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IOC verzichtet auf Einberufung Infantinos

Das Olympische Comitee nimmt den FIFA-Boss nicht auf. Ließ er Audio-Datein löschen?

IOC verzichtet auf Einberufung Infantinos

Am Sonntag ist Gianni Infantino exakt 100 Tage im Amt als FIFA-Präsident. Im Mittelpunkt stehen aber Skandale.

Die Ethikkommission könnte ihn aufgrund Komplottvorwürfen gegen Chefaufseher Scala sperren. Infantino soll dabei befohlen haben, verhängnisvolle Mails zu löschen. Sein Name tauchte zudem in den Panama-Papers auf. Er soll auch Verbandsgelder verschwendet haben.

Trauriger Höhepunkt: Das Internationale Olympische Komitee verzichtet auf die traditionelle Aufnahme des FIFA-Bosses.

Waren Infantinos Vorgänger wie Blatter für gewöhnlich stets ins IOC berufen worden, fehlte der Name des neuen FIFA-Chefs nun auf der am Freitag in Lausanne veröffentlichten Liste der acht Kandidaten. Anscheinend erteilte das IOC damit Infantino die Quittung für die wachsenden Zweifel an seiner Amtsführung.

Komplott bringt Stein ins Rollen

Die Vorwürfe sind hochbrisant. Ausgangspunkt sind die Anschuldigungen gegen Infantino, wonach es auf dem Kongress Ende Mai in Mexiko zu einem Komplott gegen den schließlich zurückgetretenen FIFA-Chefaufseher Domenico Scala gekommen sei. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte Zitate aus einer Sitzung des FIFA-Council öffentlich gemacht, die einen von Infantino betriebenen Sturz Scalas praktisch belegen würden.

Doch damit nicht genug: Laut Medienberichten soll Infantino den Befehl zur Löschung der brisanten Tonaufnahmen von der Council-Sitzung am 9. und 10. Mai in Mexiko-Stadt angeordnet haben, was die FIFA umgehend als falsch zurückwies.

"Der E-Mail-Verkehr, in dem die Löschung von Audio-Dateien erwähnt wird, bezieht sich auf eine Kopie der Original-Dateien der Sitzung, die fälschlicherweise auf einem lokalen Laufwerk gespeichert waren", hieß es in einer Mitteilung des Weltverbandes. Die Originalaufnahme sei "ordnungsgemäß bei der FIFA gespeichert."

Verhängnisvolle Emails

Alles also nur ein Missverständnis, vielleicht aber auch nicht.

Der "FAZ" liegt der E-Mail-Verkehr vor, in dem Marco Villiger als Chef der FIFA-Rechtsabteilung einen Mitarbeiter aus dem Generalsekretariat zur Löschung der Dateien veranlasst haben soll.

Außerdem solle das Protokoll der ominösen Sitzung aus dem Präsidentenamt und nicht wie üblich aus dem Generalsekretariat verfasst werden, hieß es weiter.

Pikanterweise wurde wenige Stunden nach der digitalen Konversation der geschäftsführende Generalsekretär Markus Kattner entlassen. Der Deutsche habe gegen seine treuhänderische Verantwortung verstoßen, lautete die Begründung.

Am Freitag teilte die FIFA mit, dass sich Kattner gemeinsam mit Blatter und dem ehemaligen Generalsekretär Jerome Valcke um über 70 Mio. Euro bereichert haben soll.

Keine Integritätsprüfung

Kattners Nachfolgerin ist Fatma Samoura aus dem Senegal, die Infantino noch vor der Vollversammlung durchdrückte. Laut "Welt" habe es aber vorher gar keine Integritätsprüfung durch die bis zuletzt von Scala angeführte Audit- und Compliance-Kommission gegeben.

Der Machtbereich dieses Gremiums wurde schließlich zum großen Ärger von Scala auf dem Kongress beschnitten, indem das Council ermächtigt wurde, für ein Jahr seine Kontrolleure selbst ernennen und entlassen zu können.

Geldverschwendung

Dazu gibt es weitere Vorwürfe gegen Infantino. So soll er mit Privatjets die WM-Gastgeber Russland (2018) und Katar (2022) besucht und so die Verbandsgelder verschwendet haben.

Dass er bei seinem Besuch in Moskau Sportminister Witali Mutko in höchsten Tönen lobte und betonte, dass der riesige russische Dopingskandal die WM 2018 nicht beeinflusse, wirkte für manch einen Beobachter irritierend.

Schon kurz nach seinem Amtsantritt war Infantino erstmals in Erklärungsnot geraten, als sein Name in Verbindung mit den Panama Papers gebracht wurde. Damals ging es um zweifelhafte Geschäfte zwischen der UEFA und der Briefkastenfirma Cross Trading.

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