Für den ÖFB soll am Sonntag eine neue Zeitrechnung beginnen.
Josef Pröll wird im Rahmen der Bundeshauptversammlung zum neuen Chef des Fußballverbands gekürt, zudem steht der Beschluss einer Strukturreform an, die unter anderem vorsieht, mehr Kompetenzen vom Ehrenamt zum Hauptamt zu verlagern. Dazu passend lautet Prölls Amtsbezeichnung künftig nicht ÖFB-Präsident, sondern ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzender.
Der Ex-Vizekanzler ist der erste Verbandsboss seit dem von 2002 bis 2008 amtierenden Friedrich Stickler, der nicht aus dem Präsidium aufrückt. Der Niederösterreicher erhielt in der entscheidenden Wahlausschusssitzung am 9. April überraschend den Vorzug gegenüber Sturm-Graz-Präsident Christian Jauk.
Damals gab es beim Votum für Pröll einige Enthaltungen, in der Hauptversammlung wird allerdings erwartet, dass alle Stimmen an den 56-Jährigen gehen.
Pröll wird viel zu tun haben
Auf Pröll, im Brotberuf Generaldirektor des zur Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien gehörenden Konzerns Leipnik-Lundenburger, wartet einiges an Arbeit.
Es gilt, Ruhe in einen von internen Grabenkämpfen zerrütteten Verband zu bringen. Oft auch über Medien ausgetragene Konflikte, in denen es etwa um Posten, die Rolle von Teamchef Ralf Rangnick oder zuletzt Coronahilfen geht, sorgen mittlerweile seit Jahren für Aufsehen und brachten den mit Abstand größten Sportfachverband des Landes in der Öffentlichkeit in Misskredit.
Folgerichtig gab es auch eine hohe Fluktuation auf dem Chefsessel - Pröll wird der sechste Verbandsboss innerhalb von gut dreieinhalb Jahren sein. Aktuell führt den Verband der steirische Landesverbandspräsident Wolfgang Bartosch, der im vergangenen November nach dem Rücktritt von Klaus Mitterdorfer übernahm.
Abseits von Personalentscheidungen und Strukturreform wird am Wochenende in Bregenz auch die geplante Neustrukturierung der Regionalligen ein Thema sein. Darüber wird bereits am Samstag im Rahmen einer Präsidiumssitzung debattiert.