news

Die Formel-1-Sehnsucht

Jahrzehntelang funktionierte Österreichs F1-Erbfolge. Nun klammert man sich an jeden Strohhalm:

Die Formel-1-Sehnsucht

Wer sich gerade im Teenager-Alter befindet, hat die große Formel-1-Tradition Österreichs nicht wirklich miterlebt.

Mit Christian Klien stand am 14. November 2010 letztmals ein rot-weiß-roter Pilot bei einem Grand Prix am Start.

Das ist inzwischen auch schon wieder sechs Jahre her – eine ungewöhnlich lange Zeit.

Denn wer ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat, weiß nicht nur aus Wikipedia, Google, Archiv-Videos auf Youtube oder anderen Nachschlagewerken, wie groß der Anteil Österreichs an der Geschichte der Königsklasse ist.

Von den Weltmeistern Jochen Rindt und Niki Lauda über Gerhard Berger zu Alexander Wurz und Klien – dieser „Staffellauf“ funktionierte nahezu ohne Unterbrechungen. Fahrer wie Karl Wendlinger, Jo Gartner oder Patrick Friesacher garantierten, dass zwischenzeitlich sogar mehr als ein heimischer Fahrer am Start war.

Die aktuelle Situation ist bekanntlich trist.

Inzwischen muss man sich schon mit dem kleinsten Fünkchen Hoffnung begnügen. Das Konstrukt, mit dem Berger-Neffe Lucas Auer dieser Tage zu Manor geschrieben wird, ist vielleicht kein komplett unrealistisches, unterm Strich aber dennoch wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens.

Denn die Ansage von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff – einer der zahlreichen rot-weiß-roten Strippenzieher in der F1 – ist als (vorerst) deutliche Absage zu verstehen: „Bevor man läuft, muss man erst gehen lernen.“

Soll heißen: Auer soll sich erst in der DTM ins absolute Spitzenfeld katapultieren, ehe er von größeren Aufgaben träumen darf.

Qualität ist bekanntlich nicht zwingend das einzige Kriterium bei der Vergabe von F1-Cockpits, aber der Tiroler könnte auf der Strecke sicherlich noch zwingendere Argumente in eigener Sache liefern. Zu wünschen wäre es ihm.

Denn die jüngsten Schlagzeilen zeigen die Sehnsucht hierzulande nach dem „nächsten Berger oder Lauda“.

Aber dafür müsste man eben mehr Ressourcen in die Nachwuchsförderung stecken. Diese liegt derzeit allzu brach.

Jahrzehntelang funktionierte die „Erbfolge“ österreichischer Piloten, ehe auch der Motorsport das Schicksal anderer Sportarten ereilte. Im Tennis ruhte man sich viel zu lange auf den Erfolgen von Thomas Muster aus. Dem Eishockey droht selbiges Schicksal nach dem Karriereende von Thomas Vanek, zumindest was NHL-Ambitionen betrifft.

Um den Nachwuchs kümmert man sich am besten, während dieser noch ein Idol anhimmeln kann, anstatt sich auf dessen Erfolgen auszuruhen.

Bis zum nächsten F1-Idol dürfte es noch dauern. Hoffentlich wird nicht einer kompletten Generation an Fans die Spannung, einen Österreicher am Start eines Grand Prix zu erleben, verwehrt bleiben.

Kommentare