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Sebastian Prödl will kein Opfer von Arsenal werden

Was "Gunners" in Krise gefährlich macht und warum es für Prödl bergauf geht.

Sebastian Prödl will kein Opfer von Arsenal werden Foto: © getty

Arsenal. Liverpool. Jeweils auswärts.

Auch als Routinier kann man sich wie ein kleines Kind auf Aufgaben freuen – und Sebastian Prödl erwarten mit dem FC Watford in den kommenden zwei Premier-League-Runden wahrlich Herausforderungen, die das Herz höher schlagen lassen.

„Meine Vorfreude ist riesig. Im Emirates oder an der Anfield Road – das sind die Spiele, die die Premier League ausmachen und für kleinere Vereine natürlich die Spiele des Jahres sind“, erklärt der ÖFB-Teamspieler im Gespräch mit LAOLA1.

Das Timing für das Kräftemessen mit dem FC Arsenal (Sonntag, 14:30 Uhr LIVE) könnte ein günstiges sein. In den letzten drei Liga-Spielen gingen die „Gunners“ als Verlierer vom Platz, in den Köpfen könnte die Europa League inzwischen die Hauptrolle spielen.

Nur kein Opfer sein

„Dieses Spiel kann in alle Richtungen schwanken. Wir haben in den letzten Jahren gegen Arsenal jeweils ein Mal gewonnen und hoffen natürlich, dass wir wieder etwas mitnehmen können“, erinnert Prödl an gute Erfahrungen mit dem Kult-Klub aus London.

Zwei Mal stand der Steirer bereits bei Auswärtssiegen gegen Arsenal auf dem Platz – in der Saison 2015/16 gelang im FA-Cup ebenso ein 2:1-Erfolg wie in der vergangenen Spielzeit in der Liga. Den 2:1-Heimsieg in dieser Saison verpasste er verletzungsbedingt.

Die aktuelle Krise der Elf von Trainer-Legende Arsene Wenger betrachtet Prödl nicht als Vorteil: „Arsenal strauchelt im Moment definitiv ein bisschen. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass sich Arsenal nach einer kleinen Krise immer ein Opfer ausgesucht hat, und darauf müssen wir vorbereitet sein.“

Fünf oder sechs Bayern Münchens

In der Premier League würden ohnehin an jedem Wochenende die Karten neu gemischt. So lässt sich für den Innenverteidiger auch erklären, warum sich Arsenal trotz der vielen Superstars so schwer tut.

"Es gibt nicht nur ein Bayern München wie in Deutschland, sondern es gibt fünf, sechs Bayern Münchens, da verliert zwangsläufig auch einmal eine große Mannschaft ein paar Spiele in Folge."

Sebastian Prödl

„Es ist einfach eine harte Liga. Gerade in dieser Jahreszeit werden viele große Mannschaften an den Rand einer Niederlage gebracht. Die Premier League ist einfach eine ausgeglichene Liga, in der es öfter Sensationen gibt. Denn es gibt nicht nur ein Bayern München wie in Deutschland, sondern es gibt fünf, sechs Bayern Münchens, da verliert zwangsläufig auch einmal eine große Mannschaft ein paar Spiele in Folge.“

Vor allem auch, weil es für fast alle Mannschaften noch um etwas ginge, auch wenn Manchester City der Titel wohl nicht mehr zu nehmen ist:

„Aber dahinter geht es um die Champions-League-Plätze, jede Mannschaft von Platz acht bis 20 ist noch abstiegsgefährdet. Es ist einfach brutal eng. Und Arsenal ist eine Mannschaft, die sich erst wieder finden muss. Sie haben die Offensive komplett umgekrempelt, Alexis Sanchez und Olivier Giroud weg, Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan neu – bis das greift, kann das natürlich auch eine Zeit dauern. Gegen Tottenham und Manchester City kannst du verlieren und gegen Brighton haben auch schon andere Mannschaften verloren.“

Konzentration auf Europa League?

Unabhängig von den jüngsten Liga-Ergebnissen seien Mesut Özil und Co. eine Spitzenmannschaft: „Sie haben Weltmeister in ihren Reihen. Wir unterschätzen sie trotz ihrer Misere in letzter Zeit auf keinen Fall, hoffen aber, dass wir trotzdem ein Wunder schaffen und dort wieder etwas holen. Sie spielen aber trotzdem immer noch im Emirates und sind zu Hause immer stark.“

Kein Nachteil sollte der Fokus auf die Europa League sein. Am Donnerstag setzte Arsenal mit dem 2:0-Sieg beim AC Milan eines der zuletzt seltenen Ausrufezeichen. Auch Prödl vermutet, dass die internationale Chance inzwischen im Vordergrund stehen könnte:

„In der Liga scheint der sechste Platz für Arsenal einzementiert. Natürlich werden sie die Saison vernünftig zu Ende spielen – ein paar Punkte, um diesen sechsten Platz abzusichern, brauchen sie auch noch. Aber ich glaube, dass die ganz klare Priorität bei Arsenal aktuell ist, die Europa League zu gewinnen. National haben sie nach dem verlorenen Liga-Pokal-Finale keine Chance mehr auf einen Titel.“

Nach oben oder nach unten schauen?

Bei einem Sieg im Emirates Stadium könnte das derzeit neuntplatzierte Watford bis auf sechs Punkte an Arsenal herankommen. Auf der Berg- und Talfahrt der „Hornets“ in dieser Saison bewegte sich die Gondel zuletzt wieder nach oben – drei der letzten vier Spiele wurden gewonnen.

„Vor wenigen Wochen waren wir drei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt, nach zehn Punkten in den letzten fünf Spielen könnten wir wieder nach oben schauen. Aber wichtig war jetzt einmal, dass wir aus diesem Sumpf herausgekommen sind, in den wir uns selbst reinmanövriert haben“, findet Prödl.

Dennoch müsse man laut Meinung des 64-fachen Teamspielers weiterhin aufpassen, gerade wenn man Duelle wie jene mit Arsenal und Liverpool vor der Brust habe:

„Wenn du selbst nichts holst und die anderen punkten, kann es schnell passieren, dass du in Gefahr gerätst, wieder in den Strudel reinzukommen. Das wollen wir verhindern. Man sieht ohnehin, wie eng es in der Premier League unten ist und wie viele Mannschaften betroffen sind. Ich sehe uns auch noch nicht ganz raus aus diesem Thema. Erst wenn wir 40 Punkte haben, können wir in ruhigere Gewässer segeln.“

Prödl kann wieder Ansprüche stellen

Vier Zähler fehlen Watford aktuell zu dieser Marke. Am jüngsten Aufschwung hat Prödl seinen fairen Anteil, nachdem die Saison davor eher unter die Kategorie schwierig fiel.

In den letzten fünf Spielen etablierte er sich jedoch wieder als absolute Stammkraft. Davor brachte ihn die im WM-Quali-Showdown in Wales erlittene Oberschenkelverletzung aus dem Rhythmus:

„Ich bin dummerweise drei Monate ausgefallen, länger als erwartet, musste dann aber direkt wieder spielen. Ich bin mehr oder weniger vom Physio-Tisch in die Startelf gerutscht, weil wir einen Mangel an Innenverteidigern hatten, musste mit nicht hundertprozentiger Fitness spielen und mir meine Kraft einteilen. Wenn das in der Premier League passiert, läuft man Gefahr, Fehler zu machen.“

Grober Schnitzer sei ihm zwar keiner unterlaufen, dennoch sei er in dieser Phase nicht über 90 Minuten der Spieler gewesen, der er selbst sein will. Dass er danach das eine oder andere Mal aus der Startelf rausrotiert wurde, sei so gesehen nachvollziehbar gewesen.

„Inzwischen bin ich aber wieder auf einem Fitnesslevel, wo ich wieder Ansprüche gestellt und auch Leistung gezeigt habe. In den letzten fünf Runden, in denen ich wieder von Anfang an dabei war, ist es persönlich und als Team bergauf gegangen. Das tut natürlich gut, wenn das Hand in Hand geht.“

Das Selbstvertrauen stimmt wieder, ebenso die Fitness. Davon kann sich gegen Arsenal auch Teamchef Franco Foda überzeugen, der dieses Duell live vor Ort verfolgen wird.

FC Watford - West Bromwich Albion 1:0

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