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Formel 1: Das war (nicht) gut beim Auftakt

Halo-Betrug, gute Bullen und Extra-Portion Drama. Erkenntnisse zum F1-Auftakt.

Formel 1: Das war (nicht) gut beim Auftakt

Die 69. Saison der Formel 1 beginnt wie jene davor. Mit einem Sieg von Sebastian Vettel im Ferrari.

Dennoch haben sich 2018 in der Königsklasse einige Dinge geändert.

Wie die Hackordnung an der Spitze wirklich aussehen wird, lässt sich nach dem Grand Prix von Australien nicht eindeutig beantworten. Klar scheint, dass das Paket Lewis Hamilton und Mercedes auf einer Runde nur schwer zu schlagen sein wird.

Das Mittelfeld erlebt einen engeren Kampf, auch dank McLaren, wo Fernando Alonso endlich wieder strahlt. Angenehm überrascht hat auch die neue akustische Aufmachung der Formel 1, gar nicht schön ist und bleibt der Cockpitschutz Halo.

Die Erkenntnisse nach dem Start in Melbourne.

Mercedes ist noch immer eine (Quali-)Macht

Die donnernde Ohrfeige am Samstag hat gesessen. Mit welcher Dominanz Lewis Hamilton das Qualifying in Australien für sich entschieden hat, war schon beeindruckend. Das sollte der Konkurrenz zu denken geben. Natürlich ist die Strecke im Albert Park nur bedingt ein Gradmesser für die ganze Saison, aber Mercedes hat einmal mehr bewiesen, dass sie auf eine schnelle Runde - Party-Mode hin oder her - entscheidend zulegen können. In Anbetracht der Tatsache wie schwierig es mit der aktuellen Auto-Generation ist, einen Gegner zu überholen, kann die Quali-Pace Hamiltons entscheidender Vorteil am Weg zu seinem fünften Titel sein. Bleibt zu hoffen, dass Vettel und Co. ihn erneut im Rennen fordern können und dabei auch nicht immer auf Safety-Car-Phasen angewiesen sind wie beim Grand Prix am Sonntag. Sonst könnte der Formel-1-Fangemeinde eine relativ eintönige Saison drohen.

Hässliches Halo zerstört das F1-Erlebnis

Der Auftakt der Saison 2018 war auch das erste Formel-1-Rennen mit dem Cockpitschutz Halo. Die Kritik am "Heiligenschein" riss auch über den Winter nicht ab und wurde in Australien noch einmal lauter. Aus einem guten Grund. Denn wie bisher moniert, zerstört Halo nicht nur "die DNA eines Formel-1-Wagens", wie der renommierte Formel-1-Journalist Michael Schmidt in seinem Blog schreibt, auch das Erlebnis als Zuschauer wird durch den Titanbügel entscheidend getrübt. Onboard-Aufnahmen sind aufgrund der Kameraposition zum Vergessen, da man einen Großteil der Strecke schlichtweg nicht mehr sieht. RTL-Experte Christian Danner sprach sogar von "Betrug am Zuschauer". Klar ist: So schnell dürfte sich die Formel-1-Welt an den hässlichen Flip-Flop auf den Autos nicht gewöhnen. Erst recht nicht, wenn es wenig Action auf der Strecke gibt.

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Red Bull ist ein guter Schritt gelungen

Das silberne Gesamtpaket ist das Maß aller Dinge, dahinter ist es aber enger geworden. Das liegt an Red Bull Racing. Dem Rennstall mit österreichischer Lizenz ist über den Winter ein guter Schritt vorwärts gelungen. Obwohl man sich in puncto Motor im Vergleich zu Mercedes und Ferrari im Nachteil wähnt, können die Bullen vor allem im Renngeschehen das Tempo an der Spitze mitgehen. Bester Beweis dafür ist die schnellste Rennrunde im Finish des Australien-Grand-Prix von Daniel Ricciardo, der sich nach seiner Strafe von Platz acht auf Position vier nach vorne gekämpft hat, an Räikkönen am Ende aber nicht mehr vorbeikam. "Wir waren somit eines, wenn nicht sogar das schnellste Auto auf der Strecke. Hoffentlich ist das repräsentativ", so der Local-Hero in Melbourne. Mit seiner Top-Runde war Ricciardo eine halbe Sekunde schneller als Hamiltons beste Zeit. "Das macht für die bevorstehende Saison Mut", sagt Teamchef Christian Horner.

