Fast 200 Ecken brauchte Rapid im Saisonverlauf, um zwei Tore zu erzielen. Drei Eckbälle brauchte es im Wiener Derby, um diese Ausbeute zu verdoppeln.
Beide Treffer zum 2:1 bei der Austria (Spielbericht>>>) fielen aus Cornern. In der 32. Minute verlängerte Isak Jansson an die zweite Stange, wo Guido Burgstaller am schnellsten schaltete.
In der 84. Minute war Joker Ercan Kara zur Stelle, um per Kopf seine persönliche Torsperre zu brechen (zwei Tor-Comebacks im besten Moment>>>). Und auf einmal wurde aus einer Schwäche eine Stärke, zumindest für einen Tag.
"Ich glaube schon, dass wir während der Saison extrem viele gefährliche Situationen lukrieren konnten, vor allem durch kurz abgespielte Varianten ist bis auf den Abschluss sehr viel aufgegangen. Da haben wir leider zu wenig geerntet", wollte Stefan Kulovits nicht so deutlich von einer Schwäche sprechen.
"Natürlich wird es die größtmögliche Chance sein, wenn er irgendwo in den Fünfer reinkommt. Aber durch die kurz abgespielten Ecken sind wir zu vielen Chancen gekommen, das lassen wir uns auch nicht schlechtreden, weil wir weniger Profit daraus geschlagen haben", so der Interimstrainer weiter.
"Aber nach heute wird es wahrscheinlich die eine oder andere Ecke mehr sein, die wir reinschlagen", gab er dennoch zu.
Die Austria verlor ihre Stärke
Besonders kurios an der Konstellation: Die Abwehr von Eckball-Chancen ist in dieser Spielzeit eigentlich eine ausgemachte Stärke der Wiener Austria. Vor dem vierten Saison-Derby stand gerade einmal ein Gegentreffer aus diesem Standard zu Buche.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Jenes Corner-Gegentor kassierten die "Veilchen" übrigens beim 2:1-Sieg gegen den GAK - und zwar in der 91. Minute.
"Man erkennt bei jedem Gegner irgendwo Räume. Im Endeffekt kommt es auch darauf an, dass die Bälle in diese Räume mit hoher Zuverlässigkeit reingespielt werden, damit man die Räume attackieren kann. Da sind sie perfekt reingekommen", lobte Kulovits.
Die Suche nach dem Teufel
Umgekehrt herrschte bei den "Veilchen" Bedauern, dass die große Stärke ausgerechnet im Derby zum Verhängnis wurde - war es im bisherigen Saisonverlauf doch überhaupt kein Faktor.
"Wir waren 90 Minuten überlegen und bekommen zwei dumme Standardtore – eine Katastrophe."
"Das zeigt dann ja, dass wir in dem Bereich grundsätzlich sehr gut sind", wusste Trainer Stephan Helm, der nicht wirklich einen Fehler bei beiden Treffern finden konnte.
"Beim ersten kannst du es im Idealfall an der kurzen Stange verteidigen. Aber der ist relativ kurz geschossen, dass es nicht so einfach zu verteidigen ist. Der zweite Eckball war schon sehr gut geschossen. Wenn wir es uns genau anschauen, werden wir wahrscheinlich Sachen finden, die man besser machen kann."
Der Teufel, so Helm, liege im Detail. Torhüter Samuel Sahin-Radlinger versuchte nach Abpfiff ebenso, diesen zu finden:
"Vielleicht waren wir beim 0:1 nicht so richtig am Mann. Beim zweiten Gegentor habe ich das Gefühl, ich glaube, er köpft dann schon im Fünfer. Aber der Ball ist extrem flach und scharf und ich habe ein bisschen ein Wirbel vor mir gesehen. Also hab' ich versucht, mich auf die Linie zu bewegen, zu reagieren. Standards sind immer Details und da geht es so schnell, da muss man Millisekunden-Entscheidungen treffen und da haben wir vielleicht die falschen getroffen."
Fitz offenbart Schwächen auf beiden Seiten
Deutlich härter ging Dominik Fitz - kurz nach Abpfiff - am "Sky"-Mikro mit der Herangehensweise bei Ecken ins Gericht: "Wir waren 90 Minuten überlegen und bekommen zwei dumme Standardtore – eine Katastrophe."
Allen voran hinsichtlich der Körperlichkeit bei den Cornern unterscheide sich Rapid klar von der Austria: "Wenn man sieht, wie die sich reinlehnen bei den Ecken. Dann schaut man bei uns - da sind sie teilweise gut geschlagen, aber es kommt nie einer zum Kopfball."
"Da müssen wir sehr viel dran arbeiten, um defensiv Stabilität hineinzubekommen und offensiv gefährlicher werden", sah der Austria-Spielmacher auf beiden Enden Verbesserungsbedarf.
Schließlich hatte man mehr als dreimal so viele Ecken wie der Rivale. Ähnlich wie die Überlegenheit am Feld in der Endabrechnung eine reichlich brotlose Tatsache aus Favoritner Sicht.