Schritt für Schritt. Spiel für Spiel. Liga für Liga.
Wenn der GAK 1902 am Samstag gegen den SV Gössendorf in die Rückrunde der Unterliga Mitte startet, wird es von der ersten Sekunde an nur eine Devise für die GAK-Kicker geben – nämlich Vollgas. Denn alles andere als der dritte Aufstieg in Folge seit der Neugründung 2013 wäre für die „Rotjacken“ eine herbe Enttäuschung.
„Man muss sicherlich großen Respekt vor der Leistung von Feldkirchen und auch Eggersdorf haben. Aber wir schauen auf uns. Wir haben schon vor der Saison den erneuten Meistertitel als Ziel ausgegeben und daran hat sich auch jetzt nichts geändert“, gibt der Ex-Bundesligaprofi und nunmehrige GAK-Trainer Gernot Plassnegger gegenüber LAOLA1 die Marschroute für sein Team vor.
Vergangenheit spricht für den GAK
Nur ein bzw. zwei Punkt(e) beträgt der Rückstand der beiden angesprochenen Teams, mit denen man sich im Herbst einen spannenden Dreikampf lieferte. Ob dieser Dreikampf allerdings auch im Frühjahr anhält, ist äußerst fraglich, zumindest, wenn man sich den Verlauf der vergangenen beiden Saisonen ansieht.
Auch damals konnten sich die Athletiker vor dem Jahreswechsel noch nicht signifikant absetzten. Doch sowohl Judendorf in der 1. Klasse – punktegleich im Herbst, schlussendlich 14 Zähler Rückstand – als auch der Askö Murfeld in der Gebietsliga – 3 Punkte Rückstand im Herbst, 15 am Saisonende – konnten die Pace des GAK in der Rückrunde nicht mehr mitgehen und fielen deutlich ab.
Ob die Verfolger diese Saison ein ähnliches Schicksal erleiden, wird sich erst noch zeigen. Mit einer Schwächephase der Grazer dürfen sie allerdings nicht spekulieren. Zu hoch ist die Qualität im Kader, die mit drei Neuzugängen im Winter – u.a. Oliver Schöpf von Regionalligist SC Kalsdorf – noch einmal aufgebessert wurde.
Traum-Erfüllung mit Bedacht
Sollte der erwartete Aufstieg in die Oberliga Mitte gelingen, wäre dies der dritte Meistertitel in Folge seit der Neugründung des Vereins vor knapp drei Jahren. Dies wäre außerdem auch gleichbedeutend damit, dass man seinem langfristigen Ziel wieder einen Schritt nähergekommen ist, wie Klub-Obmann Harald Rannegger erläutert: „Der Traum bzw. Wunsch ist sicherlich, dass wir möglichst schnell über die Oberliga und Landesliga in die Regionalliga bzw. in die Nähe irgendeines Bezahlfußballs kommen.“
Die Erfüllung dieses Traumes will man allerdings keineswegs mit allen Mitteln erzwingen, schon gar nicht in finanzieller Hinsicht. „Wir haben in den letzten Jahren immer Gewinne gemacht, werden auch 2015 einen leichten Gewinn machen. Aber wir sehen das eigentlich ganz nüchtern. Sollten wir die nötigen Geldmittel über Sponsoring, Ticketverkäufe bzw. die Mitglieder einmal nicht zusammenbekommen, dann werden wir halt 2-3 Schlüsselspieler weniger haben und ohne diese, aber mit der gleichen Intensität weitermachen und es weiterversuchen.“
Salzburg als mahnendes Beispiel
Gerade in finanzieller Hinsicht wird dabei natürlich auch mit einem Auge Richtung Salzburg geschielt, schließlich liest sich die Geschichte des GAK 1902 seit der Neugründung ziemlich ähnlich wie jene von Austria Salzburg.
Das vorläufige Ende der „Cinderella-Story“ der Violetten ist mit dem im November 2015 eingeleiteten Insolvenzverfahren allerdings ein eher unrühmliches, das nun im kommenden Sommer auch zum Zwangsabstieg in die Regionalliga führt.
Hauptgrund dafür war die problematische Situation im Zusammenhang mit dem Stadionumbau in Maxglan. Eine Thematik, die auch beim GAK omnipräsent ist und in den nächsten zwei bis drei Jahren eine gewichtige Rolle einnehmen wird.
„Wenn wir jetzt solche Aufwendungen hätten, wie sie in der Regionalliga bzw. in der Ersten Liga notwendig sind, also ein Flutlicht, eine bestimmte Sitzanzahl, zukünftig dann eine Rasenheizung, ein Auswärtssektor etc., könnten wir das finanziell auch nicht stemmen. Wir haben ja jetzt schon knapp 300.000 Euro in die Infrastruktur hier im Trainingszentrum in Weinzödl gesteckt, allerdings so, dass z.B. Tribünen auch wieder verkauft bzw. woandershin mitgenommen werden könnten“, distanziert sich der GAK-Obmann von einem ähnlichen Szenario wie in Salzburg.
Fragezeichen Heimstätte
Vertraglich ist den Athletikern die Heimstätte in Graz-Weinzödl zumindest einmal bis 2019 zugesichert. Ob es darüber hinaus noch eine Verlängerung geben wird bzw. ob man überhaupt so lange im Trainingszentrum bleibt/bleiben kann, ist aus jetziger Sicht allerdings ungewiss, könnte man zu diesem Zeitpunkt rein theoretisch doch bereits in der Ersten Liga spielen.
