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Sebastian Prödl: Erfolg als ÖFB-Klebstoff

Prödl nach Russland und vor Deutschland um realistische Einordnung bemüht:

Sebastian Prödl: Erfolg als ÖFB-Klebstoff Foto: © GEPA

In Zeiten des Erfolgs ist es wichtig, dass gerade die Führungsspieler wachsam bleiben, den Überblick bewahren und vor allem nicht den Realitätssinn verlieren.

Bei aller Freude über den 1:0-Sieg gegen Russland und diverse positive Rückschlüsse aus der Partie warnte Sebastian Prödl bereits nach Schlusspfiff:

"Eine Erkenntnis ist auch, dass wir schon mal besser gespielt haben. Wir sind gereift, auch wenn wir nicht so gut spielen. Gegen die nächsten beiden Gegner müssen wir aber bessere Leistungen abrufen."

Dass gegen den WM-Gastgeber vor allem in der Arbeit gegen den Ball nicht alles klappte, führt der Watford-Legionär darauf zurück, dass zahlreiche Kadermitglieder zwischenzeitlich bereits Urlaub hatten und deswegen noch nicht wieder im idealen Matchrhythmus waren.


Erfolg verbindet

Dass Österreich erfolgreich sein kann, ohne den Leistungszenit zu erreichen, ist indes eine durchaus erfreuliche Erkenntnis. Und gerade der aktuelle Erfolg - die ersten vier Spiele in der Amtszeit von Teamchef Franco Foda wurden allesamt gewonnen - ist für Prödl ein Turbo für den Teambuilding-Prozess in einem Kader, der in den vergangenen ein, zwei Jahren zahlreiche neue Mitglieder aufgenommen hat.

"Wir sind ein neues Team mit einem neuen Trainer. So ein Team muss auch über die Zeit wachsen. Am besten wächst so etwas mit Siegen zusammen. Der beste Klebstoff ist immer noch der Erfolg."

Sebastian Prödl

"Im Fußball steht und fällt vieles mit dem Erfolg. Die beste Harmonie hatten wir, als wir uns für Frankreich qualifiziert haben. In Frankreich waren wir dann nicht mehr so erfolgreich und uns wurde dann viel zugetragen, dass die Harmonie nicht mehr stimmen würde. Wir sind ein neues Team mit einem neuen Trainer. So ein Team muss auch über die Zeit wachsen. Am besten wächst so etwas mit Siegen zusammen. Der beste Klebstoff ist immer noch der Erfolg."

Wie sehr Erfolg verbindet, weiß gerade der nächste ÖFB-Gegner bestens. Weltmeister Deutschland fungiert derzeit wohl als bestes Beispiel für eine stimmige Philosophie auf Nationalmannschafts-Ebene.

Dies bejaht auch Prödl: "Ich finde schon, dass sie es sehr smart gemacht haben mit der Neubesetzung nach Rücktritten, aber auch was die Stimmung betrifft. Man hat immer das Gefühl, bei den Deutschen ist eine gute Stimmung, wenn sie zu einem Turnier fahren. Sie bekommen es ganz gut hin, außerhalb des Platzes Harmonie zu haben, dabei haben sie auch einen großen Konkurrenzkampf. Deswegen glaube ich, dass das nicht so einfach ist. Aktuell haben die Deutschen auch mit ihrer Marke 'Die Mannschaft', die sie kreiert haben, anderen Nationen etwas voraus. Dadurch hatten sie 2014 einen Vorteil, um so eine gute WM zu spielen und eigentlich seit Jahren immer ein Anwärter auf einen Titel zu sein."

