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Trauner: "Er überlässt nichts dem Zufall"

Kapitän (und "Kaiser") Gernot Trauner über wichtige Rollen beim LASK:

Trauner: Foto: © GEPA

Gernot Trauner und Oliver Glasner – das funktioniert da wie dort.

"Da" war die SV Ried, wo Trauner unter Glasner in dessen ersten Jahr als Cheftrainer spielte.

"Dort" ist der LASK, wohin der Coach den 26-Jährigen zur Vorsaison holte.

Bereits ein Jahr später wurde der Abwehrchef, der übrigens nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem langjährigen LASK-Präsidenten Rudi Trauner ist, von Glasner zum Kapitän befördert.

Vor dem "Spiel des Jahres" gegen Besiktas (19:45 Uhr, LIVE im LAOLA1-Ticker) spricht der Oberösterreicher auch über das "System Glasner" sowie seine Rollen als "Libero" und Spielführer.

LAOLA1: Ehe wir zum "Spiel des Jahres" kommen: Wie hat es dir in Istanbul gefallen?

Trauner: Das Stadion war sehr beeindruckend, die Stimmung richtig gut und die Fans sind fanatisch. Es war eine tolle Erfahrung für uns Spieler, weil die meisten ja nicht so viel internationale Erfahrung haben. Aber wir wussten, was auf uns zukommt, sind mutig aufgetreten und haben uns mit einem guten Ausgangsresultat (0:1, Anm.) für das Rückspiel belohnt. Wir haben uns auch den Respekt erarbeitet. Die Besiktas-Fans hatten wohl damit gerechnet, uns klar zu schlagen, aber wir konnten es offen gestalten und die Zuschauer haben uns dort auch teilweise applaudiert. Das habe ich auch nicht oft erlebt, ich war sehr angetan vom Publikum dort.

LAOLA1: Was spricht dafür, dass ihr Besiktas nun auch aus dem Bewerb werft?

Trauner: Es muss natürlich viel zusammenspielen. Wir müssen idealerweise die Null über die gesamte Spielzeit halten. Unser größtes Tool ist es, dass wir am Feld als Einheit agieren. Besiktas hat sicherlich die höhere individuelle Qualität, aber mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, wenn wir viel investieren, können wir das gemeinsam mit den Fans schaffen. Wir wissen, dass wir das Spiel nicht 90 Minuten dominieren werden, aber Phasen haben, wo wir unsere Akzente setzen können. Wenn wir da eiskalt sind, ist es auch möglich, Besiktas zu Hause zu schlagen.

LAOLA1: Du wirst wie gewohnt von hinten heraus Akzente setzen. Hast du den Libero neu erfunden?

Trauner: (grinst) Nein. Ich habe schon in Ried im Zentrum der Dreier- bzw. Fünferkette unter Oliver Glasner gespielt, habe mich auch in meinem ersten Jahr zurück beim LASK gleich zurecht gefunden. Das ist eine mannschaftstaktische Leistung, meine Position ist nicht wichtiger als andere. Du musst als Mannschaft funktionieren, jeder weiß, was er zu tun hat. Deswegen stehen wir zumeist auch gut.

"Der Beiname Beckenbauer ist mir eher unangenehm"

LAOLA1: Dir wurde aber auch in Oberösterreich schon der Beiname "Beckenbauer" verliehen.

Trauner: (lacht) Ja, gut, da hat es einmal einen Artikel in der Zeitung gegeben. Der Beiname ist mir eher unangenehm. Vor ein paar Jahren hat es die Position in dieser Form nicht mehr gegeben, jetzt ist es so, dass drei Innenverteidiger die Kette bilden. Unsere unterscheidet sich nicht von anderen.

LAOLA1: Warum liegt dir die Position?

Trauner: Ich habe zuvor meist im zentralen Mittelfeld gespielt. Ich denke, meine große Stärke ist, wenn ich das Spielfeld vor mir habe. Das ist in dieser Position zu 90 Prozent der Fall. So kann ich das Spiel gut lesen und Situationen einschätzen, wenn ich attackieren oder die Tiefe sichern muss. Ich denke, das Aufbauspiel ist auch eine Stärke, so passt die Position für mich ganz gut. An sich sind wir allgemein sehr variabel und man kann immer wieder auf einen Gegner reagieren.

