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Grillitsch: "Ich würde es wieder so machen"

Nachdem es in Hoffenheim für ihn wieder läuft, möchte Florian Grillitsch auch im Nationalteam angreifen. Erklärungsversuche, warum es bei Ajax nicht klappte.

Grillitsch: Foto: © GEPA

"Im Fußball kann man sich nicht immer alles erklären. Es war, wie es war. Jetzt geht der Blick nach vorne", bekundet Florian Grillitsch.

Der Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft ist auch ein fraglos positiver. Es läuft wieder beim ÖFB-Teamspieler.

"Das Wichtigste war, dass ich wieder Spaß am Fußball finde, weil meine Situation natürlich nicht so einfach war", meint der 28-Jährige.

Spaß, den er an seiner neuen, alten Wirkungsstätte bei der TSG Hoffenheim wieder gefunden, nachdem er ihn während seines knappen Jahrs bei Ajax Amsterdam spürbar verloren hat.

Erklärungsversuche

So ganz erklären, warum es beim niederländischen Traditionsverein für ihn nicht klappen wollte, kann er es sich weiter nicht. Erklärungsversuche gibt es indes sehr wohl.

"Meine sportliche Situation bei Ajax war nicht einfach, ich habe wenig Vertrauen bekommen. Deswegen konnte ich auch nicht wirklich zeigen, was ich kann, was meine Qualitäten sind", so der Niederösterreicher.

Letztlich war es wohl auch das Resultat eines Transfer-Sommers, der alles andere als nach Wunsch verlaufen ist.

Zur Erinnerung: Grillitsch verließ Hoffenheim nach fünf Saisonen ablösefrei. Nachdem einige Optionen nicht aufgingen, unterschrieb er am 1. September 2022 beim 36-fachen niederländischen Meister.

Viel Unruhe im Verein

Dort arbeitete mit Alfred Schreuder ein Trainer, den er bereits aus Hoffenheim kannte und der ihm im Herbst auch halbwegs regelmäßig Spielzeit gab, wenngleich kaum von Anfang an.

"Ich bin sehr spät zum Verein gekommen. Die Vorbereitung war schon vorbei, die ersten Spiele waren absolviert und das anfangs auch sehr erfolgreich. Da muss man sich erst mal hinten anstellen", schildert Grillitsch.

Es sei jedoch generell keine einfache Phase für den Verein gewesen, da mit dem Technischen Direktor Marc Overmars und Trainer Erik ten Hag zwei langjährige Erfolgsgaranten den Verein verlassen hatten:

"Ajax war im Umbruch, die Stellen wurden neu besetzt. Es war schon viel Unruhe im Verein und rund ums Team."

Nur 620 Minuten

Letztlich habe es viele Faktoren gegeben, die Top-Leistungen erschwerten. Schreuder musste Ende Jänner gehen, Nachfolger wurde Johnny Heitinga.

"Der neue Trainer wurde aus der zweiten Mannschaft geholt und hat eben quasi auf die Spieler gesetzt, die er kennt. Es war natürlich auch schwierig, weil wir alle drei Tage gespielt haben und daher auch wenig Trainings hatten", blickt Grillitsch zurück.

"Ich würde es wieder so machen, wenn die Entscheidung anstehen würde. Wie gesagt, im Nachhinein weiß man es immer besser, aber es hätte genauso in die andere Richtung gehen können."

Florian Grillitsch

Alles in allem absolvierte er 18 Pflichtspiele für insgesamt nur 620 Minuten für Ajax – zehn in der Eredivisie, fünf in der Champions League und deren drei im Pokal.

Ganz anders die Situation in Hoffenheim. In den ersten vier Pflichtspielen dieser Saison stand der Niederösterreicher jeweils in der Startelf.

Eine frühzeitige und bewusste Entscheidung für Hoffenheim

"Bis jetzt läuft es richtig gut", freut sich Grillitsch und verweist darauf, dass er die komplette Vorbereitung mitgemacht hat. Dies ist einer der Punkte, die er diesmal auf jeden Fall ändern wollte.

