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Hickelsberger-Füller strahlt: "Richtig schönes Jahr"

Nach einer langwierigen Verletzung ging es für Julia Hickelsberger-Füller stetig bergauf. Im Interview mit der APA lässt die 23-Jährige 2022 Revue passieren.

Hickelsberger-Füller strahlt: Foto: © GEPA

Julia Hickelsberger-Füller ist zum ersten Mal zu Österreichs Fußballerin des Jahres gewählt worden. Für die 23-jährige Niederösterreicherin ist es die erste große persönliche Auszeichnung. Im APA-Gespräch blickte die Stürmerin auf ihre Knieverletzung zurück und ließ ein für sie "sehr besonderes" Jahr Revue passieren, in dem es mit dem Double für St. Pölten, Wechsel zu 1899 Hoffenheim und EM-Viertelfinale Highlights, aufgrund des Out im WM-Play-off aber auch Rückschläge gab.

APA: Julia Hickelsberger-Füller, Österreichs Fußballerin des Jahres, wie hört sich das an?

Hickelsberger-Füller: "Das hört sich ganz gut an, das passt echt gut. Es freut mich richtig und ist eine große Ehre. Ich war doch überrascht, weil ich ja erst seit Jänner wieder fit bin, deshalb freut es mich aber umso mehr, dass ich es geschafft habe. Auch wenn es sich sicher sehr viele verdient hätten."

APA: Bis zum Comeback rund 17 Monate kein Pflichtspiel, der Weg zurück war also sehr steinig...

Hickelsberger-Füller: "Es war mehr als ein Kreuzbandriss, durch viele Begleitverletzungen war es komplizierter und ich würde auch sagen, dass die Reha nicht immer optimal verlaufen ist. Das hat mir im Endeffekt auch Zeit gekostet, was aber vielleicht nicht schlecht für mein Knie war, damit es mehr Zeit gehabt hat sich zu regenerieren, um dann auch im richtigen Moment zurückzukommen. Mental war es oft eine Herausforderung, aber aufgeben war nie eine Option und es hat mich auch stärker gemacht."

APA: Ist die Julia Hickelsberger-Füller von jetzt auch aus sportlicher Sicht stärker als vor der Blessur?

Hickelsberger-Füller: "Das ist ganz schwer zu vergleichen. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass technisch was weitergegangen ist und mir der Schritt in die deutsche Bundesliga zu Hoffenheim im Sommer was gebracht hat, vor allem was das Spiel mit dem Ball betrifft, etwa Situationen viel schneller zu erkennen oder schneller abzuspielen. Das hat mein Spiel an sich verändert, ich würde schon sagen, dass es besser geworden ist als vor der Verletzung."

APA: Wie ist das erste halbe Karrierejahr im Ausland verlaufen?

Hickelsberger-Füller: "Es ist natürlich ganz anders als in Österreich, taugt mir aber sogar mehr als ich es gedacht habe. Ich habe mich richtig gut eingelebt, die Mannschaft ist echt super, für mich war es auf jeden Fall der richtige Schritt."

APA: Zwei Tore in der Liga, zwei Tore im Cup - zufrieden mit der Ausbeute?

Hickelsberger-Füller: "Es ist in Ordnung. Ich bin froh, dass ich meine ersten Tore für Hoffenheim schießen habe können, es hätten aber auch viel mehr sein können. Das eine oder andere Tor hätte ich sicher noch machen müssen."

APA: Das trifft auch im Nationalteam zu. Da beendeten Sie erst im November eine rund dreijährige torlose Serie.

Hickelsberger-Füller: "In den ersten Spielen nach meiner Rückkehr habe ich auf das überhaupt noch nicht geschaut. Dann habe ich es schon auch ein bisschen im Hinterkopf gehabt, dass mein letztes Tor länger her ist, ich habe mir aber nicht gedacht: 'Oh Gott, Oh Gott, ich muss jetzt unbedingt ein Tor schießen'. Beim Tor gegen Italien habe ich mich dann voll gefreut, weil da schon ein bisschen eine Last abgefallen ist natürlich. Das war ein schöner Moment, hat mir sehr gut gefallen."

