Vier personelle Änderungen nahm Goran Djuricin beim SK Rapid Wien vor, um die Hütteldorfer nach der mauen Vorstellung beim 0:0 gegen den WAC im Drittrunden-Rückspiel der Europa-League-Qualifikation gegen Slovan Bratislava wieder auf Kurs zu bringen.
Doch ins Rampenlicht sollten beim 4:0-Heimsieg zwei andere rücken, die bei der Bundesliga-Schauervorstellung am Sonntag ebenso mit von der Partie waren, wie zuvor beim 1:2 im Hinspiel in der Slowakei.
Einer vorne, einer hinten.
Während Richard Strebinger die Null mehr als nur einmal festhalten musste, wurde Christoph Knasmüllner mit drei Treffern und einem Assist zur Personifizierung des Befreiungsschlags.
Es waren dies nämlich die drei ersten Rapid-Tore des Neuzugangs vom FC Barnsley, der in den letzten Wochen öfter an der metallenen Torumrandung scheiterte.
Schnell den Fluch gebrochen
"Den Lattenschuss-Fluch konnte ich schon nicht mehr hören, zum Glück ist er heute reingegangen", so Knasmüllner, der diesem Fluch in der 62. Minute dennoch treu blieb.
Schon nach drei Minuten vollendete der Mittelfeldspieler nach Bolingoli-Zuspiel zum frühen 1:0, das für leichte Entspannung sorgte und Rapid ermöglichte, befreiter als noch zuletzt aufzuspielen.
Es wurde schnell offensichtlich, dass in den Tagen zuvor eine Besinnung stattfand. Zu viel stand auf dem Spiel: Das Risiko, ein wichtiges Saisonziel nach wenigen Wochen bereits zu verpassen.
Nicht nur einer, sondern das Team
"Wir wussten, was da auf uns zukommt. Aber wir haben gewusst, dass es bei uns diesmal nichts zu holen gibt. Wichtig war, kompakt zu stehen", gab sich Knasmüllner nach seiner Vorstellung bescheiden.
"Einer hat für den anderen gekämpft, wir haben gewusst, es geht nur als Team", bedankte sich der 26-Jährige bei seinen Mitspielern, die ihn entsprechend in Szene setzten.
Auch Kapitän Stefan Schwab bekräftigte: "Er hat natürlich schon gehadert. Ich freue mich für ihn, aber heute muss man die ganze Mannschaft loben, wir haben sehr gut verteidigt und 'Knasi' in die Situationen gebracht, in denen er Abschlüsse bekommt."
Strebinger hielt hinten dicht
Tatsächlich steigerte sich Rapid in vielen Belangen, konnte das eigene Spiel erstmals über 90 Minuten einigermaßen konstant halten und fand über eine geschlossene Teamleistung zurück in die Spur.
Es dauerte dennoch 79 Minuten, ehe mit dem 2:0 im grün-weißen Lager etwas durchgeatmet werden konnte. Zum 3:0 durch Thomas Murg (85.) steuerte Knasmüllner die Vorlage bei, ehe er in der Nachspielzeit noch den Schlusspunkt setzen durfte.
Zuvor musste man neben vergebenen Möglichkeiten auch bange Momente überstehen, als Slovan Bratislava gute Chancen liegen ließ – meist, weil die Slowaken an Richard Strebinger scheiterten.
Etwa kurz vor der Pause, als der Schlussmann einen Sporar-Kopfball per Reflex abwehrte und die Führung in die Halbzeit rettete.
Richtig kritisch wurde es in der 69. Minute, als der 25-Jährige gegen den eben eingewechselten Savicevic parierte und im Anschluss alles Glück der Welt hatte, dass Muha aus wenigen Metern das Tor nicht traf.
Eine Phase, in der Rapid die Partie schon hätte zumachen können, die Angelegenheit aber noch kurz Gefahr lief zu kippen.
"Nur" 100 Prozent abgerufen
"Ich habe nur das abgerufen, was alle abgerufen haben, die 100 Prozent, die in mir stecken", kommentierte Strebinger seine Glanzmomente, um gleichzeitig zu beruhigen.
"Wir haben es die meiste Zeit im Griff gehabt. Nach dem 2:0 hatten wir schließlich so viel Selbstvertrauen, dass der Gegner auch ein bisschen gebrochen wurde."
Der große Unterschied zu den letzten Auftritten? "Von Anfang an hat man gesehen, dass die Mannschaft den unbändigen Willen hat, da weiterzukommen. Das war kämpferisch und spielerisch über 90 Minuten unglaublich", freute sich der Rapid-Torhüter.
Ein Spiel für das Selbstverständnis
Diesen Willen wiederzufinden, dürfte der Schlüssel zum letztlich souveränen Erfolg gewesen sein.
"Das Spiel hat uns einfach gezeigt: Wenn wir vorne gemeinsam attackieren, und nicht nur zwei oder drei von uns, können wir viele Bälle erobern. Das gibt Sicherheit im Pressing, aber auch, wenn wir hinten reingedrückt werden und sicher stehen müssen", fasste Strebinger zusammen.
"Es war ein Spiel für das Selbstverständnis, welches uns noch gefehlt hat."
Noch kein Befreiungsschlag
Einfache Mittel also, die einen großen Unterschied ausgemacht haben. Und das nach einer schwierigen Woche, in der von außen viel kaputtgeredet wurde.
"Die ersten ein, zwei Tage nach dem Wochenende war bisschen Spannung da. Aber im Abschlusstraining hat man schon einen 'Spirit' gefunden, ich will nicht Euphorie sagen, aber ein Selbstvertrauen, dass wir weiterkommen können, dass wir es packen werden. Und wir haben nicht nur geredet, sondern Taten folgen lassen", fasste Strebinger zusammen.
Taten, die das Saisonziel "EL-Gruppenphase" noch in Reichweite lassen.
Dafür wird ein guter Abend aber nicht genug gewesen sein. In genau einer Woche tanzt der FCSB für das Playoff-Hinspiel in Hütteldorf an, dazwischen liegt ein schweres Auswärts-Duell beim LASK.
"Von Befreiungsschlag würde ich daher nicht reden, es geht immer ums Gewinnen. Auf das fokussieren wir uns", versprach Strebinger.
Und welchen Unterschied der Fokus auf die richtigen Dinge machen kann, zeigte man nun ein erstes Mal vor.