"Dieses Jahr ist im Sommer leider Schluss."
Mit Tränen in den Augen verkündet der 55-fache ÖFB-Teamspieler und Gladbach-Legionär Martin Stranzl sein Karriereende im Sommer. "Wie man sieht, fällt es mir gerade sehr schwer", so der Burgenländer, der in dieser Saison erst zwei Spiele absolvierte.
"Ich will unbedingt noch einmal auf dem Platz stehen", sagt der 35-Jährige.
Gladbach-Manager Max Eberl: "Wir reden immer über Reus, ter Stegen, Dante. Für mich steht er drüber, er ist unser Anführer."
256 Spiele in der deutschen Bundesliga hat Stranzl auf seiner Vita stehen, nur Andreas Herzog hat acht mehr.
Der Innenverteidiger, der mit 16 Jahren nach München zu 1860 ging, wird diese Marke nicht mehr knacken, versucht aber noch einmal für die "tollen Fans" aufzulaufen und sich "ordentlich zu verabschieden."
Daran arbeitet Stranzl fleissig.
"Wir haben in drei Wochen ein Testspiel gegen Bielefeld. Da möchte ich wieder spielen und danach schauen, dass ich in noch die eine oder andere Minute in der Bundesliga auf dem Platz stehe", sagt Stranzl, der die "Signale des Körpers" hörte und die Zeit reif sah, "im Sommer den Schlussstrich zu ziehen".
Zusatz: "Aber den richtigen Zeitpunkt gibt es ohnehin nie."
ÖFB-Legionäre mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga:
Rang | Name | Spiele |
---|---|---|
1 | Andreas Herzog | 264 |
2 | Martin Stranzl | 256 * |
3 | Bruno Pezzey | 255 |
4 | Harald Cerny | 254 |
5 | Wilhelm Huberts | 213 |
6 | Kurt Jara | 191 |
7 | Martin Harnik | 186 * |
8 | Christian Fuchs | 183 |
9 | Toni Polster | 181 |
10 | Josef Hickersberger | 177 |
14 | David Alaba | 143 * |
15 | Zlatko Junuzovic | 126 * |
18 | Julian Baumgartlinger | 116 * |
Max Eberl hat für seinen scheidenden Führungsspieler nur positive Worte übrig.
"Er ist kein normaler Profi und junge Spieler sollten sich eine große Scheibe von ihm abschneiden. Wir reden im Hinblick auf die jüngere Geschichte immer über Reus, ter Stegen oder Dante - aber Martin steht für mich drüber. Er hat die Mannschaft geführt."
Später sagt Eberl noch: "Ich schätze ihn als Fußballer, aber noch mehr als Menschen. Deswegen tut es noch mehr weh."
Zukunft im Verein?
Gladbach will Stranzl natürlich in einer anderen Funktion im Verein halten, der Österreicher kann sich das vorstellen, will diese Entscheidung aber noch abwarten: "Ich muss noch schauen, wofür ich überhaupt geeignet bin."
Er ist kein normaler Profi und junge Spieler sollten sich eine große Scheibe von ihm abschneiden. Wir reden im Hinblick auf die jüngere Geschichte immer über Reus, ter Stegen oder Dante - aber Martin steht für mich drüber. Er hat die Mannschaft geführt.
Klar ist nur eins: Die Stranzls werden definitiv im Rheinland bleiben - und wenn, gibt es nur Gladbach für den bald pensionierten Kicker.
"Wir fühlen uns sehr wohl, die Kinder gehen hier zur Schule. Hier gibt es viel mehr - auch fußballerische - Möglichkeiten als etwa in Österreich, wenn wir in unser 280-Einwohner-Dorf (Urbersdorf, Anm.) zurückgehen."
Sohn Elias (9) spielt selbst Fußball. "Ich bin wohl sein schärfster Kritiker", so der Papa.
Martin #Stranzl beendet im Sommer seine Karriere. Wir verneigen uns und sagen #ServusMartin! #fohlenelf pic.twitter.com/P9C7BsPB4T
— Borussia (@borussia) 8. März 2016
Rückkehr nach Österreich nie geplant
Auf die Frage eines Reporters, ob es für Stranzl auf "niedrigerem Niveau, etwa in Österreich" noch gegangen wäre, muss selbst Stranzl lachen. Es war aber nie ein Thema: "Ich wollte generell nie einen Schritt zurückmachen. Und ich bereue gar nichts."
Seine Verbindung mit Österreich, wo der 55-fache ÖFB-Teamspieler und EURO-Teamspieler nie für einen Profi-Verein spielte, manifestiert sich beim Teamkollegen von Martin Hinteregger nicht zuletzt im Wortschatz: "Wenn ich etwas nicht zu 100 Prozent mache, werde ich innerlich unruhig, da werde ich zum Ungustl."
Sein Abschiedsspiel soll noch folgen. Einen ersten Abschiedsapplaus bekam er schon von den Journalisten, die ihn wie der Verein und die Fans offensichtlich sehr schätzen.
Hier noch ein Video von Martin Stranzl aus der Schülerliga:
Was man alles so im Archiv findet: Eines der ersten Interviews von Martin Stranzl. Wir verstehen zwar kein Wort, freuen uns heute Abend im Sportschau Club aber umso mehr auf ihn und Ralf Fährmann! Ab 23 Uhr nach dem Livespiel.
Posted by Sportschau on Mittwoch, 10. Februar 2016