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Die zehn ÖFB-Gebote für eine erfolgreiche EURO

Von Rampensäuen, Matchplänen und dem Trumpf-Ass: Darauf kommt es für Österreich bei der EM an.

Die zehn ÖFB-Gebote für eine erfolgreiche EURO

Los geht’s!

Die Kernbotschaft der ÖFB-Kicker: „Wir sind bereit!“

Gegen Ungarn bietet sich nun endlich die Gelegenheit, dies auf der großen EURO-Bühne unter Beweis zu stellen.

Das blinde Vertrauen in das Nationalteam hat nach dem Testspiel-Schlendrian der vergangenen Wochen und Monate vielleicht den einen oder anderen Kratzer abbekommen, das Grundvertrauen sollte jedoch immer noch riesig sein.

Im Ernstfall vermochte dieses Team in der jüngeren Vergangenheit stets den Schalter umzulegen. Eine bessere Gelegenheit als die EM gab es dafür schon lange nicht.

Letztmals hat Österreich bekanntlich 1982 die Gruppenphase eines Turniers überstanden. Geboren war damals noch kein einziges Mitglied des aktuellen ÖFB-Kaders.

LAOLA1 nennt jene zehn Faktoren, auf die es diesmal für eine erfolgreiche EURO in rot-weiß-rot ankommt.

DER PERFEKTE MATCHPLAN:

„Wir wissen, wie wir vorgehen wollen“, stellt Julian Baumgartlinger im Hinblick auf das Ungarn-Spiel klar. Teamchef Marcel Koller gilt nicht nur als akribischer Trainer, er ist es auch. Er sezierte jeden Gruppen-Gegner im Detail, die Präsentation seiner Video-Analyse der Magyaren brachte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner ins Schwärmen. Der Matchplan für den Auftakt steht schon länger, in den vergangenen Tagen wurde dieser im Training fleißig einstudiert. Schon in der Vergangenheit zeigte sich, dass Koller seine Elf umso perfekter auf einen Gegner einstellen kann, je mehr Zeit er dafür hat. So lange wie diesmal hatte er seine Schützlinge noch nie beisammen. Eine Herausforderung wird indes, den perfekten Matchplan für die weiteren Kontrahenten in den wenigen Einheiten zwischen den Spielen einzuüben.


IDEALE REGENERATION:

Gespielt wird nämlich im Vier-Tage-Rhythmus. Entsprechend wichtig wird angesichts des kurzen Abstands zwischen den Partien die Trainingssteuerung. „Es braucht eine sehr gute und professionelle Regeneration. Da muss alles klappen, schon nach dem Spiel mit Essen, Flug und Erholung“, weiß Koller. Laut derzeitigem Plan hat der Teamchef zwischen Ungarn und Portugal beziehungsweise zwischen Portugal und Island jeweils drei Einheiten angesetzt, zumindest die erste dient definitiv der Regeneration. Auch die Physios werden alle Hände voll zu tun haben, um die ÖFB-Kicker wieder in Bestverfassung zu bekommen. „Wir haben genug Spieler in der Mannschaft, die diesen Rhythmus kennen. Ich denke, es könnte uns gelegen kommen, dass nicht viel Zeit zwischen den Spielen ist. Da geht es Schlag auf Schlag, aber wir sind gut darauf vorbereitet“, meint mit David Alaba jener Spieler, der von den Bayern her diesen Rhythmus am besten kennt. Für Koller ist es vor allem „Kopfsache. Der Kopf sagt dir, ich mache weiter oder ich bin müde, es geht nicht, ich will nach Hause. Aber wenn man erfolgreich und die Stimmung gut ist, kann einen das weit tragen.“

DIE NULL SOLL STEHEN:

„Es wäre natürlich gut, wenn man zu null spielt, denn dann hat man zumindest einmal einen Punkt“, weiß Robert Almer. Man muss kein Mathematik-Genie sein, um die Rechnung des Torhüters zu verstehen. Im Laufe der Qualifikation war die ÖFB-Defensive über weite Strecken eine unüberwindbare Hürde für die Kontrahenten und somit die Basis des Erfolgs. Seit die EURO-Teilnahme feststeht, spielte Österreich jedoch nur zu Hause gegen Liechtenstein zu null, kassierte teils unerklärliche Gegentore. „Besser jetzt als bei der EURO“, hieß es danach stets. Diesem Motto sollte man hier in Frankreich alle Ehre machen. Letztmals stand für Österreich übrigens bei der WM 1982 bei einem Großereignis die Null, genau gesagt beim 2:0 gegen Algerien. Der damalige Goalie hieß Friedl Koncilia. „Das ist schon lang her“, grinst Almer.