Neue TV-Aufbereitung bringt Drama und Fehler

Unter der Führung von Liberty Media verpasst sich die Formel 1 Schritt für Schritt ein neues, moderneres Gesicht. Zum Start in die Saison 2018 war der TV-Auftritt dran, der von Grund auf neu gestaltet wurde. Heißt: Neue Grafiken, mehr Infos und eine eigens von Hollywood-Komponist Brian Tyler gestaltete Formel-1-Hymne (HIER anhören). Das erste Fazit zu diesen Neuerungen fällt zwiegespalten aus. Der Aufbau der letzten fünf Minuten bis zum Start mit der pathetischen Hymne, den Infos über Stadt und Land sowie der Startaufstellung ist gelungen und sorgt für zusätzliches Knistern. Die Einblendungen im Rennen sind aber noch ausbaufähig. Nicht immer stimmte die Grafik mit der Realität (z.B. Reifenmischungen im Qualifying) überein, nicht jede Info war sofort verständlich. Bleibt zu hoffen, dass hier aber in den nächsten Wochen noch nachgebessert wird. Ärgerlich ist auch, dass der versprochene Streaming-Service F1-TV zum Rennen in Melbourne noch nicht verfügbar war.

McLaren und Alonso strahlen wieder

In den letzten drei Jahren verging kaum ein Rennen ohne einen Wutanfall von Fernando Alonso am Boxenfunk. Zumeist war der Honda-Motor der Grund für den Ärger des Spaniers. Doch die Zeiten mit japanischem Antrieb im Heck sind vorbei. Mit Renault-Power erreichte der McLaren-Pilot in Australien prompt sein bestes GP-Resultat seit dem Rennen in Austin 2016. Platz fünf von Startplatz elf aus brachte dem Spanier auch den Titel "Man of the Race" ein. Am Start konnte sich Alonso sogar Max Verstappen vom Leib halten. "Jetzt können wir uns verteidigen und angreifen, das ist ein anderes Rennfahren. Daher bin ich glücklich. Im Rennen waren wir schneller als im Qualifying. Jetzt müssen wir noch mehr Performance aus dem Auto holen. Wenn alles nach Plan läuft, sollten wir bald nahe an Red Bull dran sein", strahlte der 36-Jährige nach dem Rennen. Im Mittelfeld sorgt McLaren mit solchen Leistungen für Schwung und kann sich berechtigte Hoffnungen auf Konstrukteurs-Platz vier machen. Den haben aber auch Renault und das am Rennsonntag vom Pech verfolgte Haas-Team im Visier.

Regeln verhindern weiterhin echtes Racing

Red Bull näher an der Spitze, das Mittelfeld enger beisammen - alles schön und gut. Der Gesamteindruck der Formel 1 ist aber auch zu Beginn des Jahres 2018 kein wahnsinnig positiver. In Australien wird traditionell wenig überholt, aber dass es in den letzten 20 Runden kein einziges Überholmanöver mehr gab, hat auch mit dem aktuellen Regulativ zu tun. Die derzeitigen Boliden machen es verdammt schwer, einen Kontrahenten hinter sich zu lassen. "Dein Auto muss mehr als 1,5 Sekunden schneller sein, um richtig angreifen zu können", meinte Lewis Hamilton nach seinem vergeblichen Kampf um den Sieg am Ende. Auch Daniel Ricciardo konnte den drittplatzierten Kimi Räikkönen nicht mehr angreifen. Da kein Kampf möglich war, ließ sich Hamilton am Ende zurückfallen, um sein Material zu schonen. Es dürfen nämlich unter anderem nur noch drei Motoren pro Saison verwendet werden (alle Änderungen im Überblick). Max Verstappen gibt gegenüber "Motorsport.com" zu, dass er vor dem Fernseher keine Freude mit dem GP in Australien gehabt hätte: "Das Rennen war wertlos, als Fan hätte ich den Fernseher ausgeschaltet. Es war sehr langweilig. Man versucht sein Bestes und ich war immer im DRS-Fenster, aber man kann nichts machen. Das ist hier schon fast wie in Monaco." Eine materialschonenende, spritsparende Formel 1 ergibt eben keine gute Action. Das ist den Verantwortlichen bei der Gestaltung eines neuen Reglements ab 2021 hoffentlich bewusst. Bis dahin bleibt die Königsklasse auf vier Rädern mehr oder weniger so wie sie aktuell ist.

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