Kroatien Kroatien CRO
Tschechische Republik Tschechische Republik CZE
Endstand
1:1
0:1, 1:0
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Schick: Elfer mit "Tampons in der Nase"

Der Leverkusen-Stürmer stellt seinen Wert für Tschechien unter Beweis.

Am Donnerstag machte bereits das ÖFB-Team mit einem der unerwarteten Shooting-Stars der EURO 2020 Bekanntschaft. Denzel Dumfries von PSV Eindhoven überzeugte bisher in beiden Gruppenspielen vollends und hatte bei allen fünf Treffern der Holländer seine Beine im Spiel. Zu Buche stehen zwei Tore, zwei Assists und ein herausgeholter Elfmeter.

Noch effektiver ist da nur ein zweiter, auch eher unerwarteter, Shootingstar: Tschechen-Bomber Patrik Schick.

Beim 1:1 gegen Kroatien erzielte der Leverkusen-Angreifer im zweiten Spiel seinen dritten Treffer - womit alle Tore des Teams auf seine Kappe gehen. Besonders auch die Art und Weise wie Mister 100 Prozent im tschechischen Teamtrikot seine drei Turniertreffer bisher erzielte.

Gegen Schottland zum Auftakt netzte er erst per schönem Kopfball und legte später mit seinem Traumtor aus 50 Metern noch das bisherige Tor des Turniers nach.

Dass der Teamkollege von ÖFB-Kapitän Julian Baumgartlinger in der deutschen Bundesliga kein Mann für "normale" Tore ist, bewies er auch im zweiten Gruppenspiel gegen Vize-Weltmeister Kroatien.

Von Dejan Lovren ordentlich ausgeknockt ging er blutüberströmt zu Boden und musste von der medizinischen Abteilung lange behandelt werden. Als Schiedsrichter Del Cerro Grande nach VAR-Konsultierung auf Elfmeter entschied, wollte Schick diesen trotz blutigem Trikot und immer noch blutiger Nase natürlich höchstpersönlich schießen.

Den Wunsch musste ihm der spanische Unparteiische zunächst noch verwehren, mit, zumindest kurzfristig, zugestoppelter Nase ließ er sich die Ausführung dann nicht mehr nehmen - und verwertete eiskalt. Spektakuläre Jubelpose inklusive (siehe Tweet).

(Text wird unten fortgesetzt)

"Wir waren 1:0 vorne und wollten drei Punkte holen, aber wir müssen die Qualität von Kroatien anerkennen und den Punkt nehmen und damit zufrieden sein", sagt Schick nach dem Spiel.

Den Strafstoß trotz blutender Nase zu schießen, stand für Schick nie außer Frage:  "Ich fühlte mich bereit, den Elfmeter zu schießen. Ich habe ihn wie ich wollte neben den linken Pfosten geschossen. Ich habe schon davor entschieden, ihn hart in diese Richtung zu schießen. Der Torhüter ist in die andere Richtung gesprungen, also war alles gut. Ich habe fest daran geglaubt, dass der Elfmeter drinnen ist. Ich hatte Tampons in der Nase und konnte schlechter atmen, aber irgendwie haben wir es geschafft"

Luft für Kroatien wird dünn

Für Vize-Weltmeister Kroatien wird die Luft hingegen immer dünner. Ein Sieg gegen Schottland am letzten Spieltag ist für die Elf von Teamchef Zlatko Dalic Pflicht, ansonsten müssen die Kroaten drei Jahre nach der sensationellen WM in Russland die Koffer früher als erwartet packen.

Dalic verweist aber auf die Ausgangsposition: "Wir hatten einen schlechten Start, wir waren nicht kompakt. Aber nach dem Tor haben wir besser gespielt. Es liegt noch alles in unserer Hand."

Kritischer sind da seine Spieler. Torschütze Ivan Perisic ist im Interview nach dem Spiel ratlos: "Wir spielen einfach nicht gut, ich weiß nicht warum. Wir hatten einen schlechten Start, haben später dann immerhin noch den Ausgleich gemacht. Gegen Schottland muss viel mehr von uns kommen."

Auch Kapitän und Real-Madrid-Star Luka Modric konnte bisher noch nicht seine beste Leistung zeigen, auch wenn er von der UEFA nach dem Spiel gegen Tschechien als "Star des Spiels" ausgezeichnet wurde.

Seine Analyse nach dem Spiel: "Das ist bitter, weil wir nicht gewonnen haben. Wir haben sehr schlecht organisiert angefangen, sahen in der zweiten Halbzeit aber besser aus. Wir haben das Tor geschossen und hatten Chancen auf mehr, aber leider haben wir nicht gewonnen."

Der weitere Plan ist aber auch für Modric klar: "Jetzt müssen wir Schottland schlagen, um weiterzukommen."

"Unentschieden gerecht"

Weniger düster ist das Stimmungsbild bei den Tschechen. Klar, mit vier Punkten aus zwei Spielen ist der Achtelfinal-Einzug in greifbarer Nähe, auch wenn am letzten Spieltag das Duell mit Gruppen-Primus England ansteht.

"Das Unentschieden ist ein gerechtes Resultat, weil beide Mannschaften Chanchen hatten", sagt Tschechien-Verteidiger Vladimir Coufal. "Es ist schade, dass wir den Ausgleich kassiert haben, nachdem ich ausgerutscht bin. Ich hatte nicht die richtigen Schuhe an und Perisic war eiskalt und hat seine Schusstechnik unter Beweis gestellt."


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