APA: Es war der Abschluss eines ereignisreichen Jahres, wie fällt Ihr Fazit aus?

Hickelsberger-Füller: "Es ist viel passiert, allen voran bei mir persönlich. Es war schon ein sehr großes Highlight, dass ich wieder auf den Platz zurückgekommen bin, es dann auch noch zur EM geschafft und dabei auch noch viel Spielzeit bekommen habe. Der Einzug ins Viertelfinale war noch die Krönung. Wir haben da für Aufsehen gesorgt, indem wir gezeigt haben, dass wir mit einer Nation wie Deutschland auf Augenhöhe sein können. Es wissen jetzt mehr darüber Bescheid, dass unser Nationalteam auch sehr gut ist. Im Herbst war dann leider ein Tiefpunkt, da der WM-Traum im Play-off geplatzt ist. An dem Tag hat einfach nichts funktioniert. Insgesamt war es auch aufgrund des Vereinswechsels ein sehr besonderes, ereignisreiches und richtig schönes Jahr eigentlich."

APA: Beim 0:1 nach Verlängerung in Schottland war auch ein Lattenschuss von Ihnen dabei...

Hickelsberger-Füller: "Ich denke schon noch immer wieder daran, dass die Chance groß war und dass ich den ein oder anderen vielleicht reinhauen hätte können."

APA: Mit welchen Gefühlen werden Sie im kommenden Sommer die WM verfolgen?

Hickelsberger-Füller: "Im Sommer wird es am allermeisten wehtun, da wird das wirklich sehr bitter werden, wenn wir bei dem großen Event einfach aus der Ferne zuschauen müssen. Und das nur, weil wir an einem Tag nicht performt haben. Aber auch wenn es hart fällt, werde ich die Spiele sicher verfolgen."

APA: Gerade ist die Männer-WM zu Ende gegangen, welchen Blick haben Sie darauf geworfen?

Hickelsberger-Füller: "Ich schaue grundsätzlich noch mehr Männer-als Frauenfußball, auch weil einfach mehr übertragen wird. Bei den Matches schaue ich schon vermehrt auf die Stürmer, etwa auf Kylian Mbappe, weil er nur halt auf der anderen Seite die gleiche Position spielt wie ich und ein bekannter Spieler ist, dem man einfach gerne zuschaut. Lionel Messi vergönne ich den Titel, Argentinien nicht so ganz, weil mir die Mannschaft an sich nicht so sympathisch ist."

APA: Mbappe ist nicht einmal ein Jahr älter als Sie und verdient Millionen, wie viel Neid ist da vorhanden?

Hickelsberger-Füller: "Im Männerfußball dreht sich schon so viel mehr um Anderes als um Fußball, deshalb finde ich den Frauenfußball einfach authentischer und ehrlicher. Deswegen bin ich nicht unbedingt neidisch, weil diese Stars können ja auch nicht einmal mehr auf die Straße gehen, ohne dass fünf Leute Fotos machen wollen. Das möchte ich persönlich nicht so gern haben. Was das Finanzielle betrifft sind die Unterschiede zu groß bzw. verdienen einfach die Männer in den Top-Spielklassen zu viel Geld."

APA: Apropos Geld, wie zufriedenstellend ist das Gehaltsniveau in Deutschland?

Hickelsberger-Füller: "Ich würde sagen man kann ganz gut davon leben, aber natürlich wäre es nicht schlecht, wenn es noch ein bisschen mehr wäre, damit man sich noch weniger Gedanken machen muss. Man merkt jedenfalls, dass es einen Fortschritt gibt was die Gehälter betrifft, auch wenn wir uns natürlich in ganz anderen Sphären als die Männer befinden."

 

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