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Brasilien: Große Enttäuschung nach bitterem WM-Aus

Bitteres WM-Aus erinnert an 2014. Teamchef Tite sieht sich für die Pleite nicht alleinverantwortlich.

Brasilien: Große Enttäuschung nach bitterem WM-Aus Foto: © getty

Ein Land versinkt in Trauer.

Brasilien muss weiter auf den sechsten Weltmeistertitel der Geschichte bzw. den ersten seit dem Jahr 2002 warten.

Dabei sah die "Selecao" im Viertelfinale gegen Kroatien schon wie der sichere Sieger aus.

Nachdem man in den ersten 90 Minuten erfolglos das kroatische Tor von Keeper Dominik Livakovic bestürmte, sorgte Superstar Neymar in der Nachspielzeit der ersten Verlängerung nach einer wunderschönen Kombination für die hochverdiente Führung für die Südamerikaner.

Doch Neymars 77. Treffer für das brasilianische Nationalteam, dank dem er in der ewigen Rekordliste mit Legende Pele gleichzog, sollte am Ende nicht reichen. Bruno Petkovic rettet die Kroaten mit einem abgefälschten Weitschuss ins Elfmeterschießen (117.), in dem sie sich als das abgebrühtere Team erwiesen.

Es war übrigens der späteste Ausgleich, der je in einem WM-Spiel erzielt werden konnte.

Brasilien scheitert zum fünften Mal in Folge an Europäern

Beeindruckend: Kroatien verlängerte damit auch eine unglaubliche Serie.

Bei den jüngsten beiden Weltmeisterschaften gelang in den K.o.-Phasen fünfmal der Aufstieg nach 120 Minuten und mehr. Gegen Dänemark (i.E.), Russland (i.E.) und England (n.V.) zogen die Südosteuropäer vor vier Jahren ins Finale vor. In Katar kamen sie nun gegen Japan und Brasilien zweimal im Elferschießen weiter. 

Bei Brasilien geht ebenfalls eine Serie weiter: Auch im fünften Anlauf in Folge wurde ein K.o.-Duell gegen ein europäisches Team verloren. Davor war gegen Frankreich (2006), die Niederlande (2010), gegen Deutschland (2014) und Belgien (2018) Endstation. Der letzte Sieg gelang 2002 im Finale gegen Deutschland (2:0).

Die Enttäuschung bei den Brasilianern war nach Schlusspfiff dementsprechend groß und mit jener von 2014 zu vergleichen, als man im Halbfinale bei der Heim-WM ein bitteres 1:7-Debakel gegen den späteren Weltmeister Deutschland kassierte.

Damals war Neymar erstmals bei einer Weltmeisterschaft mit dabei, nun steht er auch nach der dritten WM ohne Titel da. In vier Jahren könnte er bei der nächsten Weltmeisterschaft, die in den USA, Kanada und Mexiko gespielt wird, bereits seine letzte Chance auf den begehrten Pokal haben.

Ob der Superstar 2026 überhaupt noch Brasilien spielen wird, lässt er allerdings offen. "Es ist sehr früh, um darüber zu sprechen. Ich schließe die Tür zur Selecao nicht. Aber ich garantiere auch nicht zu 100 Prozent, dass ich zurückkehren werde", so Neymar nach dem bitteren WM-Aus.

Tite fühlt sich für Aus nicht alleinverantwortlich

Brasiliens Nationaltrainer Tite lehnte nach dem Aus die alleinige Verantwortung für die Niederlage ab. "Ich verstehe, dass ich die Hauptverantwortung trage, ich bin kein Heuchler. Aber ich bin nicht alleine verantwortlich, wir sind alle verantwortlich", sagte der 61-Jährige. Tite hatte bereits vor dem Turnier in Katar angekündigt, dass er danach aufhört.

2018 in Russland war er mit seinem Team ebenfalls im Viertelfinale gescheitert, damals an Belgien. Tite verteidigte die Entscheidung, Superstar Neymar erst als fünften Elfmeterschützen vorgesehen zu haben.

Der Stürmer kam aber gar nicht mehr zum Zug, da die Entscheidung bereits vorher fiel. "Weil der Fünfte entscheidend ist, da ist der Druck am größten", erklärte der Trainer. Tite widersprach auch einem Journalisten, dass seinem Team beim Gegentor die Orientierung fehlte: "Da kann ich nicht zustimmen, dass wir unorganisiert waren."

Auch seine Spieler reagierten tief enttäuscht auf das unerwartete Ausscheiden. "Jede Niederlage tut weh, besonders wenn du ein Ziel, einen Traum hast und vier Jahre Arbeit auf diesen Moment hinauslaufen", sagte Casemiro im brasilianischen Fernsehen.

Der 30-Jährige von Manchester United räumte ein: "Es ist ein harter Moment, aber wir müssen damit abschließen. Das Leben muss weitergehen."

Kapitän Thiago Silva meinte: "Das ist ganz schwierig, man hat keine Worte. Das tut sehr weh. Ich hätte gern den Pokal in die Höhe gehalten. Es war einfach unglücklich und es ist wahnsinnig schwer. Aber wir schauen nach vorn und stehen wieder auf."

Entschied Routine zu Gunsten der Kroaten?

Auf der kroatischen Seite kannte der Jubel nach der Sensation keine Grenzen.

Teamchef Zlatko Dalic schickte Grüße in die Heimat: "Das ist nur für die Menschen in Kroatien. Es war ein großartiges Spiel von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben den großen Favoriten ausgeschaltet. Das ist aber nicht das Ende für uns, wir müssen so weitermachen. Jeder hat sein Bestes gegeben. Danke auch an alle auf der Bank, die auch mit diesem Nationalteam mitleben."

Für Torhüter Livakovic, wohl der Matchwinner dieser Partie, machte am Ende die größere Routine den Unterschied zu Gunsten des WM-Finalisten von 2018 aus: "Zuallererst sind wir erfahren und wir sind als Kämpfer erzogen worden. Wir scheuen keine Mühen, wir geben unser Bestes. Und das ist das Erfolgsrezept." 



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