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ÖFB-Frauen: Positive Jahresbilanz mit Luft nach oben

Die rot-weiß-roten Kickerinnen dürfen auf ein sportlich äußerst erfolgreiches Jahr 2023 zurückblicken, abseits des Platzes gibt es aber noch viel zu tun.

ÖFB-Frauen: Positive Jahresbilanz mit Luft nach oben Foto: © GEPA

Kein Großereignis, aber durchwegs große Erfolge: 2023 wird als besonderes Jahr in die Geschichte des österreichischen Frauenfußballs eingehen.

Erstmals konnte sich eine Auswahl für eine WM - in dem Fall die U20-WM 2024 in Kolumbien - qualifizieren, zudem schaffte das A-Team bei der Nations-League-Premiere samt Zuschauerrekord souverän den Liga-A-Verbleib. Mit Blick auf den Kader ist das kein Wunder, viele rufen Woche für Woche in Topligen Leistung ab.

Sarah Zadrazil ist etwa seit Jahren im Mittelfeld von Bayern München eine Konstante, Manuela Zinsberger im Tor von Arsenal oder Barbara Dunst und Verena Hanshaw bei Eintracht Frankfurt. Andere ÖFB-Kickerinnen waren im Sommer-Transferfenster aktiv.

Marie-Therese Höbinger avancierte nach ihrem Wechsel zu Liverpool zur Leistungsträgerin und hat sich auch im ÖFB-Team ihren Stammplatz erkämpft. Auch Katharina Naschenweng (Bayern), Laura Feiersinger (AS Roma), Marina Georgieva (Fiorentina) und ÖFB-Teamkapitänin Sarah Puntigam (Houston Dash) hat der Vereinswechsel gut getan.

Starke Nations-League-Leistungen

In der Nations League machten sie alle eine gute Figur, zehn Punkte in Duellen mit drei WM-Teilnehmern waren eine starke Ausbeute. Nur gegen Frankreich gab es nichts Zählbares, obwohl beim 0:1 in Wien als auch beim 0:3 in Rennes mehr möglich gewesen wäre.

Norwegen (1:1, 2:1) und Portugal (zweimal 2:1) konnten leistungsgerecht abgehängt werden. Mit Platz zwei in der Gruppe 2 konnte der Verbleib auf höchster Stufe in der im Frühling startenden EM-Quali gelegt werden.

Für eine "bestmögliche Ausgangssituation" im Kampf um eine Teilnahme an der EM 2025 in der Schweiz wurde gesorgt. Sich mit den Besten messen zu können, sei ein wichtiger Baustein, um die Entwicklung des Teams weiter voranzutreiben, betont ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann immer wieder.

Die Auftritte im Jahr 2023 geben ihr Recht, die Zeiten von Abwehrschlachten, die 2017 immerhin eine EM-Halbfinal-Teilnahme gebracht hatten, sind vorbei. Spielerische Lösungen sind auch gegen Top-Teams das Ziel, ein großer Entwicklungsschritt wurde gemacht.

Von Rekord- zur Trist-Kulisse

Eine neue Dimension erreichte auch das Zuschauerinteresse, beim 0:1 in der Wiener Generali Arena gegen Frankreich am 26. September wurde die Bestmarke von 3.600 mit 10.051 Zuschauern klar übertroffen.

Auch die 4.800 Anhänger beim 2:1 gegen Portugal in Altach sorgten für tolle Stimmung. Umso bitterer war die Kulisse von 1.300 zum Abschluss gegen Norwegen in St. Pölten.

"Das war für uns wirklich ein Wechselbad der Gefühle. In so etwas wie einem Finale um Platz zwei so eine Zuschauerzahl zu haben, ist sehr schade", meinte Dunst.

Vom eingeschlagenen Weg bringe einem das nicht ab. "Wir wissen, was wir für Ziele haben, bleiben dran", versprach Österreichs Fußballerin des Jahres. Sie darf mit Frankfurt in dieser Saison erstmals Champions-League-Luft schnuppern.

Ein Gefühl, das Österreichs Serienmeister SKN St. Pölten zum zweiten Mal auskosten kann. Mit nur einem Punkt aus drei Spielen gab es in einer machbaren Gruppe bisher eine enttäuschende Ausbeute.

"Die Liga muss besser werden"

Wohl auch wegen der Qualität in der heimischen Liga. Großteils werden die Niederösterreicherinnen zu wenig gefordert. "Die Liga muss besser werden", forderte auch Dunst.

Finanziell würden aber vielerorts die nötigen Mittel fehlen. Dass kaum Zuschauer die Partien verfolgen, macht die Sache nicht leichter.

Auch deshalb ist für junge Spielerinnen der frühe Absprung ins Ausland das Ziel. Bestes aktuelles Beispiel ist Lilli Purtscheller, die seit September bei der SGS Essen in der deutschen Bundesliga viel Spielzeit bekommt.

Stürmerin Eileen Campbell ist die Nächste, sie geht ab 2024 für den SC Freiburg auf Torejagd. "Dass sie den Schritt ins Ausland wagen, genau das brauchen wir", sagte Sarah Zadrazil.

Und Dunst ergänzte: "Wenn wir das internationale Niveau über die Jahre nicht gehabt hätten, hätten wir in der Nations League nicht so gut abschneiden können."

Ein harter Kampf um Wertschätzung

Dorthin kommen wollen viele Talente, die 2023 überzeugen konnten. Die U17 und die U19 meisterten die erste Phase der EM-Quali souverän, die "alte" U19 belegte bei der EM Gruppenrang drei und schaffte im Play-off den Sprung zur U20-WM.

Um das Niveau in Zukunft halten zu können, muss nicht nur die Liga besser werden. "Insgesamt gesehen müsste man näherrücken und versuchen, ein Konzept zu entwickeln, das die Attraktivität des Frauenfußballs in Österreich höher hebt", forderte Dunst.

Auch für das Nationalteam seien ideale Trainingsbedingungen und Auftritte in größeren Stadien noch keine Selbstverständlichkeit. "Es ist ein harter Kampf um Anerkennung und Wertschätzung."

Das weiß auch Fuhrmann. "Auf Sicht gilt es die nächsten Schritte zu gehen und die Strukturen zu professionalisieren."

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