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Peter Hlinka: "Nicht ungefährlich für Rapid"

Peter Hlinka kennt Slovan Bratislava und Rapid. Warum es ein heißes Duell wird:

Peter Hlinka: Foto: © GEPA

Slovan Bratislava? Dass der Klub 1969 im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen den FC Barcelona triumphierte, werden nur wenige in Erinnerung haben.

Ansonsten hat der Verein zwar in der Slowakei einen großen Namen, in Europa sind die Erfolge jedoch überschaubar.

Trotzdem wird das Europa-League-Quali-Duell mit dem SK Rapid (ab 21:05 Uhr im LIVE-Ticker) wohl keine einseitige Angelegenheit.

Der gebürtige Slowake und Ex-Rapidler Peter Hlinka kennt beide Teams nur zu gut und warnt: "Die Mannschaft ist nicht ungefährlich."

"Würde Rapid raten, Slovan auf keinen Fall zu unterschätzen"

Geht es nach dem aktuellen Vienna-Trainer, sollten sich die Grün-Weißen nicht zu sicher sein, wie er im LAOLA1-Interview klar macht: "Der Teufel schläft nie. Ich würde Rapid raten, den Gegner auf keinen Fall zu unterschätzen."

Denn Slovan ist nicht nur der größte Verein in der Slowakei, der immer um die Top-Plätze in der Fortuna Liga mitspielt. Der 1919 gegründete Klub hat Möglichkeiten, die in der Außendarstellung oft unterschätzt werden, da bisher zu wenig daraus gemacht wurde.

Hlinka hat jedoch einen gewissen Einblick: "Slovan hat eine Mannschaft, die gefährlich werden kann. Sie hat gewisse Qualität und viele Ausländer in ihren Reihen, die Mannschaft ist finanziell sehr gut abgesichert. Dadurch haben sie Möglichkeiten, die man für slowakische Verhältnisse auch nicht oft vorfindet. Von dem her können sie sich Spieler leisten, die zum Beispiel bei Basel gespielt haben, wie der slowenische Stürmer Andraz Sporar. Sie haben auch ein paar Nationalspieler, oder Ibrahim Rabiu mit der Nummer 10 aus Belgien geholt. Ein nigerianischer Spieler, der großartige Qualitäten hat."

Geldquelle, neues Stadion, große Ziele

Die Liste der Legionäre ist lang, die Verantwortlichen haben große Pläne für die Zukunft. Ein Mäzen namens Ivan Kmotrik macht es möglich.

Auch ein neues Heimstadion, das zugleich das Nationalstadion werden soll, hat dieser auf seiner To-Do-Liste stehen. Dieses ist seit Jahren in Planung, doch der Bau verzögert sich - eine politische Geschichte.

"Er ist ein Medienmagnat, der Macht in der Slowakei hat und Dinge beeinflussen kann", weiß Hlinka. Dabei ist Slovans alte Heimstätte Tehelne Pole bereits 2013 abgerissen wurden, an alter Wirkungsstätte hätte der Neubau aufgezogen werden sollen.

Seitdem bestreitet Slovan die Spiele im Stadion Pasienky von Stadtrivale Inter Bratislava, der 2009 in Konkurs ging und die Lizenz an den FK Senica abgab. Inter startete in der sechsthöchsten Spielklasse und kämpfte sich wieder bis in die zweithöchste Spielklasse hoch, trägt die Heimspiele aber mittlerweile in Stupava aus.

Slovans Problem könnte Rapids Vorteil sein

Aber zurück zu Slovan: Hlinka sieht trotz namhafter, teurer Einkäufe beim Gegner einen Hauptgrund, der Rapid zum Vorteil gereichen könnte. Denn gute Spieler hatte das Team aus der Hauptstadt oftmals in den eigenen Reihen. Allerdings scheiterte eine Vielzahl an Trainern daran, die vermeintlichen Stars zu einem Team zu formen.

"In der Vergangenheit haben sie ein großes Problem gehabt, ein Team zu sein. Sie haben sehr gute Einzelspieler gehabt, aber das Mannschaftsgefüge hat einfach nicht gepasst. Dadurch war die Fluktuation auf dem Trainerposten sehr hoch. Es sind viele Trainer gekommen und gegangen. Vor einem Jahr haben sie den Trainer Martin Sevela engagiert, der beim kleinen Verein Trencin große Erfolge gefeiert, zwei Mal das Double geholt hat. Ihn persönlich kenne ich sehr gut", verrät Hlinka und deutet auf ein Umdenken hin.

