Natürlich werde auch mit anderen Trainern gesprochen, betonte Franz Wohlfahrt vor dem Anpfiff. Das hat der Sportdirektor schon Ende Februar ganz offen kommuniziert.
Gleichzeitig sagt er aber auch: "Thomas Letsch ist unser erster Ansprechpartner." Und als solcher hat der Deutsche seine Ausgangsposition am Samstag-Nachmittag in Graz wesentlich verbessert, wenn es darum geht, über den Sommer hinaus auf der Trainerbank der Wiener Austria zu sitzen.
Das 2:0 beim SK Sturm (Spielbericht) war der vierte Sieg im fünften Spiel unter dem 49-Jährigen. Damit weist er nicht nur einen Punkteschnitt von 2,4 pro Spiel auf, sondern hat auch den besten Start eines FAK-Trainers seit Peter Stöger im Sommer 2012 hingelegt.
Eine Premiere
Im Spiel gegen den Tabellen-Zweiten machte Letsch etwas, das vor ihm noch nie ein Austria-Coach in der Bundesliga getan hat - mit Alexandar Borkovic, Vesel Demaku und Dominik Fitz vertraute er von Start weg auf drei 18-Jährige.
Letzterer feierte einen Tag nach seiner Vertragsverlängerung bis Sommer 2023 sein Startelf-Debüt bei den Profis.
Holzhausers Torriecher unter Letsch
"Sie haben das sehr, sehr gut gemacht", lobte Raphael Holzhauser bei "Sky" die drei Youngster nach dem Schlusspfiff. Auch Holzhauser selbst hatte Lob verdient, mit seinem Doppelpack war er nämlich der spielentscheidende Mann.
Mit einer wesentlich offensiveren Rolle und mehr Freiheiten im Spiel nach vorne als unter Thorsten Fink ausgestattet, hat der Kapitän der Veilchen einen entscheidenden Anteil am Erfolgslauf unter Letsch. In den fünf Partien unter der Anleitung des Deutschen hat Holzhauser vier Tore erzielt sowie einen Assist angeschrieben. Im Schnitt trifft der 24-Jährige alle 112 Spielminuten, wenn der neue Trainer an der Seitenlinie steht.
Ausschlaggebend für den Erfolg beim SK Sturm war diesmal nicht nur Holzhausers Torriecher, sondern vor allem die insgesamt starke erste Spielhälfte. "Kompliment an die Austria. Sie haben von der ersten Sekunde an Vollgas gepresst, wir sind 90 Minuten lang nicht richtig ins Spiel gekommen. Das ist einfach bitter", stöhnt Sturms Innenverteidiger Dario Maresic.
"Wir haben noch gar nichts erreicht"
Michael Madl freut sich: "Wir haben erste Hälfte überragend gespielt, haben Sturm unter Druck gesetzt, sie nicht atmen lassen. Nach der Pause hatten wir ein bisschen Glück, so ehrlich muss man sein." Letsch ist entsprechend stolz: "Wenn man die erste Hälfte betrachtet, haben wir fast alles richtig gemacht. Der Plan ist aufgegangen. Wir waren extrem aggressiv, haben die Dinge super umgesetzt. Nach der Pause war es dann ein Kampf, da ging es darum, Mentalität zu zeigen – das haben die Jungs mit dem nötigen Quäntchen Glück gemacht."
Es läuft also bei den Veilchen, wenngleich der internationale Startplatz immer noch in weiter Ferne liegt. Das ist Letsch bewusst: "Es gibt nichts Schöneres als Siege. Deshalb genießen wir das im Moment. Aber wir haben noch gar nichts erreicht. Es gilt, weiter zu arbeiten."
Und wenn sich die Tendenz fortsetzt, dann wohl auch über den Sommer hinaus unter ihm als Austria-Trainer.