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Bitterschoko

Ex-Meistercoach Walter Schachner legt eindrucksvoll Zeugnis seiner gekränkten Trainerseele ab.

Bitterschoko

Der ehemalige Meistercoach Walter Schachner legt eindrucksvoll Zeugnis seiner gekränkten Trainerseele ab und schießt sich damit hoffentlich für immer von der Trainerbank.

Falsche Neun, Doppelsechs oder gegen den Ball spielen. Mit so neumodernem Blabla braucht man einem Walter „Schoko“ Schachner nicht kommen. Viel zu kompliziert. Wenn er einst seinen Kickern etwas dieser Art erklären wollte, hätte er aggressives Spiel nach vorne verlangt. Basta. Viel leichter zu verstehen, Fußball sei ja schließlich ein Spiel. Auch so viele Bereichs- oder Individualtrainer, die den Betreuerstab aufblähen würden, versteht er nicht. Ein Co-Trainer und einer fürs Konditionelle würden doch allemal reichen.

Das und noch mehr, hat der frühere Fußballlehrer und heutige Dancing Stars-Teilnehmer den Kollegen von abseits.at im Interview erzählt (Hier Nachlesen!). Zugleich wundert sich Schachner allerdings im selben Gespräch, dass er schon ziemlich lange keinen Job gehabt hat. Dabei hätte er doch viel mehr Erfolge als die österreichischen Trainer in der Bundesliga und ansonsten würden nur Ausländer angefragt. Schuld daran sind natürlich die blinden Bundesligisten, nicht etwa ein Walter Schachner und seine antiquierten Ansichten zum Fußball. Und nein, anbieten würde er sich niemals. Die Klubs müssten doch sehen, welches Kaliber da zu haben wäre.

"Nicht nur die Welt, auch der Fußball dreht sich ständig weiter"

Dabei wüsste der Leobner ja sogar über innovative Neuerungen Bescheid. In den frühen 2000er-Jahren hat er mit dem GAK das 4-4-2 samt ausgeprägtem Flügelspiel in der heimischen Liga etabliert und damit Erfolge gefeiert. War gut, reicht aber eben dann nicht, wenn man 2012 noch immer den gleichen Kick auf den Rasen stellt wie zehn Jahre zuvor. Nicht nur die Welt, auch der Fußball dreht sich ständig weiter. Und mittlerweile reichen auch in Österreich ein paar Dutzend Länderspiele und ein Heldenstatus als Kicker nicht mehr aus, um fix einen Trainerposten zu bekommen.

Es klingt dann bei den nicht mehr berücksichtigen Leuten wie Schachner immer ein bisschen nach mangelndem Respekt, was in Wirklichkeit aber nichts anderes ist als gekränkter Stolz und eine verquere Idee von mangelnder Wertschätzung. Er bildet damit eine homogene Reihe mit anderen Altmeistern, die nicht verkraften, dass sie als Trainer gescheitert sind. Allen voran Johann Krankl, dicht gefolgt von Anton Polster. Und überhaupt, das eint die dazu getätigten Aussagen aller drei genannten Herren, würden die Österreicher nichts mehr zählen. Sie meinen damit aber nur die ehemaligen Kollegen aus der Nationalmannschaft. Nicht die österreichischen Bundesliga-Trainer namens Scherb, Canadi oder Baumgartner. "Wo haben denn die gespielt?", heißt es dann.

"Mit der Mentalität, beleidigt in der Ecke zu sitzen und sich den Entwicklungen der Zeit zu verschließen, wird die Trainerzukunft von Schoko und seinen Freunden aber eher eine bittere sein"

Schön zu sehen, dass die Generation, die glaubt es reiche aus, ein Nationalspieler gewesen zu sein, nach und nach nichts mehr zu melden hat. Die süßen alten Geschichten aus Cordoba und Co. werden weiter erzählt werden. Mit der Mentalität, beleidigt in der Ecke zu sitzen und sich den Entwicklungen der Zeit zu verschließen, wird die Trainerzukunft von Schoko und seinen Freunden aber eher eine bittere sein. Wer noch dazu den Standpunkt vertritt, dass er sich zu schade für die zweite Liga wäre, weil man sich da nur den Namen ruiniert, der schießt sich selbst endgültig ins Out.

Für einen Schoko Schachner sind natürlich nur die heimischen Großklubs reizvoll. Am liebsten würde Walter Schachner vom SK Sturm gefragt werden, als überzeugter Steirer, wie er dazusagt, als gehöre das zum Anforderungsprofil für eine Trainerwahl. Eine gefährliche Drohung für jeden Fan der Schwarz-Weißen. Gut, dass das nicht passieren wird, auch falls der Vertrag von Franco Foda überraschenderweise nicht verlängert würde. Den deshalb beleidigten Helden früherer Tage wird die Steiermark verkraften. Und: Viel Spaß bei Dancing Stars!

Jürgen Pucher war Gründungsmitglied der Plattform „sturm12.at“ und hat dort über Jahre hinweg mit seiner Kolumne „12 Meter“ die Diskussionen rund um den Grazer Verein und den österreichischen Fußball extrem bereichert. Nun beschäftigt er sich als Betreiber der Podcast-Plattform "blackfm.at" mit den Geschehnissen bei den Schwarz-Weißen. Bei LAOLA1 verfasst er in regelmäßigen Abständen Gastkommentare zum Geschehen im heimischen Kick.

Kontakt: blackfm1909@gmail.com

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