"Ein guter Mann, der offensiv spielen lässt und auf die Stärken im Kombinationsspiel, im Spiel nach vorne und schnelles Umschaltspiel setzt. Das sind ihre Stärken, die sie pflegen wollen. Bisher haben sie in dieser Saison alle drei Spiele in der Meisterschaft gewonnen und sind Erster. Er macht einen ganz guten Job, ist vergangene Saison Zweiter geworden hinter Trnava, wo Nestor El Maestro gute Arbeit geleistet hat."

Außerdem kennt Sevela Rapid: Mit Trencin traf er 2016 im Europa-League-Playoff auf Grün-Weiß. Nach einem 0:4 in der Slowakei knöpfte man dem österreichischen Rekordmeister in Hütteldorf noch ein 2:0 und etwas Zittern ab.

Vom Spielstil her sind durchaus Ähnlichkeiten zu Rapid erkennbar. Es wartet ein Gegner, der sich keineswegs nur hinten reinstellen wird, viel mehr dürfte es darauf ankommen, wessen Defensive die gegnerischen Angriffe besser entschärfen kann.

"..., dann ist Rapid höher einzuschätzen als die Slowaken"

Denn Hlinka, der in seiner Karriere neben Rapid auch für Tatran Presov, Sturm Graz, Bregenz, Augsburg, Austria, Wiener Neustadt und Wacker Innsbruck spielte, sieht genau in dieser Hinsicht den entscheidenden Punkt.

"Die Stabilität ist für Rapid das wichtigste Thema. Wenn sie stabil, konzentriert und konsequent spielen, dann sind sie auf jeden Fall höher einzuschätzen als die Slowaken. Aber man hat auch gesehen, dass Trnava gegen Roter Stern Belgrad unentschieden gespielt hat. Die Slowaken sind keinesfalls zu unterschätzen. Wir haben auch eine gute Generation, die bei der Nationalmannschaft eine gute Figur abgibt."

Im Abschiedsspiel von Steffen Hofmann durfte der mittlerweile 39-jährige Ex-Profi selbst gegen die Rapid-Profis auflaufen, zudem sah er sich im TV das Auswärtsspiel bei der Admira (3:0) sowie die Highlights des 1:1 gegen Altach an.

Dabei ortete Hlinka bei seinem Ex-Verein Licht und Schatten, aber auch Neuzugänge, die den Unterschied ausmachen können. "Die Einkäufe scheinen in Ordnung zu sein. Es ist noch schwierig diese Spieler einzuordnen. Aber Andrei Ivan hat sehr gute Ansätze gezeigt, diese jungen Spieler brauchen aber noch Zeit. Christoph Knasmüllner ist natürlich eine Verstärkung, es kann sein, dass so ein Transfer dem Spieler hilft, weil er sich zeigen, beweisen und alles zerreißen will."

Hochrisikospiel: Hlinka hofft auf keine Zwischenfälle

Schlagzeilen macht jedoch nicht nur die sportliche Ausgangsposition, sondern auch die unglücklichen Konstellationen in puncto Fanfreundschaften, welche die Begegnungen zu Hochrisikospielen macht.

Hlinka kann nur hoffen, dass alles ohne Komplikationen über die Bühne geht, weiß aber selbst, dass die Slovan-Fans so wie Teile des Rapid-Anhangs keine Kinder von Traurigkeit sind.

"Bei den Slovan-Fans gibt es immer Spannungen mit Ferencvaros Budapest, und die sind sehr gut befreundet mit Rapid. Da kann auch was zustande kommen. Auf der anderen Seite haben die Fans den Stadionwechsel zu Konkurrent Inter Bratislava nie vergessen und das neue Stadion anfangs komplett boykottiert. Ich schätze aber schon, dass sie dafür sorgen werden, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Da findet man sicher auch ein paar Wilde, die nicht unbedingt zu einem Fußballspiel gehören. Aber das lässt sich manchmal nicht vermeiden. Ich denke aber, dass die Organisatoren alles machen und dafür sorgen werden, dass das Spiel friedlich stattfindet."

Das sollte im Sinne aller sein, auch wenn für beide Teams viel auf dem Spiel steht. Ein sportliches Kräftemessen, bei dem bei Hlinka dann doch eine Tendenz durchklingt. "Natürlich ist die slowakische Liga etwas schwächer einzuschätzen als die österreichische. Ich schätze schon, dass Rapid der leichte Favorit ist."

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