Respekt in Fußball-Europa

Das DFB-Team kann in diversen Punkten als Vorbild dienen, die sportlichen Relationen darf man aber wohl nicht vergessen. "Die Deutschen sind schon eine Stufe höher", erinnert der Steirer und verdeutlicht:

"Der Anspruch der Deutschen ist es, den Weltmeistertitel zu verteidigen, und wir haben es mit dieser Mannschaft nicht zur WM geschafft. Das können am Samstag zwei Welten sein, müssen aber nicht. Wir haben inzwischen auch eine gewisse Erfahrung und Stärke in unserer Mannschaft. Wir strahlen in Fußball-Europa auch einen gewissen Respekt aus. Ich glaube, die Deutschen haben sich auch bewusst so ein Spiel ausgesucht, wo sie auswärts in den letzten Jahren zwar gewonnen haben, aber dennoch an ihre Grenzen gehen mussten."


PODCAST: DIE "PIEFKE-SAGER"

Rivalität? Vorurteile? Sprache? Was denken prominente Deutsche in Fußball-Österreich wirklich über den heimischen Fußball beziehungsweise das Land Österreich und seine (liebevollen) Eigenheiten? Wir haben in der 11. Ausgabe von LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast bei Teamchef Franco Foda, Salzburg-Goalie Alexander Walke und dem zurückgetretenen Sturm-Kapitän Christian Schulz nachgefragt:


In den Qualifikationen für die EURO 2012 und die WM 2014 war Deutschland jeweils Gruppen-Gegner der ÖFB-Elf. Während Rot-Weiß-Rot auswärts jeweils klar den Kürzeren zog (2:6 bzw. 0:3), verlor man zu Hause im Happel-Stadion jeweils mit 1:2 und das durchaus unglücklich. Allzu großes Selbstvertrauen aus den damaligen Auftritten könne man laut Prödl jedoch nicht beziehen:

"Jetzt steht eine ganz andere Mannschaft am Platz. Von den letzten Duellen mit Deutschland sind nicht mehr viele Spieler über", betont der 30-Jährige, der in diesem Zusammenhang jedoch in Weiterentwicklung der vergangenen Jahre hervorstreicht:

"Generell als ÖFB sind wir gereift. Wir sind professioneller geworden, haben mehr Legionäre, mehr Erfahrung, großes Potenzial. Dadurch, dass wir jetzt zwei Topspiele gegen die Besten der Welt, gegen die Nummer 1 und 2 der Weltrangliste haben, werden wir sehen, wo unsere Grenzen sind. Wenn wir alles raushauen, werden wir auch noch sehen, wo Potenzial nach oben ist. Gegen Russland hat man gesehen, dass wir mehr machen können und müssen, aber trotzdem hat es aufgrund einer gewissen Routine für einen Sieg gereicht."

Sehnsucht nach einem Turnier

"Wie sehr wir gereift sind, wird man erst in der Nations League sehen."

Sebastian Prödl

Prödl erinnert bei aller Attraktivität der anstehenden Kontraheten jedoch daran, dass diese als Vorbereitung auf die wirklich entscheidenden Spiele ab Herbst dienen: "Wie sehr wir gereift sind, wird man erst in der Nations League sehen, die wiederum eine Vorbereitung auf die EM-Quali sein wird."

Besagte EM-Quali ist vor allem für die ÖFB-Routiniers wie den Innenverteidiger alleine vom Alter her von großer Bedeutung. Allzu viele Chancen auf ein Großereignis hat Prödl, immerhin zweifacher EM-Teilnehmer, mit dem Nationalteam wohl nicht mehr.

Gerade in einer Phase wie der aktuellen, in welcher die Fußball-Welt immer neugieriger Richtung WM in Russland blickt, schmerzt es tendenziell besonders, dass Österreich die Chance auf eine Teilnahme verpasst hat.

"Es bringt nichts, darüber zu philosophieren. Der Fußball lebt sowieso in der Ggenwart, wir haben jetzt andere Aufgaben. Wir sind nicht dabei, haben jetzt gute Testspiele und dann schauen wir, dass wir uns für das nächste Turnier qualifizieren", betont Prödl, der jedoch zugibt:

"Die Sehnsucht ist auf alle Fälle groß, wenn man sich jetzt die ganze WM-Berichterstattung anschaut."

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