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Nach Scudetto-Märchen droht Napoli schon wieder ein Aderlass

Die Leistungen der Meisterelf rufen die europäischen Spitzenklubs auf den Plan. So steht es um einen Abgang von Osimhen & Co:

Nach Scudetto-Märchen droht Napoli schon wieder ein Aderlass Foto: © getty

Es ist eine Traumsaison für die SSC Napoli. Das erste Mal seit 33 Jahren, seit den "Goldenen Zeiten" um Diego Maradona, wird sich der Klub die italienische Meisterschaft sichern.

Lediglich zwei Punkte fehlen dafür noch, diese sollen am Donnerstag beim Gastspiel in Udine (20:45 Uhr im LIVE-Ticker) her, dort soll die vorzeitige Meisterfete steigen.

So wird Napoli am Donnerstag Meister >>>

Dabei war der Weg zu diesem historischen "Scudetto" vor der Saison keineswegs vorgezeichnet, zahlreiche Stammkräfte, die den Klub eine ganze Ära lang prägten, verließen die SSC.

So nahmen etwa Lorenzo Insigne, Dries Mertens, Kalidou Koulibaly und Fabian Ruiz Abschied, nicht zu Unrecht war von einem "Aderlass" die Rede.

Doch der zukünftige Meistertrainer Luciano Spalletti machte aus dem, was ihm häufig als Schwäche ausgelegt wird, ein Erfolgsrezept.

Spalletti: Wenn die Schwäche zur Stärke wird

Dem 64-Jährigen wird oft vorgeworfen, er sei zu nachgiebig und könne seine Spielerwünsche bei der Vereinsführung nicht durchboxen. Er sei eben einer, der nicht widerspricht und mit dem arbeitet, was man ihm zur Verfügung stellt.

Ein Pragmatiker, gewissermaßen. Doch genau das kommt Napoli in dieser Saison so sehr zugute: Spalletti nahm den Aderlass im Sommer hin und akzeptierte die Lage, wie sie nun mal war.

Der Ex-Roma und Inter-Coach formte aus dem, was er hatte, ein Team, dessen Stärke im Kollektiv liegt. Die einzelnen Glieder ergänzen sich, anstatt voneinander abhängig zu sein.

Spalletti: Pragamtismus als Erfolgsrezept.
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Spalletti ist kein "Mechaniker" wie Tuchel, der fehlende Zahnräder zu ersetzen versucht, sondern ein "Koch", der alles dafür tut, ein vorhandenes Gericht mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu einem Gaumenschmaus werden zu lassen.

Das ist ihm in dieser Saison fraglos gelungen. Wer hätte im August 2022 gedacht, dass es Namen wie Kvicha Kvaratskhelia, Min-jae Kim und Victor Osimhen sein werden, über die ganz Fußballeuropa spricht?

Das ist zu einem großen Teil Spallettis Verdienst. Nach dieser so erfolgreichen Saison könnte es allerdings sein, dass seine pragmatischen Fähigkeiten erneut im großen Stil gefragt sind.

Denn der SSC Napoli droht nach der erfolgreichen Spielzeit schon wieder ein Aderlass. Wenig verwunderlich wecken die zuvor genannten Neo-Stars großes Interesse bei der Konkurrenz.

Doch nicht nur die drei angesprochenen Akteure, auch andere, die schon länger beim Verein sind, erlebten in dieser Spielzeit einen enormen Leistungsaufschwung und sind bei den internationalen Spitzenklubs begehrt.

LAOLA1 erklärt in einer Übersicht, welche Spieler die "Azzurri" verlassen könnten und wer die Interessenten sind.

Victor Osimhen: Bald feiern mit den Bayern?

Der Stürmer-Star, dem nach seiner bereits guten Vorsaison heuer der Schritt zum internationalen Elitestatus gelungen ist, steht bei so gut wie allen Top-Klubs auf dem Zettel.

In 33 Spielen erzielte er bewerbsübergreifend bisher 26 Tore.

Mit Paris Saint-Germain, Bayern München, Real Madrid, Chelsea und Manchester United matcht sich ein hochkarätiges Quintett um den Nigerianer.

