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"Es wird die ganze Zeit Fußball geschaut"

Patrick Hasenhüttl erzählt über das Leben mit seinem Vater und seinen Bezug zu Österreich.

Mit 18 Jahren zieht man normalerweise von Zuhause aus. Bei Patrick Hasenhüttl ist es umgekehrt – er war schon weg, teilt sich seit Sommer aber mit Papa Ralph in Ingolstadt eine Wohnung.

Außerdem sind die beiden beim selben Verein engagiert. Der Sprössling kickt in der U19, der Senior trainiert die Profis. „Wir unterhalten uns am Abend oft über seine Taktik, da muss er sich das eine oder andere Mal auch Kritik von mir anhören“, erzählt der ÖFB-U19-Teamspieler im LAOLA1-Interview.

Der Mittelstürmer ist im belgischen Mechelen zur Welt gekommen, hat schon in Fürth, Unterhaching und Stuttgart gekickt. Ein Engagement in Österreich kann er sich sehr gut vorstellen, im Sommer ist der ÖFB-Legionär ablösefrei zu haben.

Er berichtet über das Zusammenleben mit seinem Vater, kritische Stimmen innerhalb des Vereins, seinen Bezug zur Heimat, in der er nie gelebt hat, und seinen Karriereplänen.

LAOLA1: Was bedeutet es dir, für Österreich zu spielen?

Patrick Hasenhüttl: Mich erfüllt das mit großem Stolz. Mein Vater hat ja auch schon für Österreich gespielt, meine ganze Familie kommt aus Österreich.

LAOLA1: Du selbst hast aber nie in Österreich gelebt.

Hasenhüttl: Richtig! Mein Vater ist von Österreich nach Belgien gewechselt, dort bin ich auf die Welt gekommen und danach sind wir nach Deutschland gezogen. Ich sehe Österreich trotzdem ganz klar als meine Heimat. Ich habe in meiner Kindheit alle Ferien in Graz, in der Steiermark verbracht.

LAOLA1: Hast du zu deinem Geburtsland Belgien irgendeinen Bezug?

Hasenhüttl: Ich kann mich an meine Zeit in Belgien überhaupt nicht erinnern, kann auch die Sprache nicht. Außerdem habe ich nur einen österreichischen Pass.

LAOLA1: Wo hast du in Deutschland schon gelebt?

Hasenhüttl: Zuerst in Köln, dann in Fürth und anschließend in Unterhaching. Ich kann mich an die ganzen Übersiedlungen nicht mehr gut erinnern. Mir ist es in jungen Jahren nicht schwergefallen, das war schon okay so.

LAOLA1: Wo hast du mit dem Fußball begonnen?

Hasenhüttl: In Fürth. Richtig leistungsmäßig aber erst in Unterhaching, wo ich die ganze Jugend durchlaufen habe. Danach bin ich zum VfB Stuttgart gewechselt, weil ich zwei gute Saisonen in Unterhaching gespielt habe. Ich habe dort eine gute Perspektive gesehen. Das war schon ein riesiger Schritt, ich war das erste Mal weg von daheim.

LAOLA1: Am Ende der zwei Jahre ist es in Stuttgart nicht mehr so gut für dich gelaufen. Warum?

Hasenhüttl: Thomas Schneider hat mich damals zum VfB geholt. Er ist dann Trainer der Profis geworden, was für mich nicht gut war, weil er mein Mentor war und sein Nachfolger nicht mehr so auf mich gesetzt hat, ich hatte ein schweres Standing und war anschließend auch verletzt. Deswegen habe ich mich dann auch entschieden, den Klub zu verlassen.

LAOLA1: In Ingolstadt läuft es aber wieder. Du hast in 16 Spielen immerhin sechs Tore erzielt.

Hasenhüttl: Die Hinrunde ist mit sechs Toren in zwölf Spielen super gelaufen, im Frühjahr habe ich noch nicht getroffen, aber schon ein paar Vorlagen gegeben. Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl in Ingolstadt. Ingolstadt ist ein aufstrebender Verein, der viel in die Infrastruktur investiert. Der ganze Verein befindet sich in einer Euphorie, es herrscht Aufbruchsstimmung.

LAOLA1: Was für ein Spielertyp bist du?

Hasenhüttl: Ein typischer Stoßstürmer. Ich bin ziemlich kopfballstark.

LAOLA1: Man sagt, der klassische Mittelstürmer stirbt aus.

Hasenhüttl: Das hört man immer wieder. Aber trotzdem werden diese Spielertypen immer noch gesucht. Marc Janko im A-Team ist ja auch so ein Typ. Ich mache mir da keine Sorgen.

