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Danke für nichts, Herr Salomon Kalou!

Oder war es der Wink mit dem Zaunpfahl zur rechten Zeit? Ein Kommentar:

Danke für nichts, Herr Salomon Kalou! Foto: © getty

Danke für nichts, Salomon Kalou!

Mit Ihrem Live-Video bei Facebook haben Sie alle Bemühungen, den Fußball wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, mit Füßen getreten, eine ganze Sportart in Verruf gebracht und Zweifel sowie Skepsis an jeglicher Fortsetzung der Saison erzeugt – sowohl in Deutschland als auch in Österreich. Noch dazu haben sie alle Kollegen, die sich wirklich mit Bedacht an die Spielregeln halten, vorgeführt.

Oder war es der Wink mit dem Zaunpfahl zum genau richtigen Zeitpunkt?

Im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Krise gab es noch keine im Ansatz vergleichbar undurchdachte Aktion, die so vor Ignoranz strotzt, wie jene des 34-jährigen Ivorers. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass es bei anderen Klubs wie Hertha BSC hinter den heruntergefahrenen Rollbalken ähnlich abläuft. Dies jedoch noch mit Freude öffentlich zur Schau zu stellen, entbehrt jeglicher Vernunft und Menschenverstand.

Das Alter ist ein gutes Stichwort, denn es handelte sich keineswegs um einen Lausbuben-Streich, eine überstürzte Aktion eines pubertierenden Teenagers ohne Erfahrung im Profi-Geschäft. Nein, es war Kalou, ein Routinier in den letzten Zügen seiner Karriere, der bei Klubs wie Feyenoord, Chelsea, Lille und jetzt Hertha BSC unter Vetrag stand und 97 Einsätze (28 Tore) sowie zwei WM-Endrunden in den Beinen hat.

Ob er dabei "Breaking the Law", einen Hit der britischen Heavy-Metal-Band Judas Priest, oder eher die Songzeile "Fuck you, I won't do what you tell me" des Rage-Against-The-Machine Rebellsongs "Killing in the Name" im Hinterkopf hatte, ist nicht überliefert. Es wirkte jedoch wie der Versuch zu zeigen, dass es auch ohne Verhaltensregeln und Regierungsvorgaben geht. Die Entschuldigung nach der Suspendierung seitens des Vereins, es tue ihm leid, "wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme", war eher das Machwerk der PR-Abteilung der Herthaner.

Diese hat derzeit viel zu tun und vor allem viel zu reparieren. Denn Kalou hat die Berliner einmal mehr blamiert, was nach der Causa um den Trainerabschied von Jürgen Klinsmann fast schon ein Kunststück ist.

Mit dem Video wurden alle getroffenen Maßnahmen gegen das Coronavirus – und das sind einige – konterkariert. Die Liga sowie die Politik werden dies zum Anlass nehmen, zu überdenken, ob die notwendige Sorgfalt bei den Klubs an den Tag gelegt wird – trotz der derzeit hauptsächlich negativen Test-Ergebnisse.

Disziplin, Eigenverantwortung und Vorkehrungen der Klubs sind das A und O in der aktuellen Krise, um Fußball wieder möglich zu machen. Und dieses leichtfertige Verhalten Kalous, der locker, ohne nachzudenken mit Vereinskollegen und Mitarbeitern abklatscht und für den Abstand halten keine Rolle spielt, könnte ein Nachspiel haben – für alle. Vielleicht war es aber auch der Wink mit dem Zaunpfahl zum richtigen Zeitpunkt und wir müssen am Ende sogar dem Stürmer danken, dass er anderen die Augen geöffnet hat.

In der deutschen Bundesliga war stets der schnelle Re-Start im Fokus, in Österreich hingegen wird die Regierung praktisch angefleht, den Spielbetrieb wieder möglich zu machen, um Existenzen zu retten und Schlimmeres zu verhindern. So verhalten sich auch die Klubs, die allesamt kürzer treten und den eigenen Fortbestand in den Vordergrund rücken. Bei allen Vorkehrungen wie Abstand-Regelungen, Leitsystem von der Tiefgarage bis zum Platz, Trainingsmethoden und Personal-Einteilung ist es kaum vorstellbar, dass ähnliche Zustände in Österreich zu Tage kommen – oder zumindest ist die Hoffnung groß.

Denn nachdem in Deutschland mit ziemlicher Sicherheit der Weg für die Fortsetzung der Bundesliga mit 15. Mai geebnet wird, sollte sich Österreich daran ein Beispiel nehmen. Ansonsten tritt jenes Horror-Szenario ein, das die Spatzen von den Dächern pfeifen. Es braucht vernünftige Entscheidungen – im Sinne aller und im Sinne des Fußballs. Das sollte ohne einen Vorfall wie jenem von Kalou in Österreich machbar sein.

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