Endstand
1:0
0:0, 1:0
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WAC im Freudentaumel: "Wer heute keine Party macht..."

Die Lavanttaler haben im ÖFB-Cup Geschichte geschrieben. In der Bundesliga könnte ihnen noch Historischeres gelingen - aber zunächst wird mal gefeiert.

WAC im Freudentaumel: Foto: © GEPA

Der WAC hat es tatsächlich geschafft!

Im 94. Jahr ihres Bestehens gewinnen die "Wölfe" den UNIQA ÖFB-Cup 2024/25 und damit den ersten großen Titel der Klubgeschichte überhaupt.

"Ich kann es kaum in Worte fassen... Ich bin dermaßen stolz auf meine Burschen", sagt Coach Dietmar Kühbauer, der gleichzeitig über den ersten richtigen Titel seiner Trainer-Karriere jubeln darf.

Und der Siegtorschütze des 1:0-Final-Siegs über den TSV Hartberg (Spielbericht>>>), Angelo Gattermayer, verspricht: "Wer heute keine Party macht, ist falsch am Platz. Heute ist no limit."

Finale "war nicht der größte Leckerbissen"

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Gattermayer entschied die Partie nach 77 Minuten als Joker. Die Wolfsberger Führung war zu diesem Zeitpunkt keine unverdiente, scheiterten die "Wölfe" doch in Halbzeit eins bereits zwei Mal am Aluminium und waren nach Seitenwechsel die leicht bessere Mannschaft.

Insgesamt war die Partie im von immerhin 20.500 Menschen besuchten Wörthersee Stadion eine durchaus ausgeglichene, bei der keine der beiden Mannschaften das letzte Risiko eingehen wollte; speziell dem WAC merkte man nach zuletzt teils furiosen Leistungen eine gewisse Nervosität an, da man plötzlich etwas zu verlieren hatte.

"Das Finale war nicht der größte Leckerbissen", gibt Kühbauer nach Spielende zu. "Beide Mannschaften waren ein bisschen auf der Handbremse. Aber irgendwo verstehe ich die Spieler schon, weil, wenn du die Möglichkeit hast, etwas zu gewinnen, gehst du nicht all-in."

Meisterschafts-Ziele? "Wichtig ist, dass wir jetzt feiern"

"Einen Cup-Titel gewinnt man nicht oft. Heute werden wir richtig Gas geben, dann schauen wir, wer am Sonntag spieltauglich ist."

Nicolas Wimmer über das Rapid-Spiel am Sonntag

All-in gehen die Premieren-Cup-Sieger dafür beim Feiern. Noch am Donnerstag-Abend wurde die kurze Reise zurück in die Lavanttal-Arena angetreten, wo gemeinsam mit den eigenen Fans Party gemacht wird.

Das für den weiteren Verlauf der Meisterschaft äußerst wichtige Bundesliga-Spiel am Sonntag beim SK Rapid wird dabei zumindest für ein paar Stunden ausgeblendet. 

"Der Sonntag ist mir jetzt noch relativ wurscht. Wenn wir heute nicht feiern, werden wir wohl nie mehr im Leben feiern", weiß Kapitän Dominik Baumgartner

Natürlich habe man auch in der Meisterschaft noch Ziele, die man gerne erreichen würde, fügt Nicolas Wimmer an, "aber wichtig ist, dass wir jetzt mal feiern. Einen Cup-Titel gewinnt man nicht oft. Heute werden wir richtig Gas geben, dann schauen wir, wer am Sonntag spieltauglich ist".

Kühbauer verspricht Straftraining nach Bierduschen

Abgesegnet werden die Lavanttaler Feierlichkeiten von Kühbauer höchstpersönlich: "Heute mache ich ein Auge zu - und das zweite auch. Heute bin ich sehr schlecht auf den Augen. Die Jungs haben was für die Ewigkeit geschafft, da kann man mal ein Augenproblem haben."

Das "viel Schlimmere an der Gschicht" sei ohnehin der Musikgeschmack seiner Kicker: "Die Augen sind heute wirklich nicht das Thema, die Ohrwascheln werden heute wirklich weh tun. Da braucht es viel Alkohol, damit du das derbläst."

