Es war einmal mehr das Spiel von Cristiano Ronaldo.
Mit seinem Doppelpack in München öffnete der portugiesische Superstar für Real Madrid das Tor zum Halbfinale der Champions League sehr, sehr weit.
Nachdem die Bayern in der ersten Halbzeit das Geschehen in der Allianz-Arena gut im Griff hatten und dank Arturo Vidal auch mit einer verdienten 1:0-Pausen-Führung in die Kabine gingen, kündigte Ronaldo nach Seitenwechsel nach nur zwei Minuten die baldige Wende an.
Völlig frei knallte er nach einer Flanke von Daniel Carvajal den Ball aus zehn Metern über die Linie. Wenig später spielte er seinen Gegenspieler Javi Martinez so schwindlig, dass sich der Spanier innerhalb von fünf Minuten nur jeweils mit einem Foul zu helfen wusste und zu Recht mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz musste.
In Folge sorgte Ronaldo nach einer Marco-Asensio-Flanke auch noch für die Entscheidung. Sein 100. Tor im Europacup – so viele kann kein anderer Spieler vorweisen – könnte sich am Ende als eines seiner wichtigsten herausstellen.
"Es war ein schwieriges Spiel", bilanzierte Ronaldo nach dem Match. "Sie haben uns ein schnelles Tor geschossen. Nach Seitenwechsel sind wir aber immer besser ins Spiel gekommen. Mit einem Tor Vorsprung sind wir aber noch lange nicht durch."
Ronaldo trauert Treffer Nummer 101 nach
Doch selbst nach so einer überragenden Leistung wie am Mittwoch findet ein so ehrgeiziger Sportler wie Ronaldo noch einen Makel an seiner Performance. "Cristiano war wirklich unglücklich darüber, dass er keinen dritten Treffer mehr machen konnte", erzählte Real-Coach Zinedine Zidane nach der Partie. "So ehrgeizig ist dieser Typ!"
Ein kleiner bitterer Beigeschmack an der glanzvollen Vorstellung: Im letzten Spielzug zog sich der Portugiese eine Muskelblessur zu. In Folge musste er von den medizinischen Betreuern vom Feld begleitet werden.
Auch Gareth Bale musste zuvor angeschlagen ausgetauscht werden. Umstände, die Zidane für das Rückspiel nicht gerade fröhlich stimmen: "Ich wollte wie immer keine Risiken eingehen, was die Gesundheit bei meinen Spielern betrifft. Derzeit schaut es bei Bale nicht gut aus. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm sein wird."
Beeindruckende Bayern-Serien zu Ende
Für die Bayern war es nach 16 Heimsiegen in der Champions League in Folge die erste Niederlage seit der 0:4-Pleite gegen Real Madrid im April 2014. Bewerbsübergreifend verlor die Truppe von Carlo Ancelotti seit März 2016 nicht mehr vor eigenem Publikum.
Der Italiener, der mit Real vor drei Jahren den Titel in der Königsklasse holte, sah die Game-Changer vor allem im verschossenen Elfmeter von Vidal kurz vor der Pause und der Gelb-Roten Karte. „Diese Sachen haben natürlich weh getan.“
„Außerdem hätten wir vor dem eigenen Tor ein bisschen konzentrierter sein müssen“, kritisierte Ancelotti die schwache Defensivleistung seiner Mannschaft.
Ancelotti: „Wir sind immer noch am Leben“
Schlussendlich müsse man aber nach vorne blicken. Schließlich lebe die Chance auf den Aufstieg noch. Auch wenn es kommenden Dienstag in Madrid nicht einfach werden würde.
„Wir müssen die Niederlage akzeptieren und an das Rückspiel denken. Auf der Leistung in der ersten Hälfte können wir aufbauen. Wir sind immer noch am Leben“, lautet die klare Parole von Ancelotti.
Hoffen auf Lewandowski-Rückkehr
Dann wird der FC Bayern auch in jedem Fall wieder auf Goalgetter Robert Lewandowski zurückgreifen können, der wegen einer Schulterblessur nicht zum Einsatz kam.
Präsident Karl-Heinz Rummenigge verteidigte diese Entscheidung übrigens auch nach dem Schlusspfiff: „Es wäre ein Risiko gewesen, ihn heute spielen zu lassen. Sein Gegenspieler wäre vor allem Sergio Ramos gewesen und das ist bekanntlich ein Spieler, der ganz schön hart zur Sache gehen kann. Für das Rückspiel wird er auf alle Fälle fit sein.“
Und wie die Bayern an diesem Mittwochabend erfahren mussten, kann im Fußball durchaus ein Spieler am Ende den Unterschied ausmachen.