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Ein bezeichnendes Sittenbild

Die Debatte über die Beraterkosten im heimischen Fußball kennt viele Verlierer:

Ein bezeichnendes Sittenbild

Stefan Reiter musste lachen, als er die Zahlen las, weil sie nicht stimmen.

Besser als der Ried-Manager kann man die Debatte über die vom ÖFB veröffentlichten Beraterkosten der heimischen Bundesligisten nicht auf den Punkt bringen.

Und wenn es am Ende nicht doch ein wenig traurig wäre, könnte man auch durchaus mitlachen, so kurios ist die ganze Angelegenheit.

Gibt es Wichtigeres als die Frage, wie viel Geld die Vereine an Berater überweisen? Zweifelsohne. Das durch dieses lückenhafte Ranking gezeichnete Sittenbild ist jedoch ein bezeichnendes, weshalb man dann doch nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen kann.

Irgendwie ist es nämlich sinnbildlich für den rot-weiß-roten Kick: Anstatt das eigentliche Ziel von erhöhter Transparenz zu erreichen, wurde lediglich Verwirrung gestiftet.

Zuallererst deshalb, weil die Rangliste in der publizierten Form das Papier nicht wert ist, auf dem sie gedruckt wurde.

Aufgenommen wurden nur Zahlungen an registrierte Spielervermittler. Unterschreibt laut Reiter ein Berater die offizielle Vermittlungserklärung nicht, könne der Verein die diesbezüglichen Kosten auch nicht korrekt übermitteln.

Heraus kommt alleine bei der SV Ried eine stattliche Differenz zwischen den veröffentlichten 9.500 Euro an Beraterkosten und der von Reiter geschätzten Kostenwahrheit von rund 100.000 Euro. Das wird beim einen oder anderen weiteren Verein nicht anders sein.

Wo wie bei Sturm Graz übergenau abgerechnet wurde, muss man sich ob der unverhältnismäßig hohen Kosten (461.100 Euro) unangenehme Fragen gefallen lassen. Wo wie bei der Admira laut Liste gar nicht abgerechnet wurde, wundert man sich, weil man die Zahlen in Wahrheit ja eh übermittelt habe.

Und dass die niedrigen Zahlen beim einen oder anderen auf dem Transfermarkt sehr aktiven Klub kaum stimmen können, sagt einem ohnehin der Hausverstand.

Zurück bleiben Verlierer. Die Berater-Zunft, weil dieses Ranking statt aufklärend zu wirken eher Misstrauen bezüglich ihrer Abrechnungs-Moral schürt. Die Vereine, weil dieses Kuddelmuddel – ob verschuldet oder unverschuldet – schon recht viel über das bisweilen originell daherkommende Finanzgebaren in der Liga aussagt.

Ein Umfeld, in dem nicht lückenlos auf Punkt und Komma genau abgerechnet wird, weckt nicht gerade Vertrauen.

Und letztlich sollte sich in ÖFB und Bundesliga auch die Ersteller dieser Liste selbst hinterfragen. Denn ein derartiges Ranking im (hoffentlichen!) Wissen seiner Unvollständigkeit kommentar- und anmerkungslos für die Öffentlichkeit freizugeben, zeugt schon von einer erstaunlichen Wurschtigkeit dem heimischen Fußball gegenüber. Das daraus resultierende Chaos hätte man erahnen können. Wenigstens deutet der Umstand, dass es ursprünglich nicht an die große Glocke gehängt wurde, auf ein Mindestmaß an schlechtem Gewissen hin.

Ruffördernd geht für alle Beteiligten anders.

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