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Wie Boxenstopps Frühgeborene retten sollen

Arbeiten in Hochgeschwindigkeit: Williams teilt sein Knowhow mit Ärzten, die um Kinderleben kämpfen.

Wie Boxenstopps Frühgeborene retten sollen

Formel-1-Mechaniker und das Ärztepersonal einer Uniklinik mag auf den ersten Blick nicht viel verbinden.

Doch eines müssen beide: Im Notfall in Hochgeschwindigkeit arbeiten.

Aus diesem Grund kooperiert die Boxencrew von Williams seit Kurzem mit dem University Hospital in Wales, um die Wiederbelebung von Frühgeborenen zu perfektionieren.

Williams ist in dieser F1-Saison der Rennstall mit den schnellsten Boxenstopps. Die Crew von Valtteri Bottas und Felipe Massa wechselt vier Reifen in zwei Sekunden.

"Wir sehen den Zusammenhang nicht"

Die Idee für die Zusammenarbeit kommt von Dr. Rachel Hayward, einer Spezialistin für die Behandlung Neugeborener in Wales. Sie kontaktiert Williams, da das Krankenhausteam ihrer Meinung nach wertvolle Zeit im Kampf um junge Leben verschenken würde.

"Sie sagten zu uns: Wir montieren Reifen auf Autos und ihr rettet Leben. Wir sehen den Zusammenhang nicht", so Hayward gegenüber "Sky News".

Ihre Antwort: "Wenn eure Mechaniker eine Schraube nicht richtig befestigen, könntet ihr das Leben eines eurer Fahrer verlieren. Wenn wir bei der Wiederbelebung etwas falsch machen, verlieren wir das Leben eines Babys."

Kampf um Zehntel- und Hundertstelsekunden

Ziel sei es, die Arbeit zu perfektionieren. Bei Williams gibt es mit Gemma Fisher hierfür eine eigens angestellte Human-Performance-Spezialistin, die sich um die Abläufe der Boxencrew kümmert. Im Jahr werden um die 2.000 Boxenstopps geübt, um Zehntel- und Hundertstelsekunden herauszuholen.

"Es ist natürlich eine andere Art von Druck, die auf den Ärzten und Krankenschwestern lastet, aber ihre Arbeit verbindet und erzeugt einen Teamspirit. Dazu kommt, dass sie in einem extrem stressigen Umfeld arbeiten", meint Fisher. Das gilt auch für den Positionskampf auf der Rennstrecke.

Die ersten Maßnahmen infolge des Austausches zwischen Williams und der Uniklinik in Wales wurden bereits getroffen. Aus dem Notfallwagen, der nach F1-Vorbild gestaltet wurde, hat man unnötiges Equpiment entfernt, dazu gibt es in den Entbindungsräumen einen standardisierten Arbeitsbereich für das Personal, das sich um Neugeborene kümmert.

Vom Raumplan bis zur Videoanalyse

Anleihe nahm man dabei beim F1-Team, das für jeden Grand Prix einen detaillierten Boxen-Raumplan erstellt, um den individuellen Vorraussetzungen der verschiedenen Rennstrecken und ihrer Boxen gerecht zu werden.

Weitere Pläne sehen vor, die Kommunikation aus der Formel 1 im Krankenhaus zu implementieren, vermehrt auf Handsignale zu setzen und auch eine Videoanalyse einzuführen, um die Performance des Personals zu perfektionieren.

"Wenn nur ein paar unserer Ratschläge dabei helfen können, ein junges Leben zu retten, wären es die Bemühungen schon mehr als wert gewesen", freut sich die stellvertretende Teamchefin Claire Williams.

"Wir sehen immer stärker, wie sehr andere Branchen vom Knowhow der Formel 1 profitieren können. Das ist ein großartiges Beispiel dafür."

 

Andreas Terler


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