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Herzogs "Leckerbissen" als Südkoreas Co-Trainer

Mit Stars wie Heung-min Son und Min-jae Kim zu arbeiten, bereitet ihm viel Freude. Ab November wird es für den 54-Jährigen richtig ernst.

Herzogs Foto: © getty

Wenn Österreich am Donnerstagabend in einem Länderspiel gegen die Republik Moldau (20:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) antritt, ist zeitgleich in Cardiff auch Andreas Herzog im Einsatz.

Mit Südkorea trifft der 54-Jährige auf Wales (20:45 Uhr im LIVE-Ticker >>>) und erhofft sich dabei den ersten Sieg im fünften Spiel. Seit Anfang März ist Herzog als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann bei den "Taeguk Warriors" engagiert, in den bisherigen vier Testspielen gab es je zwei Remis (El Salvador, Kolumbien) und zwei Niederlagen (Uruguay, Peru).

Die Ausbeute ist also noch ausbaufähig, das tut der Freude über seine Aufgabe aber keinen Abbruch. "Es ist momentan eine extrem coole Mischung", sagt der 103-fache ÖFB-Teamspieler im Gespräch mit LAOLA1, obwohl er für die südkoreanische Nationalmannschaft viel unterwegs ist.

Co-Trainer, TV-Experte - und die Kinder kicken auch noch

Anfang August ist der Wiener nach Südkorea geflogen, um drei Tage "die besten Mannschaften bzw. Spieler zu beobachten", die für den anstehenden Lehrgang mit Spielen gegen Wales und Saudi-Arabien in Frage kommen.

Dazu versucht er, so viele Spiele wie möglich seiner beiden Kinder Luca (Admira U18) und Louis (Admira U14) zu sehen. "Nicht, dass ich mich groß reinsteigere, aber als Papa bist du natürlich involviert", lächelt Herzog, der des Weiteren auch für "Sky" als Experte bei der ADMIRAL Bundesliga und der UEFA Champions League dabei ist.

Weil er "fußballfanatisch" sei, "ist das für mich kein Stress", nimmt Herzog seine diversen Tätigkeiten locker und fügt lachend an: "Der einzige Stress ist das Fliegen, weil ich nicht so gerne fliege. Wenn ich nach Korea fliege, das sind schon elf, zwölf Stunden." Das habe er, bevor er den Job angenommen hat, aber natürlich gewusst.

Die Aussicht, mit Stars wie Min-jae Kim, Kang-in Lee oder Heung-Min Son zu arbeiten, hat Herzog überzeugt. Er bezeichnet es als "Leckerbissen, wenn du dorthin (zu den Spielen, Anm.) fährst, den Spieler einen Tag vorher oder nach dem Spiel triffst – das macht mir extrem viel Spaß."

Neben der Beobachtung der potenziellen Nationalspieler zählt auch die Gegneranalyse zu seinen Hauptaufgaben, die lange vor dem nächsten Lehrgang stattfindet und abgeschlossen wird. Warum? "Damit wir fix und fertig ins Camp kommen, nur mehr an Feinheiten arbeiten müssen", lautet Herzogs simple Antwort.

Im November startet die WM-Quali...

Die kommenden Monate werden für den 54-Jährigen mit besonders viel Arbeit verbunden sein. "Im Oktober haben wir zwei Spiele in Südkorea und im November geht die WM-Qualifikation los", erklärt der ehemalige Deutschland- und USA-Legionär.

In Asien werden die Startplätze für die Weltmeisterschaft in fünf Phasen ausgespielt, Südkorea steigt wie 25 weitere Nationen erst in der zweiten Runde ein. Diese wird im Doppelrunden-Format ausgetragen, Südkorea trifft in Gruppe C auf China, Thailand und den Sieger aus Singapur gegen Guam.

Die neun Gruppensieger und die neun Gruppenzweiten erreichen die dritte Phase, die 18 Mannschaften werden daraufhin in drei Sechsergruppen gelost. Die jeweiligen Gruppenersten und -zweiten qualifizieren sich daraufhin direkt für die WM-Endrunde 2026.

Haben schon die USA erfolgreich zur WM gecoacht: Jürgen Klinsmann und Andi Herzog
Foto: © getty

Die Gruppendritten und -vierten müssen wiederum in die vierte Phase, bilden dort zwei Dreiergruppen - die beiden Sieger erhalten ebenfalls ein WM-Ticket. Die Gruppenzweiten bestimmen in Hin- und Rückspiel den asiatischen Teilnehmer für das interkontinentale WM-Playoff-Turnier.

