalt von 1600€ für Profis, gebracht.

Was wird bei den anstehenden Verhandlungen mit der Bundesliga Thema sein?

Auer: Für die nächsten Verhandlungen wird es einerseits notwendig sein, den Mindestlohn an die Inflation anzupassen. Ein junger Profi muss sich mit seinem Gehalt das gleiche leisten können, wie vor der Teuerungswelle.

Außerdem soll es Vereinbarungen geben, die den Sportlern Geld sparen und dabei den Vereinen weniger kosten. Wenn zum Beispiel festgehalten wird, wie die Vereine ihrer Verpflichtung die Kosten für Fußballschuhe und Ausrüstung zu tragen, nachkommen. Fußballschuhe sind bei Profifußballern Arbeitskleidung und sollen auch vom Arbeitgeber finanziert werden.

Was mir aber wichtig ist, sind weiterhin klare, übersichtliche Verträge ohne zahlreiche Nebenverträge. Diesbezüglich hat younion bereits signifikante Fortschritte im Interesse der Spieler erzielt, und wir sorgen dafür, dass dies so bleibt.

Wie ist die Situation in Österreich? Wie oft kommt es zu rechtsrelevanten Situationen, in denen die Gewerkschaft gefordert ist?

Auer: Leider viel zu oft. Sowohl im Profi- als auch im Amateurfußball gibt es Funktionäre, für die Spieler nur Mittel zum Zweck sind. Spieler, die erfolgreich sind werden hofiert, aber wenn es in einer Karriere nicht gut läuft, gibt  es leider Vereine, die mit allen Tricks versuchen Vereinbarungen nicht zu erfüllen.

Oft reicht es dann schon, wenn die Spieler ihre Rechte kennen und wir, als Teilorganisation des ÖGB, die Verantwortlichen drauf hinweisen, dass das so nicht geht.

Ab welchem Alter oder welcher Leistungsstufe ist es für Fußballer relevant Gewerkschaftsmitglied zu sein?

Auer: Bei uns ist jede und jeder willkommen, der oder die mit Fußball Geld verdient, auch wenn es nur eine Aufwandsentschädigung ist. Wir vertreten alle bezahlten Fußballerinnen und Fußballer, aber auch deren Trainer und Betreuer.