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Quo vadis, Salzburg? "Keine Angst" vor Chelsea und Milan

Salzburgs Weg ins Achtelfinale führt über die Kaliber Chelsea und Milan. Die Mozartstädter können aber auch noch Letzter werden. Die Szenarien und Hoffnungen:

Quo vadis, Salzburg? Foto: © GEPA

Gerade einmal drei Zähler trennen den Ersten der Champions-League-Gruppe E, den FC Chelsea mit sieben Zählern, und den Letzten, den AC Milan mit vier Punkten, nach vier Spieltagen. Mittendrin ist Österreichs Meister, der FC Salzburg, mit sechs Punkten.

Es ist die engste Gruppe des gesamten Bewerbs, einzig in Gruppe D, die aber erst am heutigen Mittwoch ihren vierten Spieltag hinter sich bringen wird, ist die Punktedifferenz zwischen dem Gruppen-Ersten und - Letzten momentan genau so gering.

"Es ist eine brutale Gruppe, es bleibt bis zum Ende ein harter Fight", bringt es Matthias Jaissle nach dem Spiel seiner Salzburger bei Dinamo Zagreb gegenüber "Sky" auf den Punkt. Er fordert: "Wir wollen international überwintern."

Ulmer: "Wäre schön, ungeschlagen zu bleiben"

Dafür benötigt es vermutlich noch den ein oder anderen Zähler am Mozartstädter Konto in den abschließenden beiden Gruppenspielen gegen die Kaliber FC Chelsea und AC Milan.

Im Hinspiel trotzten die "Bullen" den beiden Fußball-Giganten jeweils ein Remis ab, überhaupt ist Salzburg nach vier Champions-League-Spieltagen noch unbesiegt. Wenn es nach Kapitän Andreas Ulmer geht, kann das auch gerne so bleiben: "Jetzt kommen zwei sehr coole Spiele auf uns zu. Da ist alles drinnen. Es wäre schön, wenn wir ungeschlagen bleiben."

Auch für Amar Dedic ist das ein großes Ziel: "Wenn du vier von sechs Spielen ungeschlagen bist, willst du auch, dass das die letzten zwei Spiele so ist. Das ist möglich."

Dedic: "Verstecken uns vor den großen Namen nicht"

Der 20-jährige Bosnier war in den letzten Wochen so etwas wie der Inbegriff des Salzburger Wegs. Obwohl der Rechtsverteidiger zuvor noch nie internationalen Fußball erleben durfte, agierte er von seiner ersten Champions-League-Minute an furchtlos und verteidigte gegen Linksaußen-Ausnahmekönner wie Rafael Leao, Raheem Sterling oder Mislav Orsic so abgeklärt, als hätte er nie etwas anderes in seiner Karriere gemacht.

Ob bei den jungen "Bullen" überhaupt so etwas wie Respekt vor den großen europäischen Namen vorhanden ist? "Natürlich ist ein gewisser Respekt da. Aber Angst nicht. Wir sind eine junge Truppe, sind heiß auf jedes Spiel und verstecken uns nicht", so Dedic gegenüber LAOLA1 selbstbewusst.

Mit sechs Zählern stehen die Mozartstädter momentan auf dem starken zweiten Rang der harten Gruppe E. Das hätten ihnen - speziell in der Form, wie diese sechs Zähler zustandegekommen sind - vor Gruppenbeginn nur die Wenigsten zugetraut.

Auch Dedic muss zugeben, dass er nach der Auslosung erstmal schlucken musste: "Wir haben uns vor der Saison vorgenommen, dass wir hundert Prozent geben. Wir haben aber auch gewusst, dass es nach hinten losgehen kann, wenn du dir diese Gegner anschaust."

Am Ende lief aber alles nach Plan. "Dann spielst du die ersten zwei Spiele gegen Chelsea und Milan und holst jeweils einen Punkt. Wir können zufrieden sein, aber es geht sicher noch was", verspricht der Außenverteidiger.

Jaissle: "Treten an, um Chelsea und Milan zu ärgern"

Die ausstehenden beiden Aufgaben könnten allerdings schwieriger kaum sein.

Zunächst kommt der FC Chelsea, der unter Neo-Coach Graham Potter zurück in die Spur gefunden hat und seit dem Remis gegen Salzburg vier Spiele in Folge gewinnen konnte. Die "Blues" gastieren am 24. Oktober in der Red Bull Arena, dann müssen die "Bullen" am 2. November in die Mailänder Festung namens San Siro.

"Wir haben zwei absolute Kracher vor der Brust. Zuhause Chelsea, auswärts Mailand. Wir treten wieder an, um sie zu ärgern. Wofür es dann am Ende reicht? Es ist eine sehr schwere und ausgeglichene Gruppe", traut sich Jaissle noch keine Prognosen zu, wie diese Gruppenphase für seine Mannschaft enden könnte.

Anstelle des Deutschen hat LAOLA1 vier Szenarien ausgearbeitet, in welche Richtung die vierte "Königsklassen"-Gruppenphase des FC Salzburg noch gehen könnte:

Die extrem enge Tabelle der Gruppe E nach vier Spieltagen:

Szenario 1: Der strahlende Gruppensieger

Das am einfachsten zu erklärende Szenario. Bezwingen die "Bullen" Chelsea und den AC Milan an den letzten beiden Spieltagen, sind sie sicher Gruppensieger. Wenn sie gegen die "Blues" am kommenden Spieltag zuhause zumindest remisieren, müssten sie am letzten Spieltag auf einen Ausrutscher der Londoner gegen Dinamo Zagreb hoffen und gleichzeitig sehr wahrscheinlich in Mailand gewinnen.

