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Stefan Hierländer: "Foda verstellt sich nicht"

Kein ÖFB-Vorteil, Sturm-Kicker zu sein. Worauf Foda allergisch reagiert:

Stefan Hierländer: Foto: © GEPA

Stefan Hierländer gehört zu jenen ÖFB-Kickern, für die das ÖFB-Camp in Spanien keine klassische Kennenlern-Woche mit Teamchef Franco Foda war.

Schließlich arbeitet er genau wie Jörg Siebenhandl und Deni Alar beim SK Sturm Graz intensiv mit dem Deutschen zusammen. Große Unterschiede in der Arbeit des Coaches zwischen Verein und Nationalteam kann der Kärntner nicht erkennen.

"Ich habe mich im vorhinein auch gefragt, wie das sein wird, aber er hat sich eigentlich genauso präsentiert wie bei Sturm Graz. Es zeichnet ihn aus, dass er sich da nicht verstellt, er ist genauso authentisch wie bei Sturm, genauso gerade wie immer. Ich habe gemerkt, dass jeder im Nationalteam mit ihm zurecht kommt."

Worauf Foda allergisch reagiert

Logisch, dass Hierländer in den vergangenen Tagen ein begehrter Gesprächspartner seiner Kollegen war, die sich bei ihm über den neuen Übungsleiter erkundigt haben.

Der 26-Jährige konnte dabei berichten, dass bei Sturm ebenfalls jeder mit Foda zurecht kommen würde - zumindest so lange man die Vorgaben befolgt: "Die Trainingseinstellung muss passen. Wenn er sieht, dass die nicht passt, reagiert er allergisch. Wer das Training hier beobachtet hat, hat gesehen, dass jeder mitzieht. Ich denke, das hat ihm das Gefühl gegeben, dass er die Mannschaft erreicht. Das ist einmal ein guter erster Schritt."

Dass es für ihn als Sturm-Kicker keine alltägliche Situation ist, den Vereins-Boss auch im ÖFB-Team als Vorgesetzten zu haben, verhehlt Hierländer erst gar nicht: "Für uns Sturm-Spieler war es natürlich ungewohnt. Wir haben nicht genau gewusst, wie das sein wird. Es ist immer noch ein bisschen komisch. Aber jetzt ist es einmal so, und wenn er ab nächste Woche Mittwoch wieder unser Klubtrainer ist, wird es wieder komisch sein."

Inwiefern komisch? "Bei Sturm ist er schon lange Trainer, da gab es auch schon mal andere Ansprachen. Jetzt ist er auf einer anderen Ebene und Basis da, was allerdings normal ist. Er ist locker und arbeitet wirklich genauso akribisch wie bei Sturm. Das beeindruckt mich schon."

Kein per Du mit Foda

In Graz arbeiten Hierländer und Foda seit 2016 intensiv zusammen. Bei den von Foda oftmals erwähnten Einzelgesprächen im Laufe der Woche in Marbella, in denen er auch die private Seite der Spieler kennenlernen wollte, gab es jedoch auch für die Sturm-Kicker keine Ausnahme.

"ich war immer per Sie mit ihm. Auch wenn ich das Du angeboten bekomme, werde ich es nicht annehmen, da er mein Trainer und somit immer noch eine Respektperson ist.

Stefan Hierländer

Per Du ist Hierländer mit seinem Chefcoach jedoch nicht: "Also ich war immer per Sie mit ihm. Auch wenn ich das Du angeboten bekomme, werde ich es nicht annehmen, da er mein Trainer und somit immer noch eine Respektperson ist. Wir hatten jetzt mehrere Gespräche auf einer anderen Ebene, das ist auch ganz witzig gewesen, denn man lernt ihn dann wieder anderes kennen. Er hat einfach eine überragende Art, auch wenn das im Vorfeld oft anders dargestellt worden ist. Jeder, der ihn kennt, weiß ganz genau, was er von ihm haben kann und was nicht."

Der Allrounder ist froh, dass Foda bis Dezember Sturm-Trainer bleibt und hofft, sich auch nach dem Abschied des Trainers von den "Blackies" mit guten Leistungen für das Nationalteam empfehlen zu können.

Kein Vorteil, dass Foda ihn so gut kennt

Bei Sturm weiß Foda genau, was er an seinem "Schweizer Taschenmesser" hat. Hierländer ist universell einsetzbar, was angesichts der vom Trainer in dieser Saison an den Tag gelegten taktischen Flexibilität ein wichtiger Vorzug ist:

"Das hat uns schon überrascht. Wir haben viele Formationen gespielt, von denen wir selbst nicht gedacht haben, dass wir sie spielen werden. Aber wir spielen attraktiven Fußball, also hat er alles richtig gemacht."

Dass es tatsächlich ein so großer Vorteil ist, dass Foda ihn in- und auswendig kennt, bezweifelt Hierländer allerdings ein wenig: "Das ist eine gute Frage, denn er kennt meine Schwächen und meine Stärken. Da werde ich natürlich anders gemessen. Er weiß ganz genau, wann ich schlecht und wann ich gut drauf bin. Ich glaube, das ist kein großer Vorteil. Da muss ich mich schon anstrengen. Natürlich bin ich in seinem System variabel einsetzbar, aber das sind andere Spieler auch. Deshalb muss ich immer schauen, dass ich dranbleibe und auch über den Winter hinaus gute Leistungen bringe. Dann kann es schon passieren, dass ich ein Thema für das Nationalteam bin. Das ist mein Ziel, aber es wird schwer."

Hierländers Weg ging immer Richtung Nationalteam

Auch dem Sturm-Kicker ist bewusst, dass diesmal der eine oder andere Kandidat nicht zur Verfügung steht. Dennoch: Es erstmals von der Kaderbekanntgabe an ins ÖFB-Aufgebot geschafft zu haben, ist ein gutes Zeichen. Erstmals mit dabei ist er jedoch nicht. Marcel Koller nominierte ihn im September für die Duelle mit Wales und Georgien nach.

Hierländer will sich im ÖFB-Team etablieren
Foto: © GEPA

Das Ziel ÖFB-Team hatte Hierländer immer vor Augen, wenngleich er sich länger gedulden musste, als noch vor einigen Jahren erhofft, als er erst beim FC Red Bull Salzburg und dann bei RB Leipzig unter Vertrag stand. Nachhaltig konnte er sich in seinen sechs Jahren im Red-Bull-Konzern nicht etablieren.

"Eigentlich ist mein Weg immer schon in Richtung Nationalteam gegangen. Ich habe weit über 30 Nachwuchs-Teamspiele. Dann hat es ein bisschen stagniert, weil ich in Leipzig keine gute Zeit hatte, eine Verletzung dazwischen gekommen ist. Bei Sturm habe ich jetzt meine Einsätze, dadurch habe ich mich gut entwickelt. Der Weg und die Richtung stimmen."

Zurück ins Ausland?

In welche Richtung es in Zukunft geht, ist offen. Hierländers Vertrag bei Sturm läuft kommenden Sommer aus. Zurzeit hat man im Nationalteam auch als Bundesliga-Spieler keine schlechten Karten, dies muss jedoch nicht so bleiben.

Ob ein erneuter Sprung ins Ausland daher das Ziel sei? "Es ist immer das Ziel, zu einem noch größeren Verein zu kommen. Aber ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass man unbedingt im Ausland spielen muss, denn in Österreich wird guter Fußball gespielt. Wenn du im Europacup dabei bist und dich auf der internationalen Bühne präsentieren kannst, ist das auch eine gute Sache. Auch über Österreich ist es kein schlechter Weg."



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