DIE EIGENE QUALITÄT AUSSPIELEN:

Führt man sich die Vorschauen internationaler Medien zu Gemüte, wird Österreich durchwegs hoch eingeschätzt. Dass die Qualität der Spieler gestiegen ist, wird auch außerhalb der Landesgrenzen registriert. Genau diese Qualität gilt es, auf den Platz zu bringen. Denn auf dem Papier ist Österreich besser als Ungarn und Island. Die Kontrahenten wissen jedoch zunehmend, wie die ÖFB-Elf agiert. „Das ändert aber nichts daran, dass unsere Qualität und die Intensität, mit der wir Fußball spielen, die gleiche bleiben“, stellt Baumgartlinger klar. Es hat sich zu einem Leitsatz entwickelt, dass niemand gerne gegen Österreich spielen soll. Deshalb glaubt der zukünftige Leverkusener: „Selbst wenn man darauf vorbereitet ist, kann unsere agierende und aktive Art Fußball zu spielen, unangenehm sein.“

DIE SCHLÜSSELSPIELER MÜSSEN IN FORM SEIN:

Um diese Qualität ausspielen zu können, muss einer der Trümpfe Österreichs stechen, nämlich das blinde Verständnis einer über die Jahre eingespielten Stammelf. Zuletzt präsentierten sich nicht alle Mitglieder des ersten Anzugs in Bestform. Marc Janko war nach langer Verletzungspause noch nicht im Rhythmus, auch Martin Harnik gehörte zu den Sorgenkindern, mit David Alaba wirkte selbst der Topstar unkonzentriert. „Wenn man die drei Wochen Vorbereitung nimmt, waren da schon Hochs und Tiefs“, muss auch Koller zugeben, der dies jedoch mit dem Trainingslager in der Schweiz (Kopf frei bekommen) bewusst in Kauf nahm: „Als wir auf den Platz gekommen sind, hat nicht alles rosig ausgesehen, da war das eine oder andere Hoppala mit dabei. Das hat sich zum Spiel hin gebessert. Die Konzentration und der Fokus stimmen. Ich denke, wir sind bereit.“ Eine Leistungssteigerung der Schlüsselarbeitskräfte hin zur EURO-Form wird auch notwendig sein. Gelingt diese, wäre dies ein wichtiger Schritt Richtung K.o.-Runde.


DIE FAVORITENROLLE MIT DEMUT ANNEHMEN:

Die Favoritenrolle ist für Österreich bestimmt keine über Jahre gewohnte, gegen Ungarn und Island kann man ihr jedoch nicht ausweichen. Diesem Druck gilt es mental standzuhalten. Dass das ÖFB-Team in irgendeiner Art und Weise überheblich auftreten wird, ist jedoch sehr unwahrscheinlich. In der Qualifikation ging man auch gegen Underdogs wie Liechtenstein oder Moldawien konzentriert zu Werke. "Man sollte in jedes Spiel so gehen, als würde es das letzte sein und keinen unterschätzen. Es wird schwierig, egal gegen welchen Gegner“, gibt Marko Arnautovic die Marschroute vor. Zieht man dieses Mindset durch, ist vieles möglich. Das Von-Spiel-zu-Spiel-Denken mag zwar stinklangweilig sein, hat seine Wirkung jedoch nicht verfehlt. Gerade bei einem Turnier ist es umso entscheidender. Sebastian Prödl hat es im LAOLA1-Interview perfekt auf den Punkt gebracht: „So ein Turnier lebt nur vom Moment. Und so einen Moment darfst du nicht verpassen. Dafür gibt es in so einem Turnier zu wenige Momente, um einen auszulassen.“

DIE NOTWENDIGE DETAILVERLIEBTHEIT AN DEN TAG LEGEN:

