news

MotoGP-Kommentar: Es braucht endlich eine klare Linie!

Nach dem Spielberg-Sprint standen nicht die Fahrer, sondern die Stewards im Fokus. Sie ließen sich für ihr Urteil mächtig Zeit - und sorgten für Stirnrunzeln.

MotoGP-Kommentar: Es braucht endlich eine klare Linie!

Vier Stunden - diese Zeit ist zwischen dem Ende des MotoGP-Sprints in Spielberg und der Entscheidung der Stewards über die Strafe gegen Jorge Martin vergangen.

Der Spanier war in der ersten Runde der Auslöser eines Massencrashs, nach dem Marco Bezzecchi, Miguel Oliveira und Johann Zarco nicht mehr weiterfahren konnten. Auch die Rennen von Fabio Quartararo, Enea Bastianini und Maverick Vinales wurden dabei frühzeitig zerstört.

Und Martin, der Verursacher und Buhmann im Nachgang? Erhielt zwar einen Long-Lap-Penalty - ein Zeitverlust von rund zwei bis drei Sekunden -, der gilt allerdings für Sonntag. Damit darf der Ducati-Pilot über den dritten Platz jubeln.

Zur Verwunderung vieler Fahrer, aber auch Experten. Die spätestens nach der Berührung in Runde sechs mit Luca Marini, der dadurch zu Sturz kam, eine harte Bestrafung forderten.

Es ist keine klare Linie erkennbar

Vergeblich. Die Stewards sahen keine Schuld beim Spanier.

Dieses Urteil wurde noch während des Rennens gefällt, in dem sich Quartararo und Lorenzo Salvadori in Kurve vier ebenfalls in die Quere kamen. Eine ähnliche Szene, nur dass der Franzose dafür einen Long-Lap-Penalty erhielt.

Also dieselbe Strafe, die gegen Martin für dessen "unverantwortlichen Fahrens" bei der Startkollision verhängt wurde. Aber der "Martinator" beeinflusste mit seinem überaggressiven Manöver das Rennen von sechs Konkurrenten.

Wo ist da die einheitliche Linie? Natürlich eine rhetorische Frage, treue MotoGP-Beobachter wissen, dass es diese längst nicht mehr gibt.

Die Stewards wirken überfordert

Drei Rennkommissare sind in der Motorrad-Königsklasse verantwortlich, dass die Regeln gewahrt werden. Zumindest sollten sie das tun.

Doch man bekommt immer mehr das Gefühl, dass das "FIM MotoGP Stewards Panel" rund um den ehemaligen Honda-Star Freddie Spencer heillos überfordert ist.

Nahezu jeder MotoGP-Pilot äußerte im Verlauf des Jahres bereits Kritik an der starren und undurchsichtigen Vorgehensweise der Regelhüter, auch die Team-Bosse können ihren Ärger allmählich nicht mehr zurückhalten.

Das undurchsichtige Vorgehen schadet dem Sport

Ist der Zorn des gesamten Fahrerlagers nicht schon genug, schadet die - man muss es so deutlich sagen - Unfähigkeit des Stewards-Trios der MotoGP nachhaltig.

Der Fokus weicht zusehends von den Fahrern auf die Entscheidungen abseits der Strecke ab, Fans verlassen wie in diesem Fall die Strecke, ohne das genaue Endergebnis zu wissen.

Manche von ihnen bekommen es womöglich auch gar nicht mehr mit, bis Martin am Renn-Sonntag den Long Lap absolviert.

Für die Helden auf zwei Rädern ist das natürlich ebenfalls äußerst unangenehm, müssen sie sich doch nahezu wöchentlich mit Fragen zu ihrer Meinung zu diesem und jenem Vorfall herumschlagen.

In der Haut der Stewards will niemand von ihnen stecken, wie etwa Miguel Oliviera am Samstag betonte. "Nicht ich entscheide, sondern die drei Männer da oben."

Quartararo stieß in dasselbe Horn, doch bei allen Beteiligten war der Ärger groß, dass Martin nicht schon während des Sprints eine Strafe erhielt. 

Handlungsschnelligkeit und ein genaues Auge sind gefordert

Hätten die Kommissare den erst am Abend verhängten Long Lap Penalty direkt ausgesprochen, wäre der Aufschrei wohl nicht annähernd so groß.

Aber die stundenlangen Diskussionen über einen ohnehin glasklaren Penalty bestätigten einmal mehr das negative Bild, welches die Stewards über die gesamte Saison hinweg abgeben.

Bei Experten wie Stefan Bradl, der in Spielberg für "ServusTV" im Einsatz ist und dieses Jahr einige Grand Prix als Ersatzfahrer bei Honda bestritt, sorgt das Vorgehen für Stirnrunzeln. "Was machen die Stewards... drei Tage Urlaub hier oder genießen sie das schöne Wetter?!""

Dem ist nichts mehr als die äußerst geringe Hoffnung auf baldige Besserung hinzuzufügen...


MotoGP-Party! Fans verwandeln Spielberg in ein Tollhaus

Kommentare