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"Es geht gegen die DNA der Formel 1"

Der erneute Halo-Test ruft viele Kritiker auf den Plan. LAOLA1 hat sich in Spielberg umgehört.

Ob sich die Formel 1 mit dem Cockpitschutz "Halo" einen Gefallen tut, wird vor dem GP von Österreich heiß diskutiert.

Am Freitag wird Ferrari eine neue Version testen, über die schon nächste Woche in Silverstone eine Entscheidung fallen soll.

Als Mitglied der Strategiegruppe äußerst Mercedes-Teamchef Toto Wolff Bedenken: "Sicherheit muss an erster Stelle stehen, aber etwas ausdenken, dass dann mehr Risiken bringt als Sicherheit - da bin ich skeptisch."

Mit dieser Meinung ist er nicht alleine.

Mit Risiken meint Wolff zum Beispiel die Schwierigkeit, als Fahrer im Notfall aus dem Auto zu kommen. Etwa wenn ein Pilot kopfüber zu bergen ist. 

Wenn brennende Batterien unlöschbar werden

Wolff schildert den Worst-Case: "Es gibt eine chemische Reaktion der Batterien, die sie unlöschbar macht. Das heißt, man muss sie ausbrennen lassen. Bislang ist das noch nicht vorgekommen, aber das sind Szenen, die keiner haben will."

Die FIA glaubt, einige Szenarien berückstichtig zu haben. Laut "auto-motor-und-sport.de" wurden 40 Unfälle aus der Vergangenheit nachgespielt und die Folgen mit und ohne Halo dokumentiert. 

Missglückter Test in der Box

Die Ergebnisse sollen in Silverstone den Technikchefs der Teams präsentiert und darüber diskutiert werden. Anschließend kann die Strategiegruppe und die F1-Kommission endgültig über eine Einführung 2017 abstimmen.

Ein am Donnerstag durchgeführter Versuch gibt Wolffs Bedenken Recht. In der Ferrari-Garage wurde versucht, einen Fahrer trotz Halo zu bergen, was letztlich über zehn Minuten gedauert hat.

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Nicht zuletzt deshalb hat man das Gefühl, als sei das System nicht zu Ende gedacht. Diesen Eindruck teilt Günther Steiner, Teamchef von Haas F1.

Haas-Teamchef: Haben wir alles durchdacht?

"Für mich geht es da ums Prinzip. Sollten wir Halo installieren, werden wir uns daran gewöhnen. Aber ist es notwendig? Ich will der Letzte sein, der sich gegen Sicherheit ausspricht, aber haben wir alles durchdacht? Gibt es keine Szenarios, bei denen es unsicher wird?", fragt sich der 51-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Es geht auch um die Grundsätze des Sports. Ganz egal, ob man Teamverantwortliche oder aktive Fahrer befragt.

"Wenn du Formel-1-Fahrer bist, weißt du, dass es ein Restrisiko gibt. Wenn wir das dem Sport nehmen, dann geben alle Vollgas, haben riesige Auslaufzonen und Halo - dann tut sich sowieso nichts", meint Steiner.

Wenden sich noch mehr Fans ab?

"Rein am Papier geht es für mich gegen die DNA der Formel 1", fügt sein Schützling Romain Grosjean hinzu, der sich aber überzeugen ließe, wenn der Sicherheitsvorteil ausreichend gegeben ist. 

Force-India-Pilot Nico Hülkenberg hat schon des Öfteren seinen Unmut über Halo geäußert. An der Rennstrecke könnte es, glaubt er, bei einer Einführung böses Erwachen geben.

"Die Gefahr gehört zum Motorsport dazu. Man kann sie nicht komplett eliminieren. Das ist auch der Grund, warum die Leute an die Strecke kommen und uns zusehen. Wenn es supersicher und zu geschützt wird, werden wir Fans verlieren", so der 28-Jährige auf LAOLA1-Nachfrage.

Ein optischer Widerspruch

Was die Ästhetik betrifft, hatte das Red-Bull-System des Aeroscreens deutlich mehr Anhänger. Dieses Konzept ist aber vom Tisch, da Crashtests zeigten, dass der Kopf des Fahrers bei einem Frontaufprall gegen die Scheibe geschlagen wäre.
 
Man hätte diese zwar in der Form verändern können, dann wäre aber der Schutz bei einem Reifeneinschlag nicht mehr gegeben gewesen.
 
So bleiben nur Halo und viele offene Fragen. Während die Autos im kommenden Jahr deutlich an Attraktivität gewinnen sollen, wäre der Cockpitschutz auch ein optischer Widerspruch:
 
"Sie würden dann spektakulärer aussehen, breiter sein, aber einen Flipflop oben draufhaben", sagt Wolff.
 
 
Aus Spielberg berichtet Andreas Terler

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