Der bisherige Turnierverlauf zeigt: Die meisten Spiele sind eng, selbst der „klare“ Sieger Deutschland musste gegen die Ukraine zittern und sich am Ende bei Jerome Boateng bedanken. Jede Szene im Verlauf der 90 Minuten plus Nachspielzeit kann entscheidend sein. Dessen sind sich die ÖFB-Kicker bewusst. „Wir wissen, dass wir in diesen kleinen Situationen hellwach sein müssen. Wenn man zum Beispiel sieht, wie viele Standards entscheidend sein können, heißt es, erst gar keine Freistöße zu fabrizieren. Auch das ist eine mentale Geschichte, auch darauf muss man sich vorbereiten. Aber das haben wir am Schirm“, verdeutlicht Baumgartlinger.


DIE MANNSCHAFT BESTEHT NICHT NUR AUS ELF SPIELERN:

Die Eingespieltheit mag ein Trumpf sein, das rot-weiß-rote Trumpf-Ass war zuletzt jedoch stets der Spirit in der „ÖFB-Familie“. So abgedroschen es klingt: Man weiß von erfolgreichen Turnier-Mannschaften, dass die Chemie im Aufgebot passen muss. So ein Großereignis dauert im Idealfall lange, da könnte ohnehin beinahe jeder gebraucht werden. Koller ist es in der Vergangenheit stets gelungen, dass die Reservisten trotz mehr oder weniger feststehender Startelf nicht aufmuckten, sondern sich vielmehr in den Dienst der Mannschaft stellten. Dies muss in Frankreich so bleiben und wird es auch, wenn es nach Stefan Ilsanker geht: „Das fällt nicht schwer, wenn man den Adler auf der Brust trägt und für sein Land spielen kann – egal ob ab Minute 1 oder ab Minute 93, ich freue ich mich über jede Minute, die ich spielen darf. Genauso geht es allen 23 im Kader. Keiner ist dem anderen etwas neidisch.“ Ein ebenso wichtiges Signal in Richtung Ersatzbank ist, dass die Stars ihr Ego hintenanstellen. „Das war vielleicht früher bei mir so, dass ich individuell auf mich geschaut habe. Aber das gibt es schon lange nicht mehr. Ich probiere alles für das Team zu machen“, hat etwa Arnautovic eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht.

JETZT SIND RAMPENSÄUE GEFRAGT:

„Wir haben in den ersten Partien gesehen, was es heißt, bei einer EM aufzuschlagen. Das erste Spiel bringt für alle Mannschaften eine gewisse Nervosität mit“, hat Baumgartlinger festgestellt. Diese Nervosität heißt es schnellstmöglich abzulegen. Lampenfieber ist bei einer EM nicht gefragt, dann schon eher Rampensäue. Laut Meinung des 28-Jährigen verfügt die ÖFB-Elf aus dem richtigen Mix an Charakteren: „Es gibt Typen, die brauchen diese Bühne, dieses Rampenlicht, die sind einfach dafür geboren. Andere sind sehr nervös. Aber wir sind alle schon lange dabei und haben Wege gefunden, damit umzugehen.“ Kapitän Christian Fuchs etwa meint, dass man über den Auftakt gegen Ungarn natürlich mehr nachdenkt als über andere Spiele, aber: „Ich kann ruhig schlafen. Wir Spieler sind Stresssituationen gewohnt. Alleine ich habe in den letzten Wochen einiges erlebt, da wird man einiges gewohnt.“ Genügend Teamspieler können in der Theorie auf diesem Level performen, jetzt kann man nur appellieren: Bitte, tut es auch in der Praxis!

ÖSTERREICH STOLZ MACHEN:

Ein etwas emotionales Argument, aber kein unwichtiges und schon gar kein zu unterschätzendes. Egal ob nach Frankreich mitgereist oder zu Hause in den Fanzonen: Die Europhorie der Anhänger kann dem Team helfen, dessen Erfolge helfen der Europhorie. Vielleicht erwischt man gemeinsam die richtige Welle. Baumgartlinger verspricht: „Wir werden versuchen, Österreich so gut wie möglich zu vertreten und der Verantwortung gerecht zu werden.“



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