...danach wartet der Asian Cup

"Viel wichtiger" sei für Südkorea aber die Asienmeisterschaft, die von 12. Jänner bis 10. Februar 2024 in Katar veranstaltet wird. Zweimal gewannen die "Red Devils" den Asian Cup bereits, letztmals allerdings 1960. 2019 erfolgte völlig überraschend im Viertelfinale gegen Katar (0:1) das Aus, der WM-Gastgeber von 2022 gewann daraufhin sogar das Turnier.

Die Gruppenphase sollte als Kopf der Gruppe E mit Jordanien, Bahrain und Malaysia keinen Stolperstein darstellen. Als Gruppensieger würde im Achtelfinale der Zweite der Gruppe D (Japan, Indonesien, Irak, Vietnam) warten.

Nach Katar soll das bestmögliche Aufgebot reisen, dazu zählen dann eben auch Spieler wie Son und Kim, die Tottenham Hotspur bzw. Bayern München über einen Monat fehlen werden. Da Abstellungspflicht herrscht, sind den Klubs die Hände gebunden.

Südkorea und die Wehrpflicht für Männer

Für manch einen jüngeren Spieler geht es im Wüstenstaat auch darum, sich von der Wehrpflicht in Südkorea freispielen zu können.

Alle südkoreanischen Männer müssen vor ihrem 29. Lebensjahr zum Militärdienst, der mindestens 21 Monate (Ausbildung bei der Armee) und maximal 24 Monate (Ausbildung bei der Luftwaffe) dauert. Eine Dienstverweigerung ist laut Gesetz eine Straftat und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren verurteilt werden.

Dieses Schicksal ereilte Ex-Nationalspieler Hyun-jun Suk, der 2019 nicht rechtzeitig für seinen Militärdienst nach Südkorea zurückgekehrt ist. Im April 2021 wurde sein Pass für ungültig erklärt, im vergangenen Juni wurde der 32-Jährige vom Bezirksgericht Suwon mit acht Monaten Gefängnis und zwei Jahren auf Bewährung bestraft.

Eine positive internationale Darstellung des Landes kann jedoch militärische Privilegien mit sich bringen, wie sie einst Son erfuhr. 2018 triumphierte der Spurs-Star mit Südkorea bei den Asienspielen und wurde von der vollen Wehrdienstzeit befreit.

Stattdessen musste der Angreifer nur eine dreiwöchige Grundausbildung bei der südkoreanischen Marine absolvieren.

Eigener Militärverein, der an der Erstklassigkeit anklopft

Für all diejenigen, die den Wehrdienst ausüben müssen, gibt es aber einen Militärverein, bei dem sie sich weiterhin ins Rampenlicht spielen können: Gimcheon Sangmu FC.

Der Verein wurde ursprünglich 1984 als Sangmu FC gegründet, bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch mehrere Militärvereine im Land. Diese sollten jedoch zu einem Klub zusammengeführt werden.

Nachdem 2003 daraus der Gwangju Sangmu FC hervorging und sieben Jahre später wieder zugesperrt wurde, ließ sich die südkoreanische Armee von 2011 bis 2020 in Sangju nieder. Nachdem der Kooperationsvertrag endete, übersiedelte der Klub nach Gimcheon.

"Dort spielen auch extrem gute Spieler, teilweise sogar Nationalspieler, weil sie mit 24, 25 Jahren dort sind. Anders geht es aber nicht", sagt Herzog. Dass der Verein durchaus das Potenzial für die erstklassige K League hätte, beweist der zweite Tabellenplatz - nur einen Zähler hinter Busan IPark.

K League interessant, aber Bundesliga "eine Spur besser"

Apropos Potenzial: Wie lässt sich das Niveau mit jenem in Österreich vergleichen? "Das ist schwierig", meint Herzog. Mit Ulsan und Jeonbuk gebe es zwei große Vereine, die beide im Besitz von Automobilhersteller Hyundai sind und dadurch "ein finanzielles Vermögen haben."

Sieben der letzten neun Meistertitel holte Jeonbuk, 2022 durchbrach Ulsan jedoch die Dominanz. Die Liga sei dennoch interessant, "es gibt viele Fans und die Begeisterung ist groß."

Müsste er sich zwischen den südkoreanischen und den heimischen Spitzenklubs entscheiden, sieht Herzog Salzburg und Co. im Vorteil: "Sie sind eine Spur besser."


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