Mit zwei Remis aus den beiden ausstehenden Spieltagen wird Salzburg nämlich kaum Gruppenerster werden, da Chelsea die deutlich bessere Tordifferenz vorweisen kann; die "Blues" müssten mit vier Toren Unterschied – bei einem Mozartstädter Unentschieden in Mailand mit jeweils drei Treffern oder mehr auf beiden Seiten würden auch drei reichen – daheim gegen Dinamo Zagreb verlieren, damit den "Bullen" zwei Unentschieden zum Gruppensieg reichen würden.

Szenario 2: Nur Zweiter? Egal! Hauptsache Achtelfinale

In diesem Szenario führen mehrere Wege ans Ziel. Einfach wird es für Salzburg aber nicht, Gruppenrang zwei zu verteidigen. Selbst bei einem Heimsieg in zwei Wochen gegen den FC Chelsea würde das Champions-League-Achtelfinale noch nicht sicher sein, wenn der AC Milan parallel in Zagreb siegt. Sollten die Mozartstädter tatsächlich die "Blues" in der Red Bull Arena bezwingen und die Mailänder nicht in Kroatien gewinnen können, stünde der Aufstieg aber sehr wohl fest.

Wenn Milan in zwei Wochen in Zagreb unentschieden spielt oder gewinnt, würde Salzburg auf jeden Fall ein Auswärtssieg im San Siro am letzten Spieltag für Rang zwei reichen. Sollte der Mailänder Sieg im Stadion Maksimir weniger hoch als 4:0 ausfallen oder, wenn sie dort nur remisieren, und Salzburg parallel Chelsea ein Remis abtrotzt, würde den Mozartstädtern am letzten Spieltag sogar ein Unentschieden in der Lombardei für das Achtelfinale genügen.

Feiert Dinamo indes an Spieltag fünf einen Heimsieg über den AC Milan und die Mozartstädter verlieren daheim gegen Chelsea, sind sie auf Schützenhilfe der dann bereits aufgestiegenen "Blues" angewiesen. Nur wenn die Londoner die Zagreber in diesem Szenario bezwingen könnten, würde Salzburg ein Unentschieden in Mailand für die Runde der letzten 16 reichen. Bei einem Remis von Dinamo in London bräuchten die Mozartstädter schon einen Auswärtssieg in Mailand, dieser wäre im Falle eines Zagreber Auswärtserfolgs in London allerdings ebenfalls nicht genug.

Für den Fall, dass Dinamo den AC Milan in zwei Wochen zuhause niederringt und Salzburg parallel daheim gegen Chelsea remisiert, muss Österreichs Meister am letzten Spieltag im San Siro zumindest remisieren und mindestens genauso viele Zähler einfahren wie Dinamo im Parallelspiel an der Stamford Bridge, um sicher Zweiter zu werden.

Szenario 3: Das Saisonziel Europa-League-Umstieg wird wahr

Vor der Champions-League-Saison wurde der Umstieg in die Europa League als Gruppendritter als großes Salzburger (Mindest-)Saisonziel ausgegeben. Darauf fehlt ihnen momentan nicht mehr viel, sicher ist ihnen ein Überwintern aber trotz vier ungeschlagener Spieltage aber noch lange nicht.

Klar ist, dass Salzburg bei einem Sieg aus einer der beiden ausstehenden Partien ganz sicher mindestens Dritter werden würde, ein Remis in Mailand würde dasselbe bewirken. Selbst zwei Niederlagen könnten für den Europa-League-Umstieg reichen, falls Dinamo an den letzten beiden Spieltagen mit nicht mehr als zwei Punkten anschreibt. Grundsätzlich gilt: Dinamo darf in den letzten beiden Runden maximal zwei Punkte mehr als Salzburg holen, damit das Überwintern der "Bullen" fix ist.

Etwas komplizierter verhält es sich da beim AC Milan, der das direkte Duelle mit den Mozartstädtern – anders als Dinamo - noch nicht verloren hat. Die "Rossoneri" würden die Mozartstädter, falls diese am kommenden Spieltag gegen Chelsea nicht mindestens zwei Punkte mehr als Milan in Zagreb holen, mit einem Heimsieg im San Siro ganz sicher überholen, da das erste italienisch-österreichische Aufeinandertreffen mit einem Unentschieden endete. Sollte Dinamo gleichzeitig mindestens drei Zähler mehr als die "Bullen" holen, würde Salzburg tatsächlich nicht mal Dritter werden.

Szenario 4: Leider leer ausgegangen! Salzburg trotz guter Leistungen out

Unglaublich, aber wahr: Selbst wenn die Salzburger auch am kommenden Spieltag ungeschlagen bleiben würden, gäbe es eine nichtmal allzu geringe Chance, dass sie am letzten Spieltag noch als Gruppenvierter ausscheiden.

Zusätzlich zu den in Szenario 3 beschriebenen Ausgängen, die Salzburg noch Letzter werden lassen könnten, gibt es nämlich noch folgende Möglichkeit: Falls die "Bullen" am kommenden Spieltag gegen Chelsea remisieren und das heimstarke Dinamo parallel den AC Milan bezwingt, würde Salzburg bei einer Niederlage in Mailand und einem gleichzeitigen Zagreber Punktgewinn bei Chelsea tatsächlich komplett ausscheiden.

Ein Horrorszenario, welches zwar unwahrscheinlich, aber nicht völlig unrealistisch ist: Erst 2019 erlitt Zenit Sankt Petersburg genau dasselbe Schicksal, die Russen schieden vor drei Jahren trotz sieben eingefahrener Punkte als Letzter aus.

Aber auch ein Ausscheiden mit sechs Punkten wäre bitter. Das würde dann eintreten, wenn sowohl Dinamo als auch der AC Milan an den beiden abschließenden Spieltagen jeweils drei Punkte mehr als die Mozartstädter erzielen würden.

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