news

"Ziehen uns gemeinsam aus der Scheiße"

Bei der U21 die Nummer 1, im A-Team auf Abruf. Daniel Bachmann im Aufwind:

Nicht Mattersburg-Stammtorhüter Markus Kuster ist die Nummer eins beim U21-Nationalteam.

Auch nicht Bayern-Talent Ivan Lucic. Nein, der hierzulande noch etwas unter dem Radar fliegende Daniel Bachmann bekommt das Vertrauen von Werner Gregoritsch.

„Er hat sich in der Vorbereitung stark präsentiert. In Absprache mit Torwart-Trainer Roland Goriupp haben wir uns auf ihn als Nummer eins festgelegt“, erklärt der U21-Coach.

Bereits mit 17 Jahren verließ der Wiener die Austria-Akademie, um bei Stoke City sein Glück zu versuchen. Auf der Insel fühlt er sich wohl. Ende Oktober hat der 21-Jährige beim FC Bury seine dritte Leihstation angetreten. Dort wird der 1,91-m-Hüne für einen Monat Spielpraxis sammeln.

Davor geht es mit dem U21-Nationalteam aber darum, gegen Finnland und Deutschland gute Ergebnisse einzufahren. „Wir können dort auf jeden Fall etwas holen“, gibt sich Bachmann angesichts des Auswärtsspiels in Fürth (Di., 18 Uhr) selbstbewusst.

Im LAOLA1-Interview spricht er zudem über seinen auslaufenden Vertrag und Stoke-Kollege Jack Butland, der auf der Insel momentan für Furore sorgt.

 

LAOLA1: In der U21-Nationalmannschaft gibt es mit dir, Ivan Lucic und Markus Kuster drei starke Torhüter. Warum hat sich Werner Gregoritsch für dich entschieden?

Daniel Bachmann: (lacht) Das musst du den Trainer fragen.

LAOLA1: Aber worin siehst du deine größten Stärken?

Bachmann: Ich glaube, dass mich einfach grundsätzlich meine Präsenz auszeichnet. Auch abseits des Platzes. Das ist vielleicht ein Faktor, warum ich die Nummer eins bin.

LAOLA1: Am Freitagabend geht es in der Generali Arena (18 Uhr) gegen Finnland. Danach wartet am Dienstag in Fürth Deutschland. Wie schätzt du die Chance für eine erfolgreiche EM-Qualifikation ein?

Bachmann: Es war schon beeindruckend, wie wir begonnen haben. Auch wenn wir von den drei Spielen zwei Mal gegen einen eher schwächeren Gegner angetreten sind. 7:0 musst du erst einmal gewinnen, egal gegen wen. Aserbaidschan hat gegen Deutschland nur 0:3 verloren, obwohl sie lange mit einem Mann weniger gespielt haben. Wenn wir alle unsere Leistung abrufen, haben wir eine sehr gute Chance, die Qualifikation zu schaffen.

LAOLA1: Trotz Gruppengegner Deutschland?

Bachmann: Ja. Leroy Sane wurde für das A-Team nominiert. Vor unserem Duell kehrt er aber zur U21 zurück. Das zeigt, dass sie uns sehr wohl mit Respekt behandeln. Wir können dort auf jeden Fall etwas holen.

LAOLA1: Was macht euch stark?

Bachmann: Wir haben nicht nur sehr gute individuelle Spieler, sondern verstehen uns auch als Mannschaft hervorragend. Es ist immer eine Freude, zum Team zu kommen. Das ist ein großer Faktor. Gegen Russland haben wir mit zwei Toren geführt, der Gegner hat sich zurückgekämpft und trotzdem haben wir gewonnen. Da sieht man, dass wir zusammenhalten und uns gemeinsam aus der „Scheiße“ rausziehen.

LAOLA1: Gemeinsam mit U21-Kollege Lucic stehst du beim A-Team auf Abruf. Spricht das mehr für die Stärke der jungen Torhüter oder für die Schwäche der älteren Generation?

Bachmann: Das ist schwer zu sagen. Für mich ist es eine Riesen-Ehre überhaupt auf Abruf zu stehen. Wenn man sich diesen Kader ansieht, ist es umso schwerer, dort hinein zu kommen.

LAOLA1: Ende Oktober hast du einen einmonatigen Leihvertrag beim englischen Drittligisten Bury unterschrieben. Wie hast du dich bisher eingelebt?

Bachmann: Sehr gut. Es hat von Anfang an alles super gepasst. Wir trainieren am alten Trainingszentrum von Manchester City. Das ist echt top. Die ersten beiden Spiele hätten besser nicht laufen können. Wir haben Blackpool in der Liga 4:3 geschlagen und im FA Cup 4:0 gegen Wigan gewonnen. Das ist ein herausragendes Ergebnis.

LAOLA1: Beim angesprochenen Spiel gegen Blackpool hast du ein unglückliches Tor bekommen, als dir ein schlechter Rückpass des Verteidigers zu weit weggesprungen ist. Wie wichtig ist das Spiel mit dem Ball für dich?

Ich sage immer, ein guter Tormann macht Fehler, wenn die Mannschaft trotzdem gewinnt. Diese Sache ist abgehakt.

Daniel Bachmann

Bachmann: Sehr. Dem Fußballerischen kommt beim Torwart-Spiel ein immer höherer Stellenwert zu. Vor dem Gegentor habe ich mir den Ball einfach schlecht angenommen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Stürmer so schnell da ist. Ich sage immer, ein guter Tormann macht Fehler, wenn die Mannschaft trotzdem gewinnt. Diese Sache ist abgehakt.

