Was für eine Fußball-Woche!
Nach dem epischen Finaleinzug Inter Mailands über den FC Barcelona liefern sich nur zwei Tage später der SK Sturm und der FC Red Bull Salzburg im Meisterkampf der ADMIRAL Bundesliga ein spektakuläres 6-Tore-Fußballfest (Spielbericht >>>), in dem die Grazer am Ende als Sieger vom Platz gehen.
"Die erste Halbzeit war Werbung für Offensivfußball. Es ist wirklich mit brutalem Tempo hin und her gegangen, in beide Richtungen", atmet Sturm-Trainer Jürgen Säumel nach dem Spiel durch.
Böving und seine eineinhalb Tore
"In der zweiten Halbzeit war ich begeistert von der Mannschaft, wie sie aufgetreten ist und wie bereit sie für das Spitzenspiel war", so Säumel, der seine Mannschaft in der 18. Minute durch ein Eigentor von Aleksa Terzic in Führung gehen sah.
Eine Führung, die zum großen Teil auf die Kappe des von seiner Gelb-Rot-Sperre zurückgekehrten William Böving ging. Der Schuss des Stürmers wurde von Terzic unhaltbar abgefälscht, dennoch wollte der junge Däne für sein elftes Tor in dieser Bundesliga-Saison kämpfen: "Ich habe gesehen, das Tor wurde erst als Eigentor gewertet. Das muss sich ändern, weil der Schuss sowieso aufs Tor gekommen wäre."
Das wichtigste, so der 22-Jährige, sei aber der Erfolg der Mannschaft. Um diesen in trockene Tücher zu bringen, legte Böving zwei Minuten später einen drauf und erhöht auf 2:0 (20.).
Doch Salzburg kam vor der Pause durch Nene noch einmal ran (45.). Es war kein Spiel für schwache Nerven. Auch nicht für den Nordeuropäer: "Wir treffen, sie treffen. Aber wir haben es immer geschafft, vorne zu bleiben und mit einem Tor zu reagieren."
Wie sich Salzburg an Sturm die Zähne ausbiss
So auch zu Beginn der zweiten Hälfte, als Gregory Wüthrich den Zwei-Tore-Vorsprung wiederherstellte (48.).
Doch danach verkürzte Salzburg wieder. Unglücksrabe Emanuel Aiwu konnte eine Hereingabe nicht klären - plötzlich stand es nur noch 3:2 (59.). Während Salzburg-Coach Thomas Letsch offensiv All-In ging, stellte Säumel um.
"Wir haben gewusst, dass es für Salzburg ein 'Alles oder Nichts'-Spiel ist und sie - wenn es Unentschieden steht oder sie im Rückstand sind - alles nach vorne werfen werden."
Der Sturm-Coach brachte Emir Karic und Tochi Chukwauni, Sturm spielte von fortan mit einer Fünferkette. Ein Wechsel, der sich auszahlen sollte.
Säumel grinste: "Vorbereitung ist da das Wichtigste. (...) Wir haben gewusst, dass es für Salzburg ein 'Alles oder Nichts'-Spiel ist und sie - wenn es Unentschieden steht oder sie im Rückstand sind - alles nach vorne werfen werden."
Karic: "Wie in einem Film"
Sturm verteidigte alles weg und kam durch das eingewechselte Duo Karic-Chukwuani zum Siegtreffer (72.). Ersterer war nach seiner Verletzungspause glücklich, wieder am Platz zu stehen: "Wenn ich denke, wie die Saison für mich gestartet hat und wie es jetzt läuft, ist es wie in einem Film."
Filmreif war auch Karics Pass auf Chukwuani, der mit seinem dritten Saisontor den wichtigen Sieg gegen Salzburg eintütete. Aber was hat Karic zu Chukwuani vor der Einwechslung gesagt? "'Go, man!' Und er hat 'Go' gemacht", lachte der überglückliche Karic, der auch Sonderlob von seinem Trainer bekam: "Er hat es im Training sehr, sehr gut gemacht und versprüht positive Energie." Selbiges gelte auch für Torschützen Chukwuani, so Säumel.
Ist der Teamspirit der Erfolgsfaktor bei Sturm? Böving war sich sicher: "Wir haben 18 Spieler im Spieltagskader. Alle 11 Spieler können nicht das ganze Spiel spielen, also braucht es gute Spieler auf der Bank, die die Partie entscheiden können. Und das ist heute passiert."
Meistertitel? "Das Wort ist verboten"
Zwei Spiele vor der Ziellinie sind die Grazer nun in der Pole-Position. Chukwuani wollte noch nichts vom Wort "Meistertitel hören": "Das Wort ist verboten", lächelte der 22-Jährige.
Ein klein wenig offensiver klang Säumel: "Die Mannschaft hat mit dem Meister-Playoff schon so viel Erfahrung gesammelt in den letzten Jahren und hat bewiesen, dass sie mit dem Druck, aber auch Rückschlägen sehr gut umgehen kann. Natürlich bin ich der, der die Richtung vorgibt, aber ich habe eine Mannschaft zur Verfügung, die sehr erfahren, erprobt und sehr fokussiert ist."
Für Sturm steht bis zum Abschluss der 31. Runde nun etwas Regeneration an. Am 18. Mai wollen Säumel und Co. gegen Rapid aber wieder zeigen, dass "mit uns zu rechnen ist."