LAOLA1: Wie weit bist du in Ingolstadt von den Profis weg?

Hasenhüttl: Ich habe während einer Länderspielpause eine Woche bei den Profis mittrainiert. Das ist schon ein Riesenunterschied zwischen Jugend- und Erwachsenen-Fußball. Es war eine interessante Erfahrung. Man muss dazusagen, dass es relativ selten ist, dass Jugendspieler in Ingolstadt bei den Profis mittrainieren. Es herrscht aber trotzdem ein ständiger Austausch zwischen Jugend- und Profi-Abteilung. Es ist gut vorstellbar, dass im Sommer ein, zwei Spieler aus der U19 in die Kampfmannschaft übernommen werden.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft im Sommer aus.

Hasenhüttl: Ich wollte nur für ein Jahr unterschreiben. Ich habe damals in Stuttgart einen Vierjahres-Vertrag unterschrieben, dann war es nicht so einfach, schon nach zwei Jahren wechseln zu dürfen.

LAOLA1: Wohin geht die Tendenz?

Hasenhüttl: Ingolstadt ist schon auf mich zugekommen, die wollen mich halten. Es gibt aber auch andere Interessenten. Ich warte einmal die restliche Saison ab, mal schauen…

LAOLA1: Hat jemals ein Verein aus Österreich bei dir angeklopft?

Hasenhüttl: Bisher nicht, nein. Aber es würde mich sehr reizen, in Österreich zu spielen. Die Bundesliga und die Erste Liga sind tolle Ligen.

LAOLA1: Schaust du dir eigentlich manchmal Videos von deinem Vater an, um zu sehen, wie er früher gespielt hat?

Hasenhüttl: Es gibt relativ wenige Videos, auch bei Youtube findet man kaum etwas. Ich kann mich kaum mehr an seine aktive Zeit erinnern. Bei den Bayern Amateuren habe ich ein paar Spiele von ihm gesehen, aber an seine besten Zeiten habe ich keine Erinnerung mehr.

LAOLA1: Welche Rolle spielt er bei deinen Karriere-Entscheidungen?

Hasenhüttl: Eine sehr große. Als ich nach Stuttgart gegangen bin, hatte ich noch keinen Berater, da ist alles über ihn gelaufen. Er kann mir mit seiner Erfahrung enorm helfen. Ich kann mich immer an ihn wenden, ihm immer Fragen stellen.

LAOLA1: Fragt er auch manchmal bei dir nach?

Hasenhüttl: Wir unterhalten uns am Abend oft über seine Taktik, da muss er sich das eine oder andere Mal auch Kritik von mir anhören. Es bin aber schon eher ich der, der sich die Ratschläge holt.

LAOLA1: Ist es ein Vor- oder Nachteil, dass ihr beim selben Verein seid?

Hasenhüttl: Es kommen schon immer wieder kritische Stimmen – es ist nicht immer angenehm. Aber wir kommen uns in Wahrheit nur selten in die Quere.

LAOLA1: Ihr lebt zusammen in einer Wohnung.

Hasenhüttl: Ja, wir teilen uns eine kleine Wohnung. Wobei mein Vater oft nach Hause nach München fährt. In der Woche sind es vielleicht ein, zwei Tage, in denen wir wirklich beide in der Wohnung schlafen. Dann gehen wir gemeinsam Essen, das ist schon schön.

LAOLA1: Aber es ist auch ungewöhnlich. In deinem Alter zieht man normalerweise von daheim aus und nicht wieder ein.

Hasenhüttl: Ich bin ja vor zwei Jahren schon ausgezogen, als ich nach Stuttgart gegangen bin. In dieser Zeit habe ich wenig Zeit mit meinem Vater verbracht. Umso schöner ist es jetzt, mit ihm Zeit zu verbringen.

LAOLA1: Wer ist der bessere Koch?

Hasenhüttl: Ich. Ich koche wesentlich öfter.

LAOLA1: Spielt ihr dann auch FIFA auf der Playstation gegeneinander?

Hasenhüttl: Nein, das nicht. Playstation ist nicht so sein Ding. Aber wir Schnapsen oft. Und wir schauen Fußball. Aber er ist am Abend meistens ziemlich fertig von der Arbeit – da bekommt er die ersten zehn Minuten von einem Spiel mit und wacht erst am Ende wieder auf.

LAOLA1: Es dreht sich also alles um Fußball.

Hasenhüttl: Auf jeden Fall. Wenn er nach Hause kommt, tauschen wir uns zuerst über unsere Trainings aus und dann wird Fußball geschaut. Es wird eigentlich die ganze Zeit nur Fußball geschaut.

Das Gespräch führte Harald Prantl

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