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Sollte man einen Vertrag beim SKN unterschreiben?

Causa Beichler: Würde es wundern, wenn sich so mancher Profi überlegt, ob er in St. Pölten unterschreibt?

Sollte man einen Vertrag beim SKN unterschreiben?

Daniel Beichler hat LAOLA1 gewählt, um erstmals seine Version der Vorgänge rund um seine Person in St. Pölten ausführlich mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Beziehe ich nun hier in einem Kommentar Stellung zu dieser leidigen Causa, kann man mir gut und gerne mangelnde Objektivität vorwerfen. Das ist einzusehen, also bitte Feuer frei.

Aber auch Journalisten können, nein sie sollen, eine Meinung haben, also gestehe ich freimütig, dass ich bereits vor dem ersten Kontakt mit Beichler eine Tendenz in Richtung der Argumente der Spielergewerkschaft hatte, einfach aufgrund meines Rechtsempfindens. Das Gespräch mit dem 27-Jährigen hat diese Haltung so gesehen weder bestärkt und schon gar nicht abgeschwächt.

Freilich, zum Streiten gehören immer zwei, der Steirer weiß selbst, dass er kein Kind von Traurigkeit ist und die tatsächliche Wahrheit können jeweils ohnehin nur die Beteiligten selbst kennen.

Ein Umstand stört mich an dieser Daniel-Beichler-Tomasz-Wisio-Sache jedoch besonders: Ein Vertrag ist ein Vertrag – und ein solcher ist entweder einzuhalten oder eine vernünftige Lösung, mit der beide Parteien leben können, anzustreben. Bislang kam auch das mit diesem Fall betraute Gericht zu keiner anderen Erkenntnis.

Ich nehme an, weder Beichler noch Wisio haben die zuständigen Führungskräfte einst gezwungen, ihnen bis zum Sommer 2017 gültige Arbeitspapiere auszuhändigen. Dies ist vermutlich durchaus freiwillig geschehen.

Wobei folgender Text (einfach die ersten sieben, acht Absätze lesen, es lohnt sich) mit dem Abstand von etwas mehr als eineinhalb Jahren gleich noch viel interessanter zu studieren ist.

Rückblende in den Jänner 2015: Schon damals scheint es nur bedingt Einigkeit zwischen Sportdirektor Frenkie Schinkels und General Manager Andreas Blumauer bezüglich der Vertragsverlängerung mit Wisio gegeben zu haben.

Ich will bewusst nicht vom Eindruck sprechen, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut, und ich betone ausdrücklich, dass ich nicht glaube, dass dies repräsentativ für die übliche Arbeitsweise der Herrschaften ist, denn meines Wissens nach haben nicht der liebe Gott oder Erwin Pröll den Aufstiegs-Kader zusammengebastelt. Aber ein bisserl wundern darf man sich über dieses „Missverständnis“ schon.

Ein bisserl wundern durfte man sich auch über folgendes Argument im Rundumschlag des Anwalts von St. Pölten:

„Würde man der Meinung der Gewerkschaft folgen, so könnte bald ein Geiger, gerichtlich erzwungen, mit den Wiener Philharmonikern proben dürfen, wenn er sich dafür selbst für geeignet hält.“

Also meinem Rechtsverständnis zufolge könnte besagter Geiger tatsächlich probieren, dies durchzusetzen, wenn er ein gültiges Arbeitspapier mit den Philharmonikern vorweisen kann.

Aber sei’s drum: Die Frage in St. Pölten sollte nun ausschließlich lauten, wie man zu einer Lösung kommt, mit der alle Beteiligten gut leben können.

Genau diese Fragestellung stand nämlich meines Erachtens bislang nicht im Vordergrund, stattdessen wurde reichlich Porzellan zerschlagen und zurück bleiben ausschließlich Verlierer.

Dass Beichlers und Wisios Ruf durch diverse Schlagzeilen gelitten hat, muss man vermutlich nicht näher ausführen. Und dass man sich von St. Pöltener Seite her offenkundig nicht sonderlich bemühte, Spieler, die man gerne bei anderen Vereinen unterbringen möchte, zumindest ein wenig attraktiver aussehen zu lassen, irritierte schon vor der Rufschädigungs-Beschwerde von Beichler.

Und für die Reputation des SKN kann dieser Skandal schlichtweg nicht gut gewesen sein.

Nicht falsch verstehen: Ich halte es für eine Alltäglichkeit im Fußball-Geschäft, dass Vereine Spieler trotz laufenden Vertrags loswerden wollen. Und dies ist natürlich keine Einbahnstraße. Es gibt genügend Spieler, die trotz laufenden Vertrags wechseln wollen und dabei mitunter auch viel zu weit gehen, wenn man sich etwa den Fall Sadio Mane und Salzburg in Erinnerung ruft. Niemand behauptet, dass es in diesem Business immer fair und sauber zugeht. Man kann dies alles jedoch wesentlich smarter angehen.

In solch einer Causa wäre Lösungskompetenz gefragt gewesen – vor allem von Seiten des Vereins, der ja proaktiv die Beendigung der Zusammenarbeit mit Beichler und Wisio als Mitglieder des Profikaders angestrebt hat.

Dieses Ziel haben die Macher in St. Pölten verfehlt, und das nicht einmal knapp. Irgendwo schade, denn eigentlich hätte die Aufstiegs-Euphorie in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen in der niederösterreichischen Landeshauptstadt dominieren sollen.

So würde es mich jedoch nicht wundern, wenn sich so mancher Profi in Zukunft genau überlegt, ob er beim SKN einen Vertrag unterschreibt, wenn er sieht, mit welchem Schlamassel solch eine Zusammenarbeit im Worst Case enden kann.

Manche Niederlagen kassiert man womöglich erst mit Verzögerung. Man kann sich nämlich auch den eigenen Ruf ganz schön schädigen.

 

Hier das LAOLA1-Video mit den Kernaussagen aus dem Interview mit Daniel Beichler:


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