LAOLA1: Du hast Oliver Glasner als Cheftrainer in seiner ersten Saison erlebt, seit 2017 nun wieder. "Sky"-Experte Manuel Ortlechner hielt zuletzt in "Dein Verein" aufgrund von Gesprächen mit Spielern fest, dass man im "System Glasner" Fußball neu lernen müsse. Kannst du das bestätigen?

Trauner: Es ist in gewisser Weise eine Umstellung. Wir attackieren teilweise sehr hoch und da muss man auch mutig nach vorne attackieren. Das ist der große Unterschied zu anderen Vereinen, bei denen man sich eher zurückfallen lässt. Wir attackieren eben nach vorne und als Neuzugang diesen Switch zu finden, das ist das Schwierige. Unser Spielstil braucht vom Denken her eine Veränderung gegenüber dem, was man vielleicht in der Jugend oder in der vorherigen Karriere nicht gekannt hat. Das ist eine Umstellung. Er hat seinen Weg, seinen Stil, aber binnen weniger Monate eignen sich alle Spieler diesen Stil auch an. Das ist auch der Grund, warum es funktioniert, weil er es uns Tag für Tag eintrichtert, auch viel analysiert und uns Situationen auf Video zeigt. Wenn man das vor Augen hat, vor allem was nicht funktioniert, kann man am meisten mitnehmen und das am besten umsetzen.

LAOLA1: Wie erlebst du ihn nun auch im Vergleich zu seiner ersten Saison als Cheftrainer?

Trauner: Er ist seither seiner Linie zu 100 Prozent treu geblieben und das spricht auch für ihn, wenn man sich die letzten Jahre ansieht. Da ist es eigentlich immer nur bergauf gegangen. Er hat sich natürlich auch weiter entwickelt. Ich bin von seiner Arbeit einfach zu 100 Prozent überzeugt, bin froh, dass er unser Trainer ist und hoffe, dass das auch noch länger so sein wird.

"Er überlässt einfach nichts dem Zufall, weiß genau, welche Spieler er haben will, welche Qualitäten sie haben müssen. Er kann das sehr gut erkennen und lesen, sucht die Spieler, die zu unserem Spiel passen und so verstärken wir uns punktuell immer mehr."

LAOLA1: Wahrscheinlich auch deswegen, weil er die wohl wichtigste Personalie des LASK ist.

Trauner: Der Trainer ist immer wichtig, aber ich denke auch, dass er mit einer der Wichtigsten, wenn nicht der Wichtigste in unserem Verein ist. Er überlässt einfach nichts dem Zufall, weiß genau, welche Spieler er haben will, welche Qualitäten sie haben müssen. Er kann das sehr gut erkennen und lesen, sucht die Spieler, die zu unserem Spiel passen und so verstärken wir uns punktuell immer mehr.

LAOLA1: Wie erlebst du den LASK auch punkto Klubführung gegenüber deiner ersten Zeit beim Verein (bis 2012). Ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht?

Trauner: Das kann man schon sagen. Damals gab es nur negative Schlagzeilen, jetzt fast nur positive. Ich denke, das hat sich um 180 Grad gedreht, mittlerweile wird in allen Bereichen anders gearbeitet. Aber mir hat es damals auch Spaß gemacht, ich war ein junger Spieler und froh über die Erfahrung.

LAOLA1: Mittlerweile bist du Kapitän. Wie kommst mit dieser Rolle zurecht?

Trauner: Ich fühle mich mittlerweile wohl in der Rolle. Am Anfang war sie neu für mich, aber wie der Trainer auf mich zugekommen ist, habe ich sofort zugesagt. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, sehe das als Wertschätzung, das freut mich riesig. Ich betone auch immer wieder, dass der mit der Schleife nicht der Chef ist. Das bin ich vom Typ her auch nicht. Ich möchte, dass das ein Miteinander ist. Natürlich gibt es auch mal Entscheidungen zu treffen, aber es werden auch andere Meinungen eingeholt. Ich freue mich, dass ich die Mannschaft Woche für Woche auf das Spielfeld führen darf.

LAOLA1: Du hast beim LASK einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. Planst du länger hier zu bleiben?

Trauner: Weit vorausplanen kann man im Fußball nie. Aber ich kann sagen, dass ich mich sehr wohl fühle. Der Verein hat einiges vor, will neue Ziele erreichen und ich bin vom Weg überzeugt. Ich bin froh, Teil dieser Mannschaft zu sein und kann mir vorstellen, dass das noch länger der Fall sein wird.



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