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Tschertschessow in Russland unter Druck

Der Trainer der "Sbornaja" hat nach furchtbaren Auftritten Erklärungsbedarf.

Tschertschessow in Russland unter Druck Foto: © getty

Beim Blick auf die russische Nationalmannschaft wirkt die Kritik am ÖFB-Team wie Jammern auf hohem Niveau. Der letzte Sieg der "Sbornaja" datiert aus dem September, ein 3:2 in Ungarn. Seitdem kassierten die Russen drei Unentschieden und drei Niederlagen in sechs Spielen.

Die vergangene Länderspielpause wird vielen für lange Zeit besonders negativ in Erinnerung bleiben. Auf ein 0:0 im Testspiel gegen Moldawien am 12. November folgte eine 3:2-Niederlage in der Türkei drei Tage später. Wiederum drei Tage später gegen Serbien war der traurige Tiefpunkt erreicht.

Die "Sbornaja" ließ sich am letzten Spieltag der Nations League noch den Gewinn der Gruppe B3 und den damit verbundenen Aufstieg in Liga A nehmen. Gegen corona-dezimierte Serben ging die Mannschaft von Stanislaw Tschertschessow mit 0:5 unter, Ungarn schob sich dank eines Sieges gegen die Türkei an die Tabellenspitze. Serbien verhindert aufgrund des direkten Duells den Abstieg in Liga C, den nun die Türken antreten müssen.

Im eigenen Land bricht die Kritik am langjährigen Tirol-Torhüter gerade zu hinein. Auf der Pressekonferenz nach dem Debakel zeigte sich der 57-Jährige angriffig.

Nominierungen sorgen für Unmut

Die Probleme sind teilweise hausgemacht. Viele Beobachter können die Nominierungspolitik des 57-Jährigen nicht nachvollziehen. Dazu kommen Verletzungen und Sperren. Während Artem Dzyuba, der sich bei der WM 2018 ein Denkmal setzen konnte, sich selbst durch ein Masturbations-Video zur Persona non grata gemacht hat, musste Tschertschessow auf Anton Zabolotnyi zurückgreifen, der Chance um Chance vernebelte.

Dass der 29-Jährige Sotschi-Stürmer erst in der 72. Minute ausgewechselt wurde, liegt daran, dass Tschertschessow über keinerlei Alternativen verfügte. Zur Pause wurden gleich vier Akteure ausgetauscht, darunter die Miranchuk-Zwillinge und sogar Torhüter Guilherme, der einen rabenschwarzen Abend erleben musste.

Besser als Yuri Zhirkov, von Tschertschessow als Linksverteidiger aufgeboten, kann man den Zustand der "Sbornaja" nicht verkörpern. Der 37-Jährige feierte sein 100. Länderspiel gegen die Serben, die den Zenit-Kicker mindestens 20 Jahre älter aussehen ließen als dieser eigentlich ist.

Dennoch hält der russische Fußballbund am Cheftrainer fest. Noch, denn spätestens mit Start der WM-Qualifikation, bei der Russland wahrscheinlich nur aus Topf 3 gezogen wird, muss die "Sbornaja" liefern. Ansonsten sitzt das Überraschungsteam der vorigen Ausgabe im Winter 2022 nur vor dem Fernseher. Die Hintertür über die Nations League ist jedenfalls zu.

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