Nach dem ersten Halbjahr voller Trubel und Turbulenzen freut sich Christian Ilzer auf einen Neustart bei der TSG Hoffenheim.
Der Steirer führte die Kraichgauer in der Vorsaison zum Klassenerhalt in der deutschen Bundesliga, am Wochenende geht der frühere Sturm-Meistermacher als einziger österreichischer Trainer im deutschen Oberhaus in die neue Spielzeit.
"Es ist nach der letzten Saison ein Neubeginn", sagt Ilzer, der auf eine positive Vorbereitung zurückblickt.
Bärenstarke Vorbereitung
Denn die Hoffenheimer gewannen all ihre acht Testspiele, darunter ein 8:0 gegen den französischen Erstligisten Metz. "Die Ergebnisse und das Auftreten geben uns ein gutes Gefühl und Zuversicht", sagt Ilzer im APA-Interview.
Am Samstag (ab 15:30 Uhr im LIVE-Ticker) wartet in der ersten Runde des DFB-Pokals mit dem Gastspiel bei Hansa Rostock die erste Bewährungsprobe.
"Wir müssen das, was wir jetzt erarbeitet haben, in den ersten Spielen der Meisterschaft und im Pokal auch so umsetzen", erklärt der 47-Jährige.
Vor Rostock ist Ilzer gewarnt, der Drittligist schlug Premier-League-Klub Aston Villa in der Vorbereitung mit 3:1 und hat bereits zwei Pflichtspiele in den Beinen.
Schwieriges Auftaktprogramm
Für Ilzer zählt freilich nur der Aufstieg, andernfalls könnte es wieder früh unruhig werden. Denn in der Liga wartet ein "attraktives" Auftaktprogramm mit Spielen gegen Bayer Leverkusen nächsten Samstag, Eintracht Frankfurt, Union Berlin und Bayern München in den ersten vier Runden. "Und man muss ja irgendwann gegen jeden spielen", betont Ilzer.
Einen Stotterstart wie bei seinem Antritt in Sinsheim will Ilzer unbedingt verhindern. Im vergangenen November begann seine Hoffenheim-Ära zwar mit einem fulminanten 4:3 gegen Leipzig, dann folgten aber neun Pflichtspiele ohne Sieg.
Das veranlasste Torjäger Andrej Kramaric zu heftiger, öffentlicher Kritik an der Vereinsführung um Sportchef Andreas Schicker und Ilzer. Zudem gelangen immer wieder Interna - wie etwa Dildos als Motivationshilfe bei Mannschaftsbesprechungen - an die Medien.
Kramaric nach Kritik vor Verlängerung
Das alles verwunderte Ilzer aber nicht. "Es hat mich nach ein paar Wochen nicht mehr überrascht. Als mir dann auch die Führungsspieler die Geschichte des Klubs und die unmittelbare Vergangenheit erzählt haben, war es mir klar, an was es zu arbeiten gilt. Es war ein Thema, dass wir als gesamter Verein einfach wieder eine Geschlossenheit entwickeln. Ich glaube, wir sind da ein gutes Stück weitergekommen."
Das zeigt auch das Bekenntnis von Kramaric zum Verein und zum pressingorientierten Spielstil des rot-weiß-roten Trainers, der kroatische Teamspieler soll sogar vor einer Vertragsverlängerung stehen.
Die Turbulenzen aus der Vorsaison sollen jedenfalls der Vergangenheit angehören. "Es war wichtig", sagt Ilzer, "das letzte Jahr aufzuarbeiten und dann auch wirklich abzuschließen. Auf Trainerseite sowie bei den Spielern haben alle ihre Erfahrungen mitgenommen."
Grillitsch weiter auf Abstellgleis
Nun gehe es darum, sportlich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. "Das wird auch Geduld brauchen. Die Vorgabe ist, junges Potenzial wirtschaftlich sowie sportlich zu entwickeln. Aber am Ende muss es natürlich auch in der Tabelle einen Schritt nach vorne gehen."
Bei diesem Unterfangen werden die beiden früheren Leistungsträger im Mittelfeld, Anton Stach (zu Leeds) und Tom Bischof (zu den Bayern), nicht mehr dabei sein.
ÖFB-Teamspieler Florian Grillitsch steht weiter auf dem Abstellgleis und muss sich einen neuen Verein suchen. "Das war eine rein sportliche Entscheidung. Auf dieser Position stellen wir uns ein anderes Profil vor", erklärte Ilzer.
Nun stehe bis zum Ende des Transferfensters noch die Kaderreduktion im Fokus, in den vergangenen Jahren habe sich "ein sehr großer Kader" angehäuft. "Wir wollen jünger und schlanker werden."
Ilzer fühlt sich bereits wie zuhause
Persönlich hat sich Ilzer bereits gut in Baden-Württemberg eingelebt, er fühle sich immer heimischer. "Ich wohne in einer wunderschönen Wohnung unweit vom Trainingszentrum in Zuzenhausen. Ich bin sehr oft, sehr lange im Büro und dann ist es schon wichtig, eine kurze Fahrtstrecke in die Wohnung zu haben."
Bei seiner Ankunft im Winter sei es auf dem Weg zur Arbeit sowie am Heimweg immer dunkel gewesen. "Jetzt gibt es Sonnenschein und es wird schon langsam, so wie es mir auch oft erzählt wurde, die Toskana Deutschlands."