Nach der bisher katastrophalen Saison von Sebastian Vettel mehren sich unter seinen Fans diverse Theorien, Ferrari würde den Deutschen in seinem letzten Jahr bei der Scuderia absichtlich sabotieren.
Diesen Vorwürfen widerspricht Ferrari-Teamchef Mattia Binotto nach dem Jubiläums-GP in Silverstone, den Vettel nach einem Dreher und verpatzter Strategie - so der Vorwurf Vettels - als Zwölfter ohne Punkte beendete.
"Wir opfern Seb nicht", stellt Binotto klar und reagiert auf Vettels Kritik: "Wir konnten an den Zeiten ablesen, dass es keinen Unterschied macht, ob er früher oder später reinkommt. Im Nachhinein, nach dem Studium aller Daten, hätten wir vielleicht die Möglichkeit gehabt, nur einen Stopp zu machen, wenn wir ihn draußen gelassen hätten. So hatten wir die nicht."
"Aber es ging nicht darum, ihn dabei zu opfern. Wir haben immer gesagt, dass es für uns oberste Priorität hat, die Punkteausbeute des Teams zu maximieren. Das haben wir versucht", erklärt Binotto.
Vettel nimmt das - zumindest nach außen hin - zur Kenntnis: "Ich habe gerade nicht den besten Lauf. Aber ich vertraue dem Team und den Leuten in meiner Garage."
Vettel "sollte um ein neues Auto bitten"
Fakt ist aber auch: Vettel trägt Mitschuld an seiner Misere. Der Dreher in Silverstone geht auf seine Kappe. "Wahrscheinlich bin ich auf den Randstein gekommen und habe so das Auto verloren", merkt der Heppenheimer an.
Vettel scheint den diesjährigen Ferrari nicht ganz unter Kontrolle zu haben. Ein Grund dafür könnte sein, dass der SF1000 auf Charles Leclerc zugeschnitten sein soll, wie einige Experten vermuten.
"Sebastian ist einer der besten Fahrer aller Zeiten, der fährt keine halbe Sekunde langsamer als ein Charles Leclerc. Da muss irgendwas grundlegend falsch sein am Auto", sagt etwa Ex-Weltmeister Nico Rosberg.
Andere orten ein Problem mit Vettels Chassis. Dieses wäre mit einem Tausch beim nächsten Rennen in Barcelona eventuell zu beheben.
"Wenn es einen Ansatz gibt, wie wir helfen können, sind wir dafür offen", schließt Binotto einen Chassis-Wechsel nicht aus. "Warum nicht? Alles, was wir tun können, um ihm zu helfen, ist gleichermaßen wichtig für uns als Team und für Sebastian als Fahrer."
Ob das mittlerweile angespannte Verhältnis zwischen dem Team und Vettel so einfach wieder geradezubiegen ist, ist fraglich. Rosberg ist der Meinung: "Seb sollte jetzt kämpfen - auch als Zeichen an mögliche zukünftige Teams. Er muss bei Ferrari auf den Tisch hauen und um neues Auto bitten."
Anstatt auf den Tisch zu hauen versucht es Vettel eher mit seiner stoischen Ruhe und (Zweck-)Optimismus. "Ich gehe mit einem freien Kopf ins nächste Rennen. Hoffentlich bin ich dort wieder normal schnell. Ich bin mir sicher: Wenn ich wieder ein normales Rennen habe, dann bin ich auch weiter vorne". Denn: "Schlimmer kann's eh nicht werden ..."