news

Cup: Sturms emotionales Fußball-Fest gegen Rapid

"Megawerbung" für den Fußball. Sturm zeigt auch vor Rapid großen Respekt:

Cup: Sturms emotionales Fußball-Fest gegen Rapid Foto: © GEPA

"Ich bin schon lange im Fußball dabei. Das war für mich eines der besten Bewerbs-Spiele, das ich je in Österreich gesehen habe."

Günter Kreissl ist wohl nicht der einzige, den Sturms 3:2-Sieg nach Verlängerung im Semifinale des ÖFB-Cups gegen Rapid faszinierte.

"Unglaubliche Intensität und Leidenschaft, unfassbare Stimmung, wahnsinnig viele Torchancen, dramatischer Spielverlauf - das war definitiv eine Megawerbung für den österreichischen Fußball", hörte der Grazer Geschäftsführer Sport gar nicht mehr auf zu schwärmen.

Dass im schwarz-weißen Lager in der Stunde des Triumphs beinahe die Superlative ausgingen, liegt in der Natur der Sache. Die "Blackies" bemühten sich jedoch redlich, ein fairer Gewinner zu sein, und zeigten großen Respekt vor dem Anteil der Hütteldorfer an diesem dramatischen Cup-Thriller.

"Es war ein Fußball-Fest - auch dank Rapid", lobte Trainer Heiko Vogel.

Ein Finale mit drei Teams ist schwierig

"Es sind alle auf ihre Kosten gekommen - bis auf Rapid und seine Fans. Aber das ist Fußball, und der ist manchmal brutal. Dieses Fußball-Fest hätte sich keinen Verlierer verdient, aber es ist schwierig, ein Finale mit drei Mannschaften zu bestreiten", so der Deutsche weiter.

"Zwei fantastische Mannschaften haben ein fantastisches Spiel abgeliefert. 120 Minuten so ein Tempo zu gehen, ist mir neu. Das habe ich in letzter Zeit nicht gesehen."

Heiko Vogel

Laut Vogel haben "zwei fantastische Mannschaften ein fantastisches Spiel abgeliefert. 120 Minuten so ein Tempo zu gehen, ist mir neu. Das habe ich in letzter Zeit nicht gesehen. Ich glaube dennoch, dass wir verdienter Sieger sind, weil wir ein Stück mehr klare Chancen hatten."

Für den 42-Jährigen war es ein Fußball-Abend, der im Zeichen eines Wechselbads der Gefühle stand: "Ich habe gelitten, aber jetzt verspüre ich natürlich einen maximalen Genuss. Es fing schon vor dem Spiel an. Wir sind von unseren Fans mit einem Spalier empfangen worden. Es war eine Ankunft, die ich so noch nie erlebt habe. Hochemotional! Und ich glaube, dass das auch ein entscheidender Faktor war, warum wir ein bisschen mehr konnten als Rapid. Vielen Dank an die Fans, die uns immer nach vorne gepeitscht haben."

Die Mehrheit der 15.750 Zuschauer im Stadion in Liebenau peitschte naturgemäß Sturm nach vorne, doch besagtes Fußball-Fest wäre ohne den Support aus dem Gäste-Sektor nicht möglich gewesen.

Dank an den "Sturm-Geist"

"Die Stimmung hat genau zu diesem Spiel gepasst. Es waren zwei Fan-Gruppen da, die alles für ihre Mannschaft tun. Beide Mannschaften haben am Platz alles dafür getan, um ein schönes Spiel abzuliefern. Beide hatten ihre Chancen, beide haben alles reingeworfen. Irgendwer musste als Verlierer vom Platz gehen, und das waren diesmal nicht wir", atmete Sturm-Goalie Jörg Siebenhandl auf.

Drei Mal ging Sturm in Führung - zwei Mal durch Bright Edomwonyi, in der Verlängerung erzielte Emeka Eza den Siegtreffer. Rapid schlug zwei Mal durch Louis Schaub beziehungsweise Giorgi Kvilitaia zurück.

Was letztlich für die Steirer den Ausschlag gab, war auch für die Sieger nicht leicht zu erklären. Lukas Spendlhofer ortete den "Sturm-Geist, der uns in diesem Kampf auf Biegen und Brechen ausgezeichnet und ins Finale geragen hat. Diese Partie hat alles geboten. Beide Mannschaften hatten ihre Höhen und Tiefen, es war in einer Tour ein Auf und Ab."

"Es war viel Leidenschaft drinnen, es wurde um jeden Zentimeter gebissen. Vielleicht haben wir ein bisschen mehr Leidenschaft gezeigt, und natürlich hatten wir auch ein bisschen Glück, denn Jörg hat super gehalten. Ich habe den großen Charakter dieser Mannschaft immer betont, und ich hatte auch immer das Gefühl, dass wir das Spiel gewinnen können. Auch nach den Gegentoren hatte ich das Gefühl, dass wir zurückkommen können. Das ist uns gelungen, deshalb sind wir auch verdient im Finale", meinte Stefan Hierländer.

Keine Zweifel bei Sturm

Dass Sturm den zweimaligen Ausgleich verkraften konnte, lag laut Vogel auch an einer gewissen menatlen Stärke. "Zweifel gab es nie. Die Mannschaft hat gezeigt, dass wir nicht eine Sekunde gezweifelt haben", betonte der Sturm-Coach.

"Wie so oft scheint es, dass wir nicht ganz die Effizienz haben, die wir eigentlich in petto hätten. Uns fehlt immer ein bisschen Präzision. Aber es ist schön, wenn man auch nach so einem emotionalen Sieg noch das Wissen hat, dass man etwas verbessern kann."

Heiko Vogel

Seine Schützlinge bestätigten diese Aussage. "Diese Gegentore musst du wegstecken, du kannst nicht lange darüber nachdenken. Der Cup ist ein Bewerb, wenn du das Momentum verpasst und vielleicht noch das 2:3 kassierst, sitzt du dann in der Kabine und fragst dich: Warum haben wir nach dem 2:2 nicht normal weitergespielt und anders reagiert? Wir haben gut reagiert", fand Siebenhandl.

Mit ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit hätte man sich das Zittern bis zur 120. Minute tendenziell ersparen und vielleicht schon nach 90 Minuten Feierabend machen können. Dies war auch Vogel bewusst:

"Wie so oft scheint es, dass wir nicht ganz die Effizienz haben, die wir eigentlich in petto hätten. Uns fehlt immer ein bisschen Präzision. Aber es ist schön, wenn man auch nach so einem emotionalen Sieg noch das Wissen hat, dass man etwas verbessern kann."

In einem Spiel ist gegen Salzburg alles möglich

Dieser emotionale Chance ermöglicht den "Blackies" die Reise zum Finale nach Klagenfurt und bietet die Chance auf den ersten Titel seit der Meisterschaft 2011.

Im Jahr davor sorgten die Grazer schon einmal für eine Sternstunde der Vereinsgeschichte, als im Cup-Finale in Klagenfurt der SC Wiener Neustadt vor einer großartigen Kulisse mit 1:0 niedergerungen wurde.

Mit dem FC Red Bull Salzburg wartet im Endspiel jedoch nicht nur der Serien-Double-Gewinner, sondern angesichts des Erfolgslaufs in Europa League und Liga auch Österreichs Team der Stunde. Sturm ist dennoch fest entschlossen, die Titel-Serie der "Bullen" zu stoppen.

"Dieses Finale hat einen unglaublichen Stellenwert für uns", verdeutlichte Spendlhofer, "wir wollten vor der Saison um einen Titel mitspielen. In der Liga haben wir das gut gemacht, aber Salzburg gewinnt fast alles, da kann man nichts machen. Wir haben zum Frühjahrs-Start leider ein paar Mal gepatzt, das war das Problem. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Wir werden alles in die Waagschale werfen."

Kommentare