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Svoboda in Venedig: Fußball, wo andere urlauben

ÖFB-Legionär nach erstem Tor für Venezia: Warum die Serie A sein Ziel sein muss.

Svoboda in Venedig: Fußball, wo andere urlauben

Vier Saisonen, jeweils eine andere Liga: Regionalliga Ost, 2. Liga, Bundesliga, Serie B.

Von Wien über Wattens nach Venedig.

Michael Svoboda hat in den vergangenen Jahren eine interessante Entwicklung hingelegt. Step by step, wie es so schön heißt.

Am Montag legte der 22-Jährige mit seinem ersten Tor für Venezia einen neuen Höhepunkt hin. Beim 1:1 im Österreicher-Duell mit Robert Gucher und dessen AC Pisa scorte er in Minute 83 den 1:1-Endstand.

"Ich freue mich sehr über mein erstes Tor in Italien", jubelt Svoboda im Gespräch mit LAOLA1 - nicht nur weil es sein Premieren-Treffer war, sondern weil selbiger auch entsprechenden Wert hatte:

"Es war für uns als Team sehr wichtig, dass wir diesen Ausgleich erzielt haben. Wir hatten ziemlich viele Chancen und konnten leider nur diese eine verwerten."

Aus persönlicher Sicht spiegelt dieses Ausrufezeichen die positive Entwicklung der vergangenen Wochen wider.

Svoboda: "Der nächste Schritt in meiner Karriere"

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Denn anfangs ging es in der Lagunenstadt nicht in jenem rasanten Tempo nach oben, das Svoboda in Wattens hingelegt hatte. Im ersten Jahr in Tirol gelang der Aufstieg in die Bundesliga.

In der höchsten Spielklasse pendelte der 1,95-Meter-Hüne schließlich als Stammspieler (31 von 32 möglichen Liga-Spielen) zwischen defensivem Mittelfeld und Innenverteidigung. Seine Entwicklung blieb italienischen Scouts nicht verborgen. Nach dem Saisonende erfolgte der ablösefreie Wechsel zu Venezia.

"Ich glaube, dass es auf jeden Fall der nächste Schritt in meiner Karriere war - vielleicht auch in eine bessere Liga, zumindest vom Defensivverhalten der Mannschaften her. Da braucht man natürlich ein paar Wochen, sich an alles zu gewöhnen - vor allem, weil es meine erste Station im Ausland ist und viele neue Sachen auf mich zugekommen sind", erklärt Svoboda.

In den ersten zehn Runden gönnte ihm Trainer Paolo Zanetti nur zwei Minuten an Einsatzzeit. Seit Svoboda Mitte Dezember beim Auswärtssieg gegen Reggina eingewechselt wurde, ist er jedoch in der Innenverteidigung gesetzt. Seither stehen vier Startelf-Einsätze zu Buche.

Von der Taktik in Italien

Von der Taktik in Italien
Die Lagunenstadt Venedig ist ein wahrer Touristen-Magnet
Foto: © getty

"Mit meiner Entwicklung bin ich grundsätzlich zufrieden, wobei ich am Anfang auf ein paar neue Dinge im taktischen Bereich gestoßen bin, die ich noch dazu lernen musste", erzählt Svoboda - von solchen Erlebnissen und neuen Erkenntnissen in taktischer Hinsicht wusste bisher noch fast jeder ÖFB-Kicker in Italien zu berichten.

Wobei Svoboda konkretisiert: "Es waren keine Dinge, die ich nicht kannte. Aber dadurch, dass mein Weg nie durch eine Akademie geführt hat, habe ich das nicht so oft gehört oder wurde mir das nicht beigebracht. Ein Beispiel ist, immer die richtige Position zum Ball zu haben. Wenn ich mir jetzt Spiele von früher anschaue, merke ich oft, dass die Position komplett falsch ist."

Svoboda, im Volksschulalter ein Jahr beim SK Rapid, wurde in der Jugend des SV Schwechat ausgebildet, ehe via Stadlau der Sprung ins Profigeschäft klappte.

"Ich glaube jedoch, dass ich es schnell geschafft habe, mich an diese Dinge zu gewöhnen und mich einzuleben. Jetzt mit den Einsätzen geht natürlich auch vieles einfacher", findet Svoboda.

Warum es falsch wäre, nicht die Serie A als Ziel zu haben

Das nächste Ziel für den ÖFB-Legionär liegt auf der Hand. Es gilt, sich als Stammspieler und somit Leistungsträger zu etablieren - und somit auch das Motiv für den Wechsel aus der Bundesliga in die Serie B zu rechtfertigen:

"Es ist mein Ziel, einmal in der Serie A zu spielen. Ich glaube, es wäre falsch, nicht dieses Ziel zu haben. Sonst hätte ich ja nichts, wofür ich täglich arbeite und am Platz stehe."

Michael Svoboda

"Zuerst einmal war es ein Ansporn für mich, ins Ausland zu wechseln, zudem hat das Umfeld beim Verein gepasst. Das Konzept beziehungsweise die Ziele des Vereins haben mir sehr gefallen."

Daraus, dass Venezia ein Sprungbrett sein soll, macht Svoboda kein Geheimnis: "Durch diesen Wechsel kann ich sagen, dass es mein Ziel ist, einmal in der Serie A zu spielen. Ich glaube, es wäre falsch, nicht dieses Ziel zu haben. Sonst hätte ich ja nichts, wofür ich täglich arbeite und am Platz stehe."

Ein Ehrgeiz, der beim Erreichen dieses Karriere-Ziels förderlich sein sollte. Der Vertrag bei Venezia läuft bis Sommer 2023. Aktuell rangiert Svoboda mit seinem Arbeitgeber in der Tabelle auf dem achten Platz - das Spitzenfeld ist dabei noch nicht außer Reichweite.

Aufstieg kein Muss

Der Aufstieg wird vom Verein in dieser Saison jedoch noch nicht mit aller Macht angestrebt:

Das etwas in die Jahre gekommene Stadion in Venedig

"Wir versuchen uns zuerst einmal, zu stabilisieren und als Team zu finden, da wir im Verein einen kleinen Umbruch hatten. Erstmals seit längerer Zeit sind wieder mehrere Spieler aus dem Ausland hier, und es braucht dann einfach Zeit, dass sich diese Spieler auch integrieren, aber ich denke, dass der Verein da einen sehr guten Job macht. Dazu gibt es interne Ziele, die für uns als Mannschaft wichtig sind, die wir in dieser Saison verfolgen wollen."

Svoboda ergänzt: "Im Endeffekt sind wir zufrieden mit dem Halbjahr, das wir gespielt haben und mit den Punkten, die wir geholt haben, auch wenn es ein paar mehr sein könnten."

Fußball in einem Urlaubsort

Mit dem früheren Nationalteam-Torhüter Michael Konsel und dem aktuellen St. Pölten-Coach Robert Ibertsberger haben rund um die Jahrtausendwende bereits zwei Österreicher erlebt, wie es sich anfühlt, mit Venezia in der Serie A zu spielen.

"Für mich ist es ein Privileg, dort Fußball spielen zu können, wo andere Urlaub machen."

Michael Svoboda

Wie Fußball in Venedig generell ein Erlebnis ist - auch für Zuschauer im etwas in die Jahre gekommenen Stadio Pierluigi Penzo. Der Charme, mit einem Vaporetto zu einem Fußball-Spiel gebracht zu werden, ist und bleibt ein besonderer.

"Für mich ist es ein Privileg, dort Fußball spielen zu können, wo andere Urlaub machen", schwärmt Svoboda, der jedoch nicht direkt in der Touristen-Metropole lebt:

"Ich lebe in Mestre, das ist am Festland und zehn Minuten mit dem Auto von Venedig entfernt. Es wäre zu mühevoll, in Venedig zu leben, da wir das Trainingszentrum am Festland haben und ich dann einen längeren Anfahrtsweg hätte."

Was natürlich nichts daran ändert, dass Ausflüge rüber nach Venedig nicht nur auf den Fußball beschränkt sind:

"Ich bin schon ein Mensch, der sich darüber Gedanken macht, wo ich gerade bin und das dann auch einmal schätze. Mir persönlich gefällt es sehr gut, in Venedig Fußball zu spielen, auch weil ich die Stadt sehr schön finde und gerne dort Abendessen gehe oder, sobald es mit Corona wieder möglich ist, etwas mit Freunden dort unternehme."

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