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Langstrecke vor Hochblüte – und Verwirrung?

Der Saisonstart für die Langstrecken-Meisterschaft steht unmittelbar bevor, zahlreiche Österreicher sind dabei am Start.

Langstrecke vor Hochblüte – und Verwirrung? Foto: © getty

Selten waren die Saison-Vorzeichen für Endurance-Rennen so günstig wie nun. Denn die Reglementangleichung zwischen dem Automobile Club de l’Ouest (ACO), dem Le-Mans-Patriarchen, und dem Automobilverband auf der hiesigen Seite des Atlantiks und der amerikanischen Sportwagen-Meisterschaft (IMSA) auf der jenseitigen schafft eine Win-Win-Situation.

Herstellern wie Privatiers ist nun möglich, in der WM (WEC) und der IMSA mit ihren Autos teilzunehmen. Und z.B. ein historisches Triple mit Siegen in Daytona, Sebring und Le Mans zu landen, den drei Klassikern der Langstrecke.

Saisonstart ist wie immer Ende Jänner, also am kommenden Wochenende mit den 24 Stunden von Daytona in Florida, deren Qualifikation wieder im traditionellen Format (statt Quali-Sprint wie im Vorjahr) schon vergangenen Sonntag in Szene ging.

Vier Österreicher, drei Wahl-Österreicher

Aus österreichischer Sicht ist die Beteiligung stark: Philipp Eng qualifizierte den brandneuen BMW-M Hybrid V8 in der großen Prototypenklasse (GTP heißt die hier) auf Platz sieben und war ein Zehntel schneller als BMW-Kollege Nick Yelloly.

Einsatzteam ist für die komplette IMSA-Saison ist RLL von Ex-Jaguar-Teamchef und Indycar-Champ Bobby Rahal, TV-Ikone David Letterman und Mike Lanigan. Der Salzburger Eng feierte mit BMW und RLL bereits 2019 den Klassensieg in der GTD Pro.

Zweiter Österreicher, der die komplette IMSA-Serie bestreiten wird, ist Klaus Bachler mit dem Pfaff-Porsche 911 GT3 R, der vom achten Startplatz der GTD Pro losfahren wird.

Nur in Daytona sind vorerst Mirko Bortolotti (Iron Lynx-Lamborghini Huracan, 6. GTD Pro) sowie Lucas Auer (Winward-Mercedes AMG GT3, Teamkollege Philip Ellis fuhr zur Pole Position in der GTD-Kategorie) dabei. In der 61. Auflage fehlen aber Ferdinand Habsburg und der zweifache Daytona-GTD-Klassensieger Richard Lietz.

Allerdings greifen auch drei Wahl-Österreicher in die Lenkräder: Kevin Éstre (Bregenz) im Wright Porsche 911 GT3 R (18. GTD), Mikkel Jensen (Bregenz) im TDS-Oreca (3. LMP2) und Nicki Thiim (Niederalm) im Magnus-Aston Martin Vantage (13. GTD).

Das neue Reglement hat zur Folge, dass in der GTP-Klasse alle vier Hersteller mit neuen Boliden antreten: Neben den IMSA-Stammkräften Acura (das ist die auf Amerika konzentrierte Premiumdivision von Honda) und Cadillac auch die deutschen Premiummarken BMW und Porsche.

Die Stuttgarter und Cadillac kämpfen heuer auch um die WM-Krone, während BMW erst 2024 ins WEC eintritt. In die IMSA steigt 2024 auch Lamborghini ein, da sollte der Wiener Bortolotti – der auch bereits das Testprogramm abspult – als einer der Stammfahrer gesetzt sein.

WEC noch stärker besetzt

Im WEC werden die bisherigen Hypercar-Teams von Toyota, Peugeot und Glickenhaus auf Rückkehrer Porsche sowie Ferrari, Cadillac und ab 2024 Alpine treffen. Eine Nennung für das WEC unter österreichischer Lizenz liegt vom deutschen Teamchef Colin Kolles vor, der einen Prototypen unter Wiederbelebung der Marke Vanwall einsetzen will. Das Debüt einer zweiten historischen Marke ist hingegen vorerst von FIA/ACO abgelehnt worden: Isotta Fraschini wird vom früheren Peugeot-, Ferrari- und Lotus-Manager Claudio Berro geführt.

Für Verwirrung unter den Fans könnte allerdings die etwas diffizile Klasseneinteilung sorgen. Die Leistungsangleichung erfolgt über das BoP- (Balance of Performance) System. Der Versuch einer kompakten Erklärung:

LMDh (Le Mans Daytona hybrid), in WEC und IMSA zugelassen, Nachfolgeklasse der früheren Daytona Prototypes (DPi). Basis ist ein LMP2-Chassis, für das vier Hersteller (Dallara, Multimatic-Riley, Oreca und Ligier) lizenziert wurden. Einheitlich ist das Hybridsystem. Mit dabei: Acura, BMW, Cadillac, Porsche und ab 2024 Alpine und Lamborghini.

LMH (Le Mans Hypercar): Beschränkte Aerodynamik, Hybrid erlaubt, aber nicht zwingend vorgeschrieben, maximale Leistung 520 kW, Hubraum ohne Limit. Mit dabei hier: Toyota, Peugeot, Ferrari, Glickenhaus und eventuell Kolles-Vanwall und Isotta Fraschini.

LMP2: Vier lizenzierte Chassis-Hersteller (wie erwähnt), Einheitsmotor von Gibson (4,2-Liter-V8 Sauger), der geleast werden muss. In den aktuellen Regeln noch bis 2025 startberechtigt.

LMP3: Die Einsteigerklasse in den Prototypensport, vier Chassishersteller (Duqueine, Ginetta, Adess, Ligier). Einheitsmotor von Nissan (335 kW, 5,6-Liter-V8-Sauger).

GT: In der IMSA GTD Pro (Fahrer mit höherer Einstufung) und GTD (auch mit Fahrern niedrigerer Einstufung). Im WEC wurde die GTE Pro-Klasse mangels Nennungen eingestellt, es gibt nur mehr die GTE Am.

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