Alkohol bekam Kühbauer am Donnerstag zur Genüge unfreiwillig ab. Noch am Spielfeld kassierte der Burgenländer eine Bierdusche von Simon Piesinger, anschließend wurde die offizielle Pressekonferenz von einigen WAC-Kickern gestürmt und Kühbauer wurde das Opfer einer weiteren hopfenhaltigen Brause (siehe VIDEO unten).

@laola1 Die Mannschaft zeigt Didi Kühbauer wie der erste Titel 🏆 der Vereinsgeschichte richtig gefeiert wird! 😂🍻👏 #laola1 #l1 #wirlebensport #fußball #cupfinale #tsvhartberg #wac #klagenfurt #didikühbauer #bierdusche ♬ Originalton - Laola1.at das Sportportal
Kühbauer bekam am Donnerstag nicht nur eine Bierdusche ab
Foto: © GEPA

"Eine undisziplinierte Mannschaft! Morgen gibt es natürlich ein hartes Training, morgen werden's deppert schauen", schimpft der klitschnasse WAC-Coach danach in Richtung seiner abziehenden Spieler.

Mit etwas ernsterer Miene kritisiert er die Bundesliga-Terminplaner dafür, dass sie die 29. Meisterschaftsrunde nur drei Tage nach dem Cup-Finale angesetzt haben: "Keine Mannschaft ist mehr international unterwegs. Ich habe bis heute keine Erklärung, warum man das machen muss."

Double? "Im Windschatten zu fahren, ist immer schön"

Man werde dennoch nicht nach Wien-Hütteldorf fahren, "um uns abfeiern zu lassen, sondern wir haben schon vor, ein gutes Spiel zu machen", so Kühbauer. Immerhin gibt es bei momentan nur drei Zählern Rückstand auf die Spitze ja noch eine durchaus realistische Chance auf einen Double-Gewinn:

"Im Windschatten zu fahren, ist immer schön. Ich denke, Sturm, die Austria und Salzburg haben ganz andere Möglichkeiten als wir, und wir sind trotzdem dabei. Es wird sich keiner von der Brücke werfen, wenn es nicht klappen würde. Wir wollen trotzdem ein bisserl dabei sein und werden die Saison nicht einfach ausklingen lassen."

Eine offensivere Kampfansage gibt es von Kapitän Baumgartner zu hören: "Wir haben nichts mehr zu verlieren. Die Saison wird eine historische sein, egal wie die restlichen Spiele ausgehen. Es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, dass wir nicht voll angreifen wollen."

Baumgartner ist einer von nur zwei Spielern aus dem aktuellen Kader, der mit dem WAC bereits an einem internationalen Herbst teilnahm; in der Saison 2020/21 erreichte der Innenverteidiger mit den Lavanttalern sensationell die Zwischenrunde der UEFA Europa League.

WAC will wieder magische Europacup-Nächte 

Sollten die Kärntner nicht noch Meister oder Vizemeister werden und dadurch an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen, werden sie dank des Cup-Triumphs im kommenden Sommer in Runde drei der Europa-League-Qualifikation an den Start gehen. Die "Wölfe" haben sogar noch eine Minimalchance, doch erst im Playoff einzusteigen, sollte Athletic Bilbao die heurige Europa League gewinnen und in La Liga noch auf Rang fünf oder sechs abrutschen.

"Dann sind wir ab jetzt Bilbao-Fans", grinst Baumgartner, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, dass Bilbao sein Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester United mit 0:3 verlieren würde.

Am Umstand, dass der Niederösterreicher mit dem WAC unbedingt zumindest an der Ligaphase der Conference League teilnehmen möchte, ändert das aber freilich nichts: "Es ist was ganz Spezielles, durch Europa reisen zu dürfen. Das wollen wir wieder erreichen. Es wird eine schwere Aufgabe, aber wenn wir die Truppe halbwegs zusammenhalten, sehe ich ein großes Potenzial, dass wir es schaffen."

Einmal hat der WAC in diesem Jahr nun bereits Geschichte geschrieben. Warum sollte dieser Unterfangen mit der erstmaligen Teilnahme an der Conference League, oder sogar noch in der laufenden Meisterschaft nicht noch ein weiteres Mal klappen?


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