LAOLA1: Gibt es irgendein Vorbild, dem du nacheiferst?

Bachmann: Früher war Gigi Buffon mein Hero, aber mittlerweile versuche ich, meinen eigenen Weg zu gehen. Natürlich denkt man sich auch heute noch bei dem ein oder anderen, dass er besonders stark ist. Aber ich hab kein direktes Vorbild.

LAOLA1: Der FC Bury ist bereits deine zweite Leihe in dieser Saison nach dem schottischen Erstligisten Ross County. Welche Erfahrungen konntest du dort sammeln?

Bachmann: Es war nicht das, was ich und mein Verein uns vorgestellt haben. Ich bin erst wenige Tage vor Saisonbeginn nach Schottland gekommen. Das erste Spiel war gleich im Celtic Park. Leider bin ich nur auf der Bank gesessen. Das konnte ich noch nachvollziehen. In der zweiten Partie bin ich zur Halbzeit eingewechselt worden, danach kam ich auch im Cup zum Einsatz. Beide Male habe ich zu Null gespielt. Danach haben sie mich aber wieder auf die Bank gesetzt. Stoke hat daraufhin die Notbremse gezogen und mich zurückgeholt. Es wäre unnötig gewesen, dort zu bleiben, weil die Versetzung einfach nicht leistungsbezogen war. Ich bin froh, dass Stoke so schnell gehandelt hat. Die Erfahrung war trotzdem wertvoll.

Autogramme geben in Asien

LAOLA1: Die Leihe in Schottland war für sechs Monate vorgesehen, endete aber nach einem Monat. Auch Bury wirst du Ende November wieder verlassen. Was hältst du von solchen Kurzzeit-Leihen?

Bachmann: Gerade für einen Tormann ist das eine sehr gute Sache. In der dritten Liga gibt es Mannschaften, gegen die spielst du vor 30.000 Leuten. Das ist schon eine wichtige Erfahrung, auch wenn es nur für fünf oder sechs Spiele ist. Danach geht es zurück zum Stammverein und man muss schauen, was sich dort ergibt. Das ist sicher keine schlechte Lösung.

LAOLA1: Wie ist das Feedback von Stoke?

Bachmann: Ich glaube, dass der Verein mit mir sehr zufrieden ist. Seit zwei Jahren trainiere ich jetzt schon mit dem Kader der ersten Mannschaft, was für einen jungen Tormann enorm wertvoll ist. In der Premier League liegt das Durchschnittsalter für Goalies beim Debüt relativ hoch. So gesehen habe ich mit meinen 21 Jahren noch ein bisschen Zeit.

LAOLA1: Stoke-Torhüter Jack Butland ist auf der Insel aufgrund seiner starken Leistungen derzeit in aller Munde. Was macht ihn so stark?

In England galt er schon früh als Wunderkind, weil es dort nicht so viele gute Torhüter gibt.

Bachmann über Butland

Bachmann: Er hat lange auf seine Chance gewartet. In England galt er schon früh als Wunderkind, weil es dort nicht so viele gute Torhüter gibt. Es reicht ein Blick auf das Nationalteam. Hinter ihm und Joe Hart muss man schon in die zweite Liga schauen, um einen dritten Goalie zu finden. Deshalb wird Jack jetzt ziemlich hoch gepriesen. Er hat im Sommer die Chance bekommen und das perfekt umgesetzt. Als es in den ersten Spielen nicht perfekt gelaufen ist, hatte er viel zu tun und konnte sich oft auszeichnen. Jetzt macht er sogar Druck auf Joe Hart um die Nummer eins beim Nationalteam.

LAOLA1: Wenn ein Engländer innerhalb der Premier League aufzeigt, wechselt er normalerweise schnell zu einem großen Klub. Könntest du davon profitieren und in die Fußstapfen von Butland treten?

Bachmann: Raheem Sterling wurde um 69 Millionen Euro an Manchester City verkauft, weil er Engländer ist. Jeder Klub will englische Nationalspieler holen. Also das kann schon ein Vorteil sein. Mein Vertrag bei Stoke läuft aber im Sommer aus. Wir müssen schauen, was sich ergibt.

LAOLA1: Wie sieht es mit einer Vertragsverlängerung aus?

Bachmann: Mein Manager (Max Hagmayr, Anm.) war letzte Woche in Stoke, aber es gibt noch nichts Konkretes.

LAOLA1: Würdest du gerne bleiben?

Bachmann: Ich bin seit fünf Jahren beim Klub. Das ist natürlich mein erster Ansprechpartner. Aber es gibt auch andere Interessenten.

Ich rechne mit keiner Anfrage mehr.

Bachmann über Sturm

LAOLA1: Wäre auch eine Rückkehr nach Österreich für dich ein Thema?

Bachmann: Ausschließen würde ich nie etwas.

LAOLA1: Zuletzt wurdest du auch einmal mit Sturm in Verbindung gebracht. Stehst du mit dem Verein in Kontakt?

Bachmann: Sturm hat sich in den letzten 18 Monaten öfters gemeldet, aber sie haben jetzt Michael Esser verpflichtet. Also rechne ich mit keiner Anfrage mehr.

LAOLA1: Wenn es um Stoke City geht, ist freilich auch immer Marko Arnautovic ein Thema. Triffst du ihn öfters?

Bachmann: Wir sehen uns natürlich am Trainingsgelände regelmäßig. Es ist schön, wenn jemand aus dem eigenen Land beim selben Verein spielt. Marko ist ein lustiger Typ.

Das Gespräch führte Jakob Faber

Kommentare