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Pavao Pervan: Via Regionalliga ins ÖFB-Team

Pavao Pervan spricht über seine erstmalige ÖFB-Einberufung:

Pavao Pervan: Via Regionalliga ins ÖFB-Team

Nach sieben Jahren hat der LASK wieder einen Spieler im österreichischen Nationalteam.

Und nach Jürgen Macho (2010) ist es wieder ein Tormann: Pavao Pervan.

„Es haben mir viele gratuliert, das ist ungewöhnlich, so beliebt bin ich eigentlich gar nicht“, lacht der Kapitän des Aufsteigers im Gespräch mit LAOLA1.

Eine maßlose Untertreibung, ist der 29-Jährige doch auch bei den Fans der Publikumsliebling schlechthin. Zumal er mit den Athletikern den weiten Weg von der Bundesliga in die Regionalliga und zurück ging.

Koller machte Pervan glücklich

"Ich war überrascht, wie viele Mitspieler aus früheren Zeiten mir geschrieben haben, auch aus der Zeit in der Regionalliga sowie frühere Gegenspieler“, schildert Pervan, ohne auf einen Namen einzugehen. "Ich möchte keinen herausheben, ich habe mich über alle Nachrichten sehr gefreut."

Ganz der Gentleman, als der er auch in der heimischen Fußballszene geschätzt wird. In erster Linie stehen aber die Leistungen im Vordergrund, im ersten Bundesliga-Saisonviertel überzeugte Pervan den Teamchef.

„Wir wollen seine guten Leistungen honorieren“, sagte Marcel Koller bei der Kaderbekanntgabe am Donnerstag, der wohl letzten in der sechsjährigen Ära als Teamchef.

Wie Salzburgs Hannes Wolf noch den Sprung in einen Koller-Kader zu schaffen, schätzt Pervan, „weil es nicht selbstverständlich ist“. Der aus dem Amt scheidende Schweizer hat damit aber einen gebürtigen Kroaten sehr glücklich gemacht: „Das ist definitiv mein Karriere-Höhepunkt.“

Ein weiter Weg liegt dabei hinter ihm. Pervan wuchs in Bosnien auf, und als Anfang der 90er Jahre dort Krieg geführt wurde, flüchtete die Familie nach Wien.


Nach Österreich geflüchtet

Als sein Vater in einer Fleischfabrik Arbeit fand, kam die Familie nach. Pavao war damals vier Jahre alt. „Ich habe wenige Erinnerungen an den Krieg, aber andere hatten es sicher schlimmer.“

In Österreich erarbeitete sich Pervan seine Profi-Karriere, spielte in der Jugend des FavAC und wechselte später von der Regionalliga (Schwechat) in die Erste Liga (FC Lustenau).

Nach zweieinhalb Jahren ging es zu Pasching und 2010 dann zum LASK. Als Backup von Thomas Mandl stieg er mit den Linzern aus der Bundesliga ab, nach einer Saison in Liga zwei folgte der Lizenzentzug und es ging 2012 noch weiter runter. Pervan verfolgte das alles von der Bank aus.

Bis in die Regionalliga mitgegangen

Pervan blieb aber, wurde die Nummer 1, kämpfte sich mit dem LASK 2014 zurück in die Erste Liga, bekam 2015 das Kapitänsamt und wurde zwei Mal als Torhüter der Saison ausgezeichnet.

Nachdem es zwei Mal mit dem Aufstieg in die Bundesliga nicht klappte, waren dann in diesem Jahr aller guten Dinge drei. Nach einem guten ersten Saisonviertel in der höchsten Spielklasse folgte sein persönlicher Höhepunkt.

„Es ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Es war der perfekte Weg und ich bin einfach nur richtig glücklich und stolz. Auch meine Eltern sind es.“ Conclusio: „Harte Arbeit zahlt sich aus.“

Wimmer und das Forcieren

Freilich war es wohl kein Nachteil, dass sein Tormann-Trainer beim LASK, Wolfgang Wimmer, dieselbe Funktion bei der U21-Nationalmannschaft ausübt – und in einem Interview auch Werbung machte.

„Ich möchte ehrlich gesagt derzeit mit Pavao Pervan am meisten den eigenen Torhüter forcieren. Denn uns wurde immer kommuniziert, dass er bei einem Aufstieg sicher ein Thema für das Nationalteam ist. Das richtige Alter hat er auch“, sagte der Vater von ÖFB-Legionär Kevin „meinbezirk.at“ im Mai.

„Es ist natürlich schön, wenn er so über mich denkt, ob er das gegenüber einer Zeitung sagen musste, darüber kann man natürlich diskutieren“, grinst Pervan, weiß aber, dass er Wimmer vieles zu verdanken hat.

„Das ist einfach auch der Lohn unserer Arbeit“, ergänzt Pervan, der im November 30 wird und damit zu den zuletzt seltenen Spielern gehört, die im höheren Alter noch den Sprung ins Team schaffen.

"Es wäre kein Weltuntergang gewesen"

Gerechnet hat er nur bedingt damit.

„Es war mein großes Ziel, es hat sich auch zuletzt angedeutet und man macht sich dann natürlich Hoffnungen, auch weil ich Optimist bin. Aber ich wusste, dass es konstant gute Leistungen benötigt. Man muss da immer Realist bleiben, es wäre auch kein Weltuntergang gewesen, wenn ich es jetzt nicht geschafft hätte. Man braucht auch Geduld.“

Die Geduld und vor allem konstant gute Leistungen haben sich bezahlt gemacht. Nach dem LASK-Gastspiel bei der Admira rückt Pervan erstmals ins Nationalteam ein.

Mit ihm die Tormänner Heinz Lindner und Daniel Bachmann. Markus Kuster, gegen den er vorige Woche noch im Duell mit dem SV Mattersburg gespielt hat (2:2), hat Pervan vorerst verdrängt.

Ob Pervan in einem der beiden WM-Quali-Spiele gegen Serbien (h) oder Moldawien (a) zum Einsatz kommt, ist freilich fraglich. Doch dabei zu sein, ist für Pervan in diesem Fall alles.


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