Dass ihm beim langjährigen Arbeitgeber auch die nötige Portion Vertrauen entgegengebracht wird, liegt zudem auf der Hand.

"Klar, es ist vertraut, ich weiß größtenteils, was auf mich zukommt. Nichtsdestotrotz wusste ich auch, was in Hoffenheim möglich ist, auch wenn die letzte Saison eine schwere war. Deswegen habe ich mich auch frühzeitig und bewusst dafür entschieden", unterstreicht der 36-fache ÖFB-Teamspieler.

Freilich, im Nachhinein ist man immer gescheiter, aber ob er sich zwischendurch über die Entscheidung, Hoffenheim zu verlassen, geärgert habe?

"Nein, gar nicht. Ich würde es wieder so machen, wenn die Entscheidung anstehen würde. Wie gesagt, im Nachhinein weiß man es immer besser, aber es hätte genauso in die andere Richtung gehen können. Es ist so, wie es ist – ich habe aber sicher auch positive Sachen mitgenommen."

Der "Gamechanger" gegen Schweden

Positiv an der vergangenen Saison waren definitiv Grillitsch' finale 20 Minuten. Die absolvierte er im Juni allerdings für das Nationalteam und nicht im Verein.

Gegen Schweden wurde der zentrale Mittelfeldspieler in der Schlussphase eingewechselt und avancierte zum "Gamechanger". Oder wie Teamchef Ralf Rangnick damals gratulierte: "In 20 Minuten kann man es nicht viel besser machen, als er es gemacht hat."

Grillitsch hatte entscheidenden Anteil am Sieg gegen Schweden
Foto: © GEPA

Diese Performance sei sehr wichtig für ihn gewesen: "Ich wusste, dass ich das Fußballspielen nicht verlernt habe, aber klarerweise ist es immer einfacher, wenn du vom Verein her einen Rhythmus hast. Aber ich habe mir nicht zu viele Gedanken drüber gemacht, weil das eh nichts hilft, sondern geschaut, dass ich gut reinkomme und umsetze, was der Trainer von mir will. Zum Glück haben wir das Spiel noch gewonnen."

Daran hatte auch ein Volley-Hammer von Grillitsch großen Anteil, den Abstauber versenkte schließlich Christoph Baumgartner zum erlösenden 1:0.

Grillitsch will auch im Nationalteam wieder spielen

Im Idealfall hat diese Leistung auch seinen ÖFB-Turnaround eingeläutet, denn in der Rangnick-Ära spielte Grillitsch bislang alles andere als eine Hauptrolle.

Nachdem die Vereins-Probleme gelöst sind, stellt er sich nun wieder dem Nationalteam-Konkurrenzkampf, der gerade auf seiner Position kein einfacher ist:

"Aber den hast du überall – vor allem je höher es geht. In einer Top-Liga wollen bei den besten Vereinen auch die besten Spieler spielen. Genauso ist es im Nationalteam. Wir haben eine super Qualität und eine gute Breite im Kader. Das macht jeden einzelnen nur besser. Als Stammspieler in Hoffenheim bekomme ich auch wieder mehr Spielzeit. Es ist ganz klar, dass ich auch hier spielen will."

Am Ende des Tages – eh klar – sei es eine Trainer-Entscheidung, die laut Grillitsch auch davon abhängen könne, was es für welches Spiel braucht.

Ein anderer Spielertyp als Schlager oder Seiwald

"Ich bin ein bisschen ein anderer Spielertyp als die Jungs, die wir im Zentrum haben", meint Grillitsch und konkretisiert im Vergleich mit Akteuren wie Xaver Schlager oder Nicolas Seiwald:

"Meine Stärken liegen eher mit dem Ball als gegen den Ball. Ich bin eher ein pressingresistenter Spieler, der Situationen lösen kann."

Klar sei allerdings auch, dass die letzten ÖFB-Spiele sehr gut gewesen sind: "Die Jungs haben das super gemacht."

Gut möglich, dass es für Grillitsch daher zuerst einmal im Test gegen Moldawien heißt, sich für weitere ÖFB-Minuten aufzudrängen.


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