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Schmidt: "Das Jahr in Barnsley hat mich verändert"

Der Barnsley-Legionär muss künftig mehr essen und will mehr spielen.

Der jüngste Deadline-Day hat das Leben von Patrick Schmidt beeinflusst, obwohl sich an der sportlichen Situation des Burgenländers nichts geändert hat.

Die „Österreicher-Partie“ bei seinem Klub Barnsley FC hat sich in den finalen Stunden der Transferzeit entscheidend dezimiert.

Marcel Ritzmaier übersiedelte zum SK Rapid, Kilian Ludewig – zwar Deutscher, aber als Salzburg-Leihgabe trotzdem im engen Kontakt mit den Österreichern – schloss sich dem FC Schalke 04 an. Mit Samuel Sahin-Radlinger, der nunmehr in Ried im Tor steht, hat in diesem Sommer noch ein Österreicher den englischen Zweitligisten verlassen.

"Sollbauer hat zu uns gesagt: ‚Burschen, die Portion bleibt trotzdem gleich, wir müssen halt jetzt mehr essen!‘"

Geblieben sind Michael Sollbauer und Schmidt. Und mit Dominik Frieser, davor LASK-Profi, ist noch einer dazugekommen.

Die gemeinsamen Mahlzeiten, die „Chefkoch“ Sollbauer regelmäßig zubereitet, werden ab sofort in einem kleineren Kreis eingenommen.

„Wir haben am Deadline-Day, als alle Transfers erledigt waren, noch einen Gruppen-Call gehabt. Dort hat Sollbauer gesagt: ‚Burschen, die Portion bleibt trotzdem gleich, wir müssen halt jetzt mehr essen!‘ Es wird immer mit Thermomix gekocht, da sind die Portionen schon vorgegeben, deswegen müssen wir uns jetzt den Hunger für die Essen beim ‚Sole‘ aufheben“, lacht Schmidt.

Ein Jahr mit vielen neuen Eindrücken

Mit Gerhard Struber, der den Cheftrainer-Posten bei den New York Red Bulls übernommen hat, ist wenige Tage nach Transferschluss auch noch der Coach von Bord gegangen.

„Es ist extrem schade, dass er uns verlässt. Er hatte nicht nur bei uns Spielern ein Riesenstanding, sondern im Verein generell. Auch bei den Fans ist er extrem gut angekommen. Er hatte eine super Beziehung zu allen Spielern, jeder hatte ihn richtig gern. Er hat immer darauf geachtet, dass die Stimmung in der Mannschaft passt. Es war eine echt geile Zeit unter ihm“, schwärmt Schmidt.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Der Stürmer, früher bei der Admira, befindet sich in seiner zweiten Saison auf der Insel. Die erste Saison bleibt ihm für immer in Erinnerung: Erstmals fernab der Heimat, Corona, Abstiegskampf bis zur letzten Sekunde, … „Dieses Jahr hat mich verändert“, ist er sich sicher.

„Ich habe vor meinem Wechsel nach England geglaubt, dass ich selbstständig bin, habe aber doch noch bei meinen Eltern gewohnt. Als ich nach England übersiedelt bin, gab es in Barnsley nicht wirklich Österreich-Bezug. Es war zwar Samuel Sahin-Radlinger da, aber der hat ja eine Frau. Ich war das erste halbe Jahr auf mich alleine gestellt, hatte viele Sachen zu erledigen, die ich davor immer meinen Eltern übergeben habe. Wohnungssuche, Auto, Versicherungen – da ist viel auf mich zugekommen. Und dann auch noch ein anderes Land mit einer anderen Sprache. Mir hat diese Challenge aber getaugt. Alleine schon deshalb habe ich mich persönlich weiterentwickelt“, berichtet er.

"Es hatte ja nichts offen, wir haben im Hotel dann einen Seminarraum eingenommen und dort die ganze Nacht gefeiert"

Auch auf dem Platz hat der U21-Teamstürmer viel gelernt: „Sportlich ist die Championship eine ganz eigene Liga, das ist schwer vergleichbar. Der Fußball ist ganz anders als das, was ich aus Österreich gewohnt war. Die letzten 14 Monate waren eine riesengroße Sache für mich. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrungen.“

Last-Minute-Hero im Finish

30 Pflichtspiele hat Schmidt in seiner ersten Saison für die „Tykes“ bestritten, allerdings nur zwei davon von Beginn an. Drei Tore und zwei Assists waren seine Ausbeute in insgesamt 432 Spielminuten. Im sensationellen Saisonfinish, als Barnsley mit einem 1:0 gegen Nottingham und einem 2:1 gegen Brentford jeweils mit Last-Minute-Toren doch noch den Klassenerhalt fixierte, wurde der ÖFB-Legionär mit einem Tor und einem Assist zum Hero.

„Das war eine sehr coole Sache, dass ich wirklich nochmal einen großen Beitrag zum Klassenerhalt leisten konnte. So richtig haben wir es erst realisiert, als wir daheim waren. Du bist da wochenlang in einem Tunnel drinnen, hast nie Zeit zum Nachdenken. Da schießen wir in der 94. Minute gegen Nottingham das 1:0, kannst dich aber gar nicht richtig freuen, weil es in drei Tagen schon wieder weitergeht. Nach dem Spiel gegen Brentford waren es unglaubliche Emotionen“, grinst der 22-Jährige immer noch, wenn er an diese beiden Partien denkt.

Foto: © getty

Die große Party fiel coronabedingt dann freilich aus: „Es hatte ja nichts offen, wir haben im Hotel dann einen Seminarraum eingenommen und dort die ganze Nacht gefeiert. Wir sind in der Früh direkt zum Flughafen gefahren.“

Vergangene Heldentaten hin oder her, in der neuen Saison will Schmidt regelmäßiger in den Fokus rücken: „Ich habe in der Vorbereitung eine deutlich wichtigere Rolle gespielt, da habe ich gemerkt, dass das nicht nur Gerede ist, dass mir mehr Vertrauen geschenkt wird. Im ersten Jahr war es super, die Liga kennenzulernen, jetzt will ich den nächsten Schritt machen und mich zum Stammspieler entwickeln.“

Im League Cup war der Angreifer in der Spielzeit 2020/21 zwei Mal über die vollen 90 Minuten im Einsatz, traf auch gegen Middlesbrough, in der Liga kam er drei Mal von der Bank. Aber es stehen noch jede Menge Partien an, rund 50 werden es zu Saisonende wieder gewesen sein.

„Wir hatten zuletzt drei Wochen in Folge englische Wochen, werden bis zur nächsten Länderspielpause nur englische Wochen haben. Und auch danach schaut es nicht wirklich ruhiger aus. Es wird also sicher genug Möglichkeiten geben, wo ich zeigen kann, dass ich für 90 Minuten bereit bin“, gibt sich Schmidt kämpferisch.

Und die nötige Kraft werden die Riesenportionen von Chefkoch Michael Sollbauer geben.

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