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ÖFB-Damen: Vom Schattendasein in die Primetime

Bei der EM-Premiere sind die angestrebten Ziele eher langfristiger Natur:

ÖFB-Damen: Vom Schattendasein in die Primetime Foto: © GEPA

Nur ein Jahr nach den Herren dürfen sich auch die ÖFB-Damen bei einer Europameisterschafts-Endrunde beweisen – und das erstmalig. Der Aufbruch zur Premiere in den Niederlanden ist schon am Dienstag erfolgt.

Die Frauen-Europameisterschaft 2017 ist das vorläufige Highlight einer steten Entwicklung der letzten Jahre, auf die bei den ÖFB-Verantwortlichen besonderer Wert gelegt wird.

Dass beim Debüt wahrscheinlich keine Bäume ausgerissen werden können, ist dem allgemeinen Tenor durchaus zu entnehmen. Es sind aber kleine Erfolge, die einen großen Unterschied ausmachen könnten.

Jeder Punkt ein Erfolg

"Die Erwartungshaltung ist deswegen nicht riesig, weil man die Situation realistisch einschätzen muss, wenn man Gegner hat, die in der Weltrangliste vor einem liegen und aus der Vergangenheit schon viel mehr Erfahrung haben", sagt Teamchef Dominik Thalhammer zu LAOLA1.

Neben Auftaktgegner Schweiz und Abschlusskontrahent Island – eine Parallele zu den Herren – hat man mit Frankreich auch einen der Turnierfavoriten in der Gruppe.


So wurden die ÖFB-Damen verabschiedet:

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"Jeder Punktgewinn ist ein Erfolg", sagt der 46-Jährige. "Das heißt aber nicht, dass wir nicht unsere Chancen haben."

Konkrete Zielsetzung wird alleine deswegen schon keine von ihm ausgegeben: "Ich hätte einfach gern, dass wir inhaltlich viel von dem umsetzen, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben."

Man will die Eltern beeindrucken

So niedrig die unmittelbaren Erwartungen seien, die Bedeutung für den Frauenfußball ist für Thalhammer nicht groß genug einzuschätzen.

"2011 waren wir bei den Länderspielen in sehr familiärer Atmosphäre, da hat es eigentlich niemanden interessiert", erinnert er sich.

Spätestens mit der EM-Qualifikation ist das Interesse schlagartig in die Höhe gegangen, und Reichweite ist bekanntlich der Schlüssel zu Akzeptanz: "Es entspricht nicht der Normalität, wenn unsere Spiele in der Primetime übertragen werden. Da sitzen Eltern, die ihre Töchter dann vielleicht doch zum Frauenfußball schicken."

Letztlich sei die Breite das, was auf die Konkurrenz fehle: "Wir haben aktuell um die 10.000 Spielerinnen. Dänemark hat achtmal, die Niederlande 15-mal so viele. Wenn wir da Interventionen setzen, kann Frauenfußball auch in Österreich eine sehr große Rolle spielen."

Tipps von Marcel Koller

Der 4:2-Erfolg im letzten Test gegen die angesprochenen Däninnen stimmt zuversichtlich, soll aber nicht überbewertet werden.

Mit Bayern-München-Legionärin Viktoria Schnaderbeck fehlte ein wichtiger Baustein der Mannschaft, es sieht so aus, als müsste sie auch zum Auftakt gegen die Schweiz (18. Juni, 18:00 Uhr) zusehen.


Der Bundeskanzler stichelt gegen die ÖFB-Herren:

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Tipps von den Männern hat man sich übrigens auch geholt: "Natürlich nutzt man die Ressourcen, auch mit Marcel Koller habe ich gesprochen, der seine Erfahrungen mitgegeben hat. Aber vielleicht wäre es auch ganz gut, nicht zu viel zu ändern", sagt Thalhammer.

Anschluss nur in der Spitze

Während die sportlichen Erwartungen nur allzu nüchternem Realismus folgen, soll das Ereignis eine erneute Initialzündung für den Frauenfußball in Österreich liefern.

"Wir haben in den letzten Jahren Schritte gemacht, wie sie kaum andere Nationen in Europa schaffen konnten", lobt Leo Windtner, der als richtungsweisendes Projekt das Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten hervorstreicht.

Der ÖFB-Präsident weiß, "dass wir in der Spitze den Anschluss an Fußball-Europa geschafft haben. Aber das Wesentliche ist, uns in der Breite intensiver aufstellen zu müssen."

Eine besondere Rolle käme hierbei den Bundesliga-Klubs zu, die diese Chance erkennen und als Vorzeigemodell für alle Klubs in Österreich fungieren sollen. Auch der ÖFB selbst will mit mehr Personal eingreifen.

Überholspur – auch in Österreich?

Der Glauben an das Potenzial des Frauenfußballs ist dabei endlos.

"Frauenfußball ist aktuell die am stärksten wachsende Sportart global und hat nun die Chance, in gesellschaftlichen und politischen Bereichen Akzeptanz zu finden", meint Windtner.

"Fußball ist nicht nur Business-, sondern auch Family-Case, und der wird stark von der Partizipation der Frauen geprägt."

Der nötige Rückenwind, den die Qualifikation angefacht hat, soll nach der Endrunde jedenfalls nicht gleich wieder verebben.

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