Wie sehen die Überlegungen von Victor Osimhen aus?
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Ein günstiges Unterfangen wird dies gewiss nicht. Sein Marktwert liegt aktuell laut "Transfermarkt" bei 100 Millionen Euro, Tendenz stark steigend. Doch mit diesem Beitrag wird man sich in Neapel wohl nicht zufrieden geben. Von mindestens 150 Millionen ist in den Italo-Gazzetten die Rede.

So man Osimhen überhaupt abzugeben gewillt ist, denn gleichzeitig laufen Gespräche um eine Verlängerung des bis 2025 laufenden Vertrags mit deutlich verbesserten Konditionen.

Sollte der 24-Jährige, dem durchaus diesbezügliches Begehren nachgesagt wird, doch das Weite suchen, dürfen sich wohl der FC Bayern und PSG die größten Hoffnungen machen. Mit den Parisern soll es sogar schon eine mündliche Übereinkunft bezüglich eines Vertragsentwurfes geben.

Kvicha Kavartskhelia: Heißes Werben um den Maradona-Erben

Der Flügelspieler, der im Sommer von Dinamo Batumi nach Neapel kam, ist die vielleicht größte Sensation im europäischen Spitzenfußball in dieser Saison.

Der bis zum Ukraine-Konflikt in Russland bei Rubin Kazan engagierte Georgier war davor nicht einmal Experten wirklich bekannt und verzückt nun die Massen.

Groß war die Skepsis, als die SSC im Juli knapp 12 Millionen Euro für den damals 21-Jährigen hinlegte. Mittlerweile hat er einen Marktwert von mindestens 85 Millionen und seine Leistungen sprechen ohnedies für sich.

Soll bis 2028 verlängern: Kvicha Kvaratskhelia
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Die Interessenten heißen in seinem Fall Paris Saint-Germain, Real Madrid und Manchester City. Einen Favoriten unter ihnen gibt es nicht.

Dies vor allem aus dem Grund, dass "Kvaradona", wie er von den Fans huldigend genannt wird, eine Verlängerung in Neapel deutlich näher sein soll als einem Abgang.

Die Gespräche dazu laufen bereits, bislang verdient der Georgier eine Million Euro pro Jahr. Die Idee ist, seinen Vertrag bis 2028 zu verlängern, sein Gehalt soll, wie "Fußballtransfers" berichtet, auf 2,5 Millionen Euro steigen, mit Boni könnten es bis zu vier Millionen werden.

Eine Ausstiegsklausel soll der neue Kontrakt nicht enthalten, bei einem Abgang müsste der Käufer mindestens 100 Millionen locker machen.

Kvaratskhelia hält in dieser Saison bisher bei 30 Scorerpunkten in 37 Einsätzen.

Min-jae Kim: Gelegenheit macht Diebe, ab in die Stadt der Liebe?

Der Südkoreaner wurde im Sommer als Ersatz für den zu Chelsea abgewanderten Kalidou Koulibaly verpflichtet. Auch hier war die Verwunderung bei Fans und Experten groß, schließlich legte man rund 18 Millionen Euro für ihn auf den Tisch.

Erst vor zwei Jahren wechselte er aus China zu Fenerbahce Istanbul, um nur ein Jahr danach zu Napoli weiterzuziehen.

Doch der Transfer ging voll auf. Kim übernahm nahtlos die Rolle als Abwehrboss und führt das Defensivbollwerk der "Azzurri" an.

Könnte zum Schnäppchen werden: Min-jae Kim.
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Um ihn sollen sich die beiden Manchester-Klubs City und United, Liverpool, Tottenham und PSG raufen.

Bei ihm ist ein Abgang gar nicht so unwahrscheinlich, denn sein Vertrag enthält eine Ausstiegsklausel in Höhe von rund 50 Millionen, die zwischen 1. und 15. Juli aktiv ist und nur für ausländische Vereine gilt. Sein Marktwert beträgt allerdings 50 Millionen.

Napoli-Sportdirektor Cristiano Giuntoli soll sich derzeit darum bemühen, eine neue Übereinkunft mit Kim und dessen Beratern zu finden, um die Klausel aus dem Vertrag zu streichen.

Sollte Kim nicht daran interessiert sein, könnte es schon in diesem Sommer zu einem Transfer kommen. PSG soll sich in der "Pole-Position" für einen solchen befinden.

Piotr Zielinski: Wo ein Wille, da 50 Mille

Der polnische Taktgeber im Mittelfeld ist aus der Spalletti-Elf nicht wegzudenken. Er ist gemeinsam mit Stanislas Lobotka das zentrale Um und Auf im Team. Sieben Tore und zehn Assists sprechen für einen "Achter" eine deutliche Sprache.

Doch sein Verbleib steht in der Schwebe. Wie das für gewöhnlich gut informierte Portal "Caughtoffside" berichtet, soll sich Newcastle United intensiv Gedanken über Zielinski machen.

Mit Bruno Guimaraes verfügen die "Magpies" aktuell nach Meinung von Coach Eddie Howe nur über einen Spieler von Champions-League-Format in der Mittelfeldzentrale.

Next Stop Newcastle für Piotr Zielinski?
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Und dieser könnte es in der kommenden Saison jedenfalls bedürfen, denn Newcastle ist als Dritter derzeit auf bestem Wege, sich für die Königsklasse zu qualifizieren.

Für Zielinski könnte es die letzte Gelegenheit für einen Sprung zu einem anderen internationalen Top-Klub sein, der Pole wird in zwei Wochen 29 Jahre alt und bewegt sich damit auf den Zenit seiner Karriere zu.

Sein Marktwert wird von "Transfermarkt" auf mindestens 40 Millionen Euro, sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2024. Englischen Medien zufolge müssten die "Magpies" mindestens 50 Millionen für Zielinski locker machen - für den "Saudi-Klub" kein Problem.

Hirving Lozano: Ein weiteres Mal lockt Arsenal

Der Mexikaner kam bereits 2019 von der PSV Eindhoven nach Neapel und performt seither ständig auf solidem Niveau. Zwischen 10 und 15 Scorerpunkten lieferte er stets seit seiner Ankunft.

Der 27-Jährige sticht selten wirklich heraus, ist aber für das Kollektiv enorm wichtig. Für Spalletti ist der Flügelspieler ein elementarer Teil des Kaders, den er keinesfalls verlieren möchte.

Doch Lozano ist keineswegs Stammspieler, kommt oftmals nur von der Bank. Der Mexikaner sorgt dabei mit seiner Explosivität stets für frischen Wind, was Spalletti sehr schätzt.

Lozano winkt ein Stammplatz bei den "Gunners".
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Doch kein Spieler sitzt gerne auf der Bank, was auch Newcastle United und dem FC Arsenal nicht verborgen blieb. Die “Gunners” hatten den jungen Lozano schon vor einigen Jahren auf dem Zettel, damals begann sein Aufstieg bei der PSV Eindhoven.

Die beiden Klubs aus der Premier League sollen sich rege um den 27-Jährigen bemühen und ihm einen Wechsel mit der Aussicht auf einen Stammplatz schmackhaft machen.

Derzeit ist noch nicht bekannt, wie Lozano selbst dazu steht. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn er bei einem gut dotierten Angebot aus England samt Stammplatzgarantie schwach wird.

Lobotka & Co: Verlängerung macht froh

Abgesehen von den zahlreichen drohenden Abgängen gibt es aber auch gute Nachrichten für die Napoli-Tifosi.

Stanislas Lobotka hat seinen Vertrag im März bis 2027 verlängert, auch Abwehrmann Juan Jesus bleibt bis 2025 erhalten.

Innenverteidiger Amir Rrahmani soll ebenfalls kurz vor der Unterschrift eines neuen Arbeitspapiers stehen.

Dennoch dürfte Sportdirektor Cristiano Giuntoli im kommenden Sommer einiges an Arbeit bevorstehen.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob es ihm gelingt, die Meisterelf beisammen zu halten, oder ob ein weiterer Neuaufbau vonnöten ist.



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