„Wir werden uns wahrscheinlich ab Beginn 2018 überlegen müssen, was wir machen. Dabei kommt es natürlich darauf an, wo wir stehen und wie groß der Zuschauerzuspruch dann sein wird. Wenn dieser wirklich gut ist, dann können wir hier in Weinzödl nicht mehr weiterspielen. Sollte man sich allerdings so um die 2.000-2.500 Zuseher bewegen, würde es keinen Sinn machen, in ein großes Stadion zu gehen, das wir uns nicht leisten können“, erläutert Harald Rannegger den momentanen Stand der Dinge und meint weiterführend mit Blick Richtung UPC-Arena:
„Wenn man in einem Stadion dann 15.000-20.000 Euro am Spieltag zahlen muss, dann rechnet sich das für uns einfach nicht. Und da nützt es auch nichts, wenn uns irgendjemand 5.000 Euro oder so nachlassen würde. Das sprengt einfach unser Budget.“
Außerdem würde laut dem Obmann dann auch ein ganz zentrales Element, die seit der Neugründung aufgebaute Mentalität und Identität, verloren gehen. Ein Element, das an die Zeiten im alten Casino-Stadion in der Körösistraße erinnert.
"Fußball, wie er früher einmal war"
„Fußball, wie er früher einmal war“ solle es sein, zum dem man „auf ein Bier und ein Würstel mit seinen Freunden geht und dann auch noch in der dritten Halbzeit zusammensteht, oder sich im Klubgebäude trifft“.
Sollte dies aufgrund diverser Auflagen nicht mehr in Weinzödl möglich sein, zieht man aufgrund der geographischen Nähe sogar einen Umzug nach Gratkorn in Betracht. „Schlussendlich sind das momentan aber alles nur Planspiele. Wir sind jetzt einmal sehr zufrieden hier, haben im Winter eine neue Tonanlage installiert und eine zusätzliche Tribüne hingestellt und dann schauen wir weiter. Schön langsam, Schritt für Schritt.“
"Ich habe noch keine Minute bereut"
Diese momentane Zufriedenheit rührt aber natürlich nicht nur durch die Verbesserung der Infrastruktur her, sondern auch durch die Erfolge im sportlichen Bereich. Hauptverantwortlich dafür ist der bereits erwähnte Plassnegger, der zusammen mit seinem Team den Weg des GAK „neu“ von Minute eins weg mitbestritten hat.
„Ich schätze Gernot wirklich sehr, sowie aber auch das ganze restliche Betreuerteam. Das sind Leute, die extrem ehrgeizig sind. Und man braucht einfach solche Leute, die etwas weiterbringen wollen, an einem Ziel arbeiten und sich dafür auch voll einbringen“, schwärmt der GAK-Obmann von seinem Trainerteam.
Auch Plassnegger selbst kann über seine bisherige Zeit als Trainer bei den „Rotjacken“ nur Positives berichten: „Mir macht es unglaublichen Spaß mit dieser Mannschaft und in diesem Verein zu arbeiten. Ich habe noch keine Minute bereut, dass ich das übernommen habe.“
Zum Teil mitverantwortlich dafür sind sicher auch die Fans, die den GAK 1902 in dieser schwierigen Zeit nicht den Rücken kehren, sondern zu ihrem Verein stehen. Ein Zuschauerschnitt im Herbst von knapp 1.500 Zusehern pro Heimspiel sind der beste Beweis dafür und auch der Trainer hebt diese Treue hervor: „Bis zum jetzigen Zeitpunkt muss man den Fans ein Riesenlob aussprechen. Unabhängig von der Liga wollen sie ihren Verein unterstützen und jeder hat seinen Spaß dabei.“
Eindeutige Vereins- und Spielphilosophie
Doch klarerweise ist nicht nur der Spaß für den Erfolg verantwortlich, sondern auch eine ganz klare Philosophie, sowohl von Vereinsseite als auch von Trainerseite.
„Gernot verfolgt eine ganz klare Linie. Wir wollen Pressing spielen, wir wollen hoch attackieren, offensiv sein und wir wollen viel Ballbesitz haben und das ist eine Aussage. Für dieses Spielsystem muss man aber natürlich auch immer wieder die Spieler, die dazu passen, holen“, lässt Rannegger bezüglich des Spielstils der „Rotjacken“ keine Fragen offen.
Doch nicht nur das Verpflichten passender Akteure ist Teil der Planung, sondern auch das Integrieren der eigenen Jugend. „Die Nachrücker aus dem eigenen Nachwuchs müssen dieses System auch schon verinnerlichen. Jeder muss wissen, was er auf welcher Position zu tun hat. Das ist ganz wichtig, dass sie in dieser Hinsicht herangebildet werden, damit sie dann mit 17-18 Jahren in der Kampfmannschaft Fuß fassen können.“ Denn, so Rannegger weiter: „Talente mit 23 gibt es viele, aber wenn Spieler wirklich weiterkommen wollen, müssen sie in diesem Alter schon Mannschaftsbestandteil sein und Verantwortung übernehmen.“
Aufbau eines standfesten Systems
Ein Verantwortungsbewusstsein, das sich auch, so scheint es zumindest, im nunmehrigen Vorstand schon festgesetzt hat und für eine gesicherte und turbulenzfreie Zeit sorgen soll.
„Uns ist wichtig, dass wir hier ein System aufbauen, das standfest ist. Es soll nicht auf tönernen Füßen stehen und wenn man ein Bein wegnimmt, bricht das ganze Gebilde zusammen“, so der GAK-Obmann abschließend.
Der Weg des GAK 1902 ist also seit seiner Neugründung vor knapp drei Jahren von Erfolg gekrönt und der Vorstand, die Mannschaft, das Trainerteam und auch die Fans arbeiten eifrig daran, dass diese Erfolgsgeschichte noch lange anhält und nicht durch überhastete oder unüberlegte Aktionen ein jähes Ende findet.
Eben Schritt für Schritt. Spiel für Spiel. Liga für Liga.
Marc Schwarz