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Palermos verrückter Trainer-Fresser

32 Trainerwechsel in 13 Jahren. Wer ist Palermo-Boss Maurizio Zamparini?

Palermos verrückter Trainer-Fresser

Jetzt ist schon wieder etwas passiert, würde Wolf Haas schreiben.

Zum achten Mal in dieser Saison hat US Palermo am Montag den Trainer gewechselt, Walter Novellino ist nach 33 Tagen schon wieder weg. Iachini, Ballardini, Schelotto, Viviani, Bosi, Tedesco, Iachini, Novellino, Ballardini – das ist die Liste des sizilianischen Grauens.

Der Totengräber am Trainerfriedhof der „Rosaneri“ heißt Maurizio Zamparini. „L’ammazza allenatori“, der Trainermörder, oder „Mangiaallenatori“, den Trainerfresser, nennen sie ihn. Andere sagen einfach, er sei verrückt.

Das weiß er auch: „Die Leute meinen, ich sei verrückt geworden, aber das ist nicht wahr. Ich bin das Opfer!“ So lautet Zamparinis Rechtfertigung nach dem achten Trainerwechsel seit November 2015.

Der Entscheidungsfreudige

Eine Anekdote über den 74-Jährigen geht so: Als Sechsjähriger war Zamparini in seinem Heimatdorf Sevigliano das einzige Kind mit einem Fußball. Er entschied alles – wer, wann und wo gespielt wird. Das sei großartig gewesen, erinnerte er sich einmal.

Mangelnde Entscheidungsfreude darf man ihm viele Jahrzehnte später immer noch nicht vorwerfen. Zamparini trifft ständig Entscheidungen. Über ihre Sinnhaftigkeit kann man streiten. Wenige Tage später sieht es selbst Zamparini meistens ganz anders.

„Er hat mein Palermo ruiniert“, hat der Klub-Boss einmal über Delio Rossi gesagt und ihn entlassen. Zwei Monate später hat er ihn wieder zurückgeholt und gemeint: „Rossi ist wie meine Frau, ich will ihn ganz für mich alleine.“

"Ich werde ihre Eier abschneiden und sie in meinem Salat essen"

Um einen markigen Spruch ist der Palermo-Patron sowieso nie verlegen. „Das ist keine Gruppe von Männern, das ist ein Mädchen-Team“, urteilte er über seine Mannschaft. „Wir sollten alle Schiedsrichter ins Gefängnis stecken“, fand er nach einem Abseitstor. „Ich werde ihre Eier abschneiden und sie in meinem Salat essen“, drohte er seinen Kickern.

In der Welt der exzentrischen Vereins-Präsidenten Italiens schafft es Zamparini mit seinen (verbalen) Eskapaden trotzdem, unangenehm aufzufallen. Antisemitische Aussetzer, rassistische Beschimpfungen – dieser Mann hat nichts ausgelassen.

Venezias Aufstieg und Untergang

1987 hat sich der Einzelhandelskaufmann, der erstaunlicherweise in seinem Brotberuf große Erfolge gefeiert hat, angeschickt, Italiens Fußballlandschaft zu bereichern. Er rettete den Viertligisten Venezia vor dem Bankrott und führte ihn in die Serie A.

2002 – 26 Trainerwechsel später – verließ er den Klub. Die Möglichkeit, Palermo zu kaufen, hatte sich aufgetan, außerdem hatte sich Zamparini wieder einmal mit dem Bürgermeister von Venedig angelegt und keine große Lust mehr auf seinen aktuellen Verein. Er verließ den Klub mit Sack und Pack, ein Scherbenhaufen blieb.

Heilsbringer in Palermo

In Sizilien wurde Zamparini zunächst wie ein Heilsbringer empfangen, immerhin waren die „Rosaneri“ seit dem Konkurs 1986 irgendwo im Nirgendwo. Zwei Jahre später war Palermo zurück in der Serie A. Fünf Mal schafften es die Sizilianer sogar in den Europacup. Namhafte Spieler wie Paulo Dybala, Javier Pastore, Edinson Cavani, Fabrizio Miccoli, Andrea Barzagli, Luca Toni und Fabio Grosso waren im rosa Trikot zu bewundern.

Im Sommer ist Schluss

Doch die Konstanz fehlte. 2013/14 musste der Klub sogar eine Saison in der Serie B verbringen. Konstant war nur Zamparinis Trainerverschleiß. Der jüngste Trainerwechsel war der 32. in seinen 13 Jahren bei Palermo.

Im Sommer soll aber Schluss sein. Der 74-Jährige will den Klub unbedingt verkaufen – ungeachtet vom möglichen Klassenerhalt. „Und wenn mir das nicht gelingt, werde ich trotzdem als Präsident aufhören“, kündigt er an.

Harald Prantl


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