Der Wolfsberger AC trennt sich von Trainer Heimo Pfeifenberger.
Nach der 1:5-Pleite beim SK Rapid Wien trifft Präsident Dietmar Riegler die Entscheidung, seinen Coach mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden.
"Ich habe gerade mit dem Präsidenten gesprochen. Wir haben das so beschlossen. Ich habe nichts anderes erwartet. Wenn du so eine Klatsche kriegst, ist es okay, dass der Präsident andere Pläne hat", erklärt Pfeifenberger auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, "natürlich tut es immer weh, wenn du einen Verein verlassen musst."
Der gebürtige Salzburger hat sein Amt am 25. November 2015 angetreten und die Kärntner in 87 Spielen betreut. Zuletzt setzte es für den Tabellen-Vorletzten fünf Niederlagen in Folge.
Der 1:0-Erfolg bei Sturm Graz Mitte Februar war der einzige Liga-Sieg in den letzten 20 Versuchen.
VIDEO: Das sagt Pfeifenberger
(Text wird unter dem Video dortgesetzt)
Pfeifenberger: "Besser, man trennt sich"
Pfeifenberger begrüßt, dass nun eine Entscheidung getroffen wurde: "Ich hätte die Entscheidung schon früher getroffen, damit die Mannschaft weiß, woran sie ist. Und auch für den Trainer wäre es besser gewesen. Denn wenn du auf dem Schleuderstuhl sitzt, kannst du nicht so frei agieren."
Der 51-Jährige beteuert, dass er noch das notwendige Feuer gehabt habe: "Aber du spürst natürlich, dass das hundertprozentige Vertrauen nicht mehr vorhanden ist. Dann ist es besser, man trennt sich. Die ständigen Diskussionen tun niemandem gut."
"Man hat schon in den letzten Spielen gesehen, dass der Draht zur Mannschaft nicht mehr so funktioniert hat. Ich schätze Heimo Pfeifenberger natürlich, er hat gehofft, dass er noch einmal den Anschluss findet, aber das Auftreten der Manschaft in den letzten Spielen hat gezeigt, dass man etwas ändern muss. Somit haben wir diesen Schritt getan, wobei die Schuld natürlich bei der Mannschaft liegt, aber schlussendlich muss immer der Trainer dran glauben", begründet Riegler bei "Sky".
Nachfolger Mitte nächster Woche
Diese Maßnahme tue ihm Leid, aber er könne nicht die gesamte Mannschaft austauschen. Sein persönlicher Draht zu Pfeifenberger sei weiterhin gut: "Wir schätzen uns gegenseitig und sind nicht im Bösen auseinander gegangen. Wir haben das jetzt klipp und klar ausgesprochen."
Den Nachfolger des gefeuerten Coaches möchte der Klub-Boss Mitte nächster Woche präsentieren: "Es gibt zehn bis 15 Bewerbungen. Wir werden die Gespräche am Montag aufnehmen, das geht bei mir immer sehr schnell."
Pfeifenberger betont, für seinen Nachfolger sei es ein Vorteil, dass er nicht auswärts bei Rapid sein Amt antreten habe müssen. Das Premieren-Spiel für seinen Erben wird jedoch vermutlich noch schwieriger, schließlich gastieren die Kärntner in zwei Wochen nach der Länderspiel-Pause beim FC Red Bull Salzburg.
Pfeifenberger von Klassenerhalt überzeugt
Pfeifenberger betont, er sei immer zur Mannschaft gestanden, das werde sich in dem Moment nicht ändern. "Über Qualität zu diskutieren, bringt nichts", so Pfeifenberger.
Er ist jedenfalls davon überzeugt, dass diese reichen wird, um neuerlich den Ligaverbleib zu sichern. "Wir waren in der Vergangenheit näher am Abstieg dran als jetzt. Es ist jetzt noch nichts passiert und ich bin überzeugt, dass es die Mannschaft hinkriegt", sagte Pfeifenberger.
Der WAC war mit einem 0:0 gegen Altach sowie einem 1:0 bei Winterkönig Sturm Graz stark ins Frühjahr gestartet. Statt einer Fortsetzung der Positivserie folgten aber Niederlagen gegen die Admira (1:3), St. Pölten (0:1), Austria (0:2), LASK (0:3) und eben am Samstag.
"Es ist schwer zu sagen, warum die Mannschaft in so eine Serie reingekommen ist. Ein Grund waren sicher die vielen Verletzungen, dass Stammspieler immer wieder ausgefallen sind", erläuterte Pfeifenberger.
Druck von "Facebook-Kandidaten"
Am Samstag war das in der Abwehr augenscheinlich. Abwehrchef Nemanja Rnic fehlte an allen Ecken und Enden. "Da fehlt dann einfach die Klasse, solche Ausfälle können wir nicht wettmachen", so Pfeifenberger.
Nur den Präsidenten machte er für die Entscheidung nicht verantwortlich. "Es ist eine kleine Stadt, jeder kennt jeden. Es gibt viele Leute im Umfeld, die einflüstern. Man kriegt Druck von den Fans und den Facebook-Kandidaten. Wenn du dauernd Beton kriegst, bist du vielleicht auch nicht mehr so überzeugt vom Trainer", analysierte Pfeifenberger.
Dass der Draht zur Mannschaft, wie es Riegler formuliert hatte, nicht mehr so gepasst hätte, verneinte der Salzburger vehement.
"Das glaube ich nicht. Es wird es immer geben, dass du Spieler drinnen hast, wo du nicht so die Sympathien hast. Wenn man genauer hinschaut, sieht man aber, dass da keiner gegen den Trainer gespielt hat, alle alles probiert haben", sagte Pfeifenberger.
Fünfter Trainer-Wechsel der Saison
Der Ex-ÖFB-Teamspieler hatte im Lavanttal Ende November 2015 Dietmar Kühbauer beerbt und mit dem Club in der Folge zweimal den Klassenerhalt geschafft - dank der Ränge sechs (2015/16) und acht (2016/17).
"Es war eine wunderschöne Zeit in Kärnten", betonte Pfeifenberger. In der nun freien Osterzeit will der Coach nun einmal alles in Ruhe verarbeiten. "Einfach herunterkommen und dann schauen, was ich weitermache", so Pfeifenberger.
Es war bereits der fünfte Trainerwechsel in der laufenden Saison. Pfeifenberger ist aber erst der dritte Coach nach Jochen Fallmann (St. Pölten) und zuletzt Thorsten Fink (Austria), der seinen Platz unfreiwillig räumen musste. Damir Buric (Admira) war in die zweite deutsche Liga zu Greuther Fürth gewechselt, Franco Foda (Sturm Graz) zum ÖFB